Königsetappe bei Kaiserwetter
Der Holzmindener Marktplatz erstrahlt im Licht der wunderbaren Herbstsonne am blauen Himmel. Die überdachte Tribüne – sozsagen Wahrzeichen dieses Citybiathlons, hätte heute auch als “Cabrio” funktioniert, zahlreiche erwartungsfrohe Zuschauer umrahmen sitzend, stehend, lachend, applaudierend und anfeuernd das Geschehen und verwandeln diesen idyllischen Platz mit Leichtigkeit in Niedersachsens brodelnste Biathlonarena. Fritz Fischer wusste es schon 2017, als Stargast des 1. Holzminder Citybiathlons: “Holzminden ist das Ruhpolding des Nordens.” Diese Feststellung des ebenso bekannten wie beliebten Biathlonstars der 80er Jahre ist auch beim 4. Citybiathlon und nach zweijähriger Coronapause top aktuell. Heute freuen sich die Holzmindener auf einen jüngeren Biathlonstar, der in Sachen Beliebtheit dem “alten Hasen” in nichts nachsteht. Erik Lesser, Doppelweltmeister 2015 im finnischen Kontiolahti und zweifacher Olympischer Vize-Champion 2014 in Sotchi hat gerade erst vor 6 Monaten mit einem letzten Weltcupsieg am Holmenkollen in Norwegen seine 15-jährige Karriere im DSV-Trikot beendet und ist dem Ruf des Stadtmarketings Holzminden gefolgt, beim Jederfrau/-mann-Spektakel im “Ruhpolding des Nordens” dabei zu sein. Ob beim spaßigen Prominentenrennen, in der Co-Moderation der Biathlon-Team-Challenge, der Siegerehrung oder beim Coaching am Biathlongewehr, der Thüringer Sportsoldat hat für jeden ein offenes Ohr, bringt beste Laune und viel Ausdauer mit.
Für die Biathlon-Tour ist es eine Premiere, die Stadt an der Weser im südlichen Zipfel Niedersachsens einmal im strahlenden Sonnenschein zu erleben. Der Citybiathlon war auch bei schlechterem Wetter schon eine strahlende Vorzeige-Etappe. In diesem Jahr ist er der bisherige Höhepunkt dieser so lebhaften Tour-Saison.
Wie wird ein Citybiathlon zum “König”?
Wie wird also ein Citybiathlon zur Königsetappe der Biathlon-Tour? Die tolle Tribüne und der Biathlon-Star, der dabei hilft, sie zu füllen, sind schon genannt. Das Kaiserwetter und den idyllischen Marktplatz kann man sich nicht backen, aber tolle geeignete Plätze gibt es in jeder Stadt und das Kaiserwetter ist ja auch hier in Holzminden nur die Belohnung für drei großartige Citybiathlons bei wechselhaften Bedingungen. Eine 200m-Laufrunde passt auch auf fast jeden Platz und wer jetzt sagt, “einen Lauf haben wir schon in unserer Stadt”, sollte sich die Biathlon-Tour-Events tatsächlich einmal anschauen. Allein im 25-minütigen Finale der besten 5 Teams gibt es heute 5 mal einen Führungswechsel und fast im Minutentakt wird das eine Team nach vorne und ein anderes nach hinten gespült, weil Millimeter über Treffer und Fehlschuss entscheiden und jeder einzelne Fehlschuss mit 50 m in den bereitstehenden Skilanglauf-Cardiogeräten rund 15 Sekunden Zeit kosten. Dieser Modus des Sprintbiathlons über nur rund 1000m pro Wettkämpfer mit 2 Schießeinheiten darin (je 5 Schüsse liegend und stehend) erhält über die gesamten 25-30 Wettkampfminuten eines Rennens Kurzweil und gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt. Wo gerade Euphorie war, können 2 oder3 Fehlschüsse für Enttäuschung sorgen während das eben noch gebeutelte Team den nächsten fehlerlosen Helden/in hervorbringt, die/der mit breiter Brust und unter Jubel in die nächste Laufrunde stürmt.
Und na klar braucht es eine gute Dramaturgie, gute Moderation, nahezu perfektes Biathlonequipment. Das bietet die Biathlon-Tour nicht nur in Holzminden, sondern in allen ihren Teamstädten. Ein aufmerksamer und gut vorbereiteter Musicman, wie hier in Holzminden DJ Sonoro, bringt dann noch einen kräftigen Schuss Partystimmung ins Biathlonfest und der Modus als Teamevent bringt den eigentlichen Star des Tages auf den Holzmindener Marktplatz: Den Teamgeist.
Der geheimnisvolle Teamgeist
Mit dem Teamgeist sind wir aber auch schon bei der “Kür” der Königsetappe, die sich nur bedingt planen lässt. Heute in Holzminden sind 18 vierköpfige Teams am Start. Diese 72 Biathlonfreunde haben teilweise etwas oder etwas mehr Biathlonerfahrung, doch die meisten gehen als neugierige, mutige Biathlon-Laien ins Rennen und haben Bock auf die Herausforderung. Man muss das wirklich erleben, wie Freunde oder Arbeitskolleginnen anfeuernd, jubelnd, mitfühlend durch Dick und Dünn gehen, in dieser halben Stunde ihres Rennens enger und enger zusammengeschweisst werden und am Ende von ihrer Challenge wie auf einer Woge gemeinsam ins Ziel gespült werden. Mit der Platzierung ist da längst Frieden geschlossen, Fehlschüsse sind vergessen. Gemeinsam haben sie sich auf unbekanntes Terrain getraut, geschwitzt nicht nur beim Laufen, sondern auch vor Aufregung, weil da hunderte Augen auf Dich schauen, Du aber nicht hundert mal geübt hast und Dir deshalb überhaupt nicht sicher sein kannst, ob Du zum Helden/in wirst oder Du mit der Unterstützung Deines Teams erst wieder jenen Boden unter die Füße bekommst, in den Du vielleicht am liebsten versinken möchtest? Ja, es gehört auch Mut dazu, einmal etwas zu wagen, ohne zuvor auch nur ansatzweise versichert zu sein, wie es wohl ausgeht? Je gewagter der Einsatz, desto größer die Gewinnchance. Und nur, wer sich im Ziel schon einmal in den Armen lag, weiss, dass nicht nur die Ersten Sieger sein können.
So hört sich Biathlon in Holzminden an
Vom König und den Prinzen
Biathlon-Tour-Etappen, die das bisher Beschriebene so oder ähnlich umsetzen werden am Ende zu den schönsten Etappen des Jahres gehören, aber doch höchstens bis zur Prinzen-Etappe aufsteigen, weil die Königsmacher – die Rede ist vom Organisationsteam des Citybiathlons um das Stadtmarketing Holzminden, noch Asse im Ärmel haben. Die Damen des Stadtmarketings, im Bild links Prokuristin Inga Schaper und rechts Projektleiterin Ann-Katrin Otte (es muss an dieser Stelle unbedingt auch die Geschäftsführerin Katrin Steffen genannt werden, die kurzfristig erkrankte und deshalb nicht vor Ort sein konnte) haben diese gewisse Extraportion Lust auf dieses Event und stecken damit förmlich an. 18 vierköpfige Teams für einen kompletten Sonntag zu gewinnen ist aller Ehren wert. 20 lokale und regionale Firmen von einem Sponsoring des Citybiathlons zu überzeugen ist im Vergleich aller Etappengastgeber herausragend und vielleicht nur zu verstehen, wenn man den “Vater” des Holzmindener Citybiathlon erleben durfte, den leider in diesem Jahr verstorbenen Ralf Schwager. Die Überzeugung, mit der er die Holzmindener Unternehmer für dieses Event begeisterte und gewann, die genaue Vorstellung davon, wie dieser Citybiathlon die Herzen der Holzmindener erobern sollte, aus solcher Klarheit kann Großartiges entstehen. Da passt es ins Bild, dass es sich Holzmindens Bürgermeister, Christian Belke (Bildmitte im hellgrauen Pullover) nicht nehmen lässt, die Eröffnungsworte zu sprechen und im launigen Prominenten-Rennen Erik Lesser “auf den Zahn zu fühlen”. Auch Holzmindens vielleicht bekannteste Sportlerin, Annika Roloff, die mehrfache Deutsche Stabhochsprungmeisterin und Olympiastarterin 2016 in Rio, beehrt den 4. Citybiathlon und wird, nach dem Duell 2019 gegen Michael Rösch, schon zum zweiten Mal zur Biathletin. Neben der Teilnahme des Geschäftsführers des Kreissportbundes Holzminden, Steve Sander (im Bild rechts vom Bürgermeister) bestätigt gerade auch die Teilnahme des Chefs des Hauptsponsoren, Braunschweigische Landessparkasse, Oliver A. Fuchs (Bild: im Sparkassen-Pulli) die Verbundenheit der Verantwortlichen mit diesem Event. Der Bankdirektor ist am Mittag im ersten Wettkampf aktiv und dankt dem Team der Biathlon-Tour am Abend in der Dämmerung für unseren Einsatz. Das können wir mit voller Überzeugung zurückgeben.
Wenn anfangs von “Assen im Ärmel” geschrieben wurde, dann können zwei noch aufgespielt werden. Die beiden Experten im Orga-Team, die Vereinsvorsitzenden des MTV Altendorf, Hermann Meyer, und der Schützengilde Golmbach, Jochen Droste (im Bild mit roter Jacke). Beide sind sehr erfahren in der Organisation von Sportveranstaltungen. Jochen Droste organisiert sogar jährlich den Golmbacher Sommerbiathlon im Mai und die Sommerbiathlon-Abteilung des MTV Altendorf hat mit Jan Fischer und Luca Gömann Athleten hervorgebracht, die sogar um Nationale Meistertitel mitkämpfen können. Die beiden Vorsitzenden bringen knowhow und erheblichen Arbeitseinsatz in das Projekt Citybiathlon ein. Für eine Königsetappe braucht man genau solche Unterstützer!
Spaßiger Auftakt vor toller Kulisse
Und dann kann’s losgehen. Der Countdown aus hunderten Kehlen schickt die 4 prominenten Holzmindener und den Biathlon-Weltmeister aus Thüringen auf die Marktplatzrunde.Ihr Wettkampf entspricht dabei jenem, der nachfolgend auch jedem der 72 Staffelwettkämpfern abverlangt wird. Nach 2 Laufrunden von je 200 Metern treffen die leicht enteilten Steve Sander und Erik Lesser mit ihren Verfolgern, Bürgermeister Christian Belke, Bankdirektor Oliver Fuchs und Leichtathletin Annika Roloff nochmals kurz zusammen. Während die 4 weniger geübten Biathleten mit dem Liegendschießen, also der vergleichsweise einfacheren Schießübung starten, ist Erik Lesser gleich voll gefordert beim Stehendschießen, das er mit Betreten der Matte in 15 Sekunden beendet haben muss. Dass ist selbst für den Ausnahmekönner durchaus eine Herausforderung, obwohl die Zielgröße von 45 mm Durchmesser bei 10 m Schießentfernung nur etwa halb so anspruchsvolle Bedingungen schafft im Vergleich mit einem Weltcup-Biathlon. Dieses “Handicap-Bündel” ist auch notwendig, damit die Zuschauer den Star zumindest für eine Strafrunde von 50 m auf dem Skilanglauf-Cardiogerät ganz aus der Nähe sehen können.
Während Erik Lesser also vor der Tribüne für 50 m “Nachsitzen” muss verliert der läuferisch schnelle KSB-Geschäftsführer durch 2 Fehlschüsse zunächst den Anschluss zum Biathlonstar. Die Verfolger bleiben dicht zusammen, denn sie erzielen jeweils 3 Treffer beim Liegendschießen.
Steve Sander kämpft sich auf den nächsten beiden Laufrunden wieder an Erik Lesser heran, um dann beim Stehendschießen die hohe Verausgabung mit 3 Fehlschüssen zu bezahlen. Während der Sportwissenschaftler also für 150 m in die Strafrunde muss löst Erik Lesser seine 15-Sekunden-Aufgabe dieses mal komplett fehlerfrei und läuft mit weisser Weste auf die abschließenden 2 Marktplatzrunden. In der Verfolgung hat sich Christian Belke den 3. Platz erobert, ist diesen aber nach 3 Fehlschüssen gleich wieder los, weil Annika Roloff und Oliver Fuchs jeweils starke 4 Treffer erzielen. Alle Achtung.
Und während Erik Lesser beim Sieger-Interview die Bedeutung hervorhebt, die dieser Triumph von Holzminden in seiner Titelsammlung hat, kann sich 30 Sekunden hinter ihm Steve Sander als Holzmindener Promi-Biathlon-Champion feiern lassen. Er distanziert die Leichtathletik-Trainerin und künftige Sportlehrerin, Annika Roloff, auf den 3. Platz, die wiederum dem ersten Mann der Stadt und dem “Kapitän” der Holzmindener Sparkasse mit rund 20 Sekunden Vorsprung den Platz auf dem Stockerl wegschnappt. So entscheiden sich die beiden Holzmindener Führungskräfte für “geteiltes Leid”, wenn es schon der undankbare 4. Platz sein muss. Der Dank des Publikums, des Stadtmarketings und der Biathlon-Tour gilt allen 5 Akteuren für diesen spaßigen Auftakt des Citybiathlons, der Freude auf mehr macht.
Biathlon-Team-Challenge mit 18 Teams
18 vierköpfige Teams kämpfen in 4 Rennen um die 5 Plätze im Finale, das um 17.20 Uhr zum abschließenden Highlight dieses Biathlontages wird. Den Anfang machen die BLSK Runners (oben links) gegen die aus Gifhorn angereisten “Ultrasüßen Schmuse Kätzchen” (in schwarz), die SymSporties 2.0 (in rot, rechts) bei denen Dauerbrennerin Melanie Behringer an bisher allen 4 Citybiathlons teilnahm, was ausser ihr nur für die beiden Schmuse Kätzchen Raphi und Cedric Kostrewa gilt. Erste Citybiathlon-Erfahrung schnuppert heute das Team “Projekt Begegnung” (in den grauen Shirts) und mit verjüngtem Team laufen die Energiebündel der Stadtwerke Holzminden sozusagen als “alte Bekannte” zum vierten Start beim Citybiathlon ein. Den symbolischen Einlauf über den roten Teppich haben sich alle WettkämpferInnen alleine schon ihres Mutes wegen voll verdient. So sieht das in bewegten Bildern aus.
In diesem ersten Rennen überragen die “Ultrasüßen Schmuse Kätzchen” und schaffen als schnellstes aller 18 Teams überlegen den Finaleinzug. Ihr Schnellster, Raphael Kostrewa (im Bild oben links beim Stehendschießen im Duell mit Dustin Bachmann) schafft mit seinen 10 Schüssen 10 Treffer, was ausser ihm noch 4 weiteren WettkämpferInnen an diesem Tag gelingt. Raphael erzielt in diesem Rennen in 4:45 Minuten die zweitschnellste Einzelzeit des Tages. Beim zweitplatzierten Team dieses Rennens, “Projekt Begegnung”überzeugt besonders der erst 15-jährige Fußballtorwart, Dustin Bachmann. Er kann nicht nur Treffer verhindern, sondern sie auch erzielen. 8 werden es mit seinen 10 Schüssen und mit 5:47 Minuten der 14. Platz unter den 72 Wettkämpfer/innen. Eine tolle Biathlonpremiere für Dustin und sein Team, das am Ende Platz 9 belegt.
Bei den Energiebündeln, die in diesem Rennen Platz 3 belegen, ist ebenfalls der Jüngste der Beste. Nico Schäfer benötigt 6:09 Minuten, was in der Einzelrangliste Platz 21 bedeutet. Nur eine Sekunde länger ist sein Teamkollege, David Dierkes, unterwegs. Der Technische Leiter der Gas- und Wasserversorgung in Holzminden erreicht den 22. Platz und zusammen mit seinen Kollegen als Team Platz 11.
Bei den SymSporties 2.0 schaffen Bernd Klie mit 8 Treffern und Ina Stang mit 6 Treffern die besten Ergebnisse, doch mehr als der 4. Platz in diesem Rennen ist für die Run-artists der symrise AG heute nicht drin. Dafür können sie sich später noch mit ihren Kollegen des anderen symrise-Team freuen.
Manuel Wenzel, der BLSK-Filialleiter in Delligsen und Eschershausen, kann als Schnellster seiner BLSK Runners den 5. Platz seines Teams nicht mehr verbessern.
Das 2. Rennen der Team-Challenge
Im 2. Rennen trifft das Gewinner-Team der Biathlon-Tour-Etappe in Bad Oeynhausen, die TG Werste (oben links, in blau) auf die “Running Gags des TV Deutsche Eiche Holzminden, die in diesem Jahr bereits 2. Plätze bei den Citybiathlons in Brakel und Braunlage erkämpften. Zum zweiten Mal dabei – nach 2018 – sind die Weserflöhe des Finanzamtes Holzminden (in gelb/grün) und müssen sich der jungen Ju Jutsu-Runners des TV Stadtoldendorf erwehren (in blau). Schön, dass auch die Bürgergenossenschaft Holzminden kurzfristig noch ein Team gemeldet hat, das in den weissen Shootingstar-T-Shirts antritt.
Den Weg ins Finale nimmt, nicht ganz überraschend, das Team der Running Gags. Sie hatten beim Citybiathlon in Brakel als Vize-Champions schon eindrucksvoll gezeigt, was sie leisten können und stecken hier auch das Fehlen der treffsicheren Lena Timmermann weg. Der Beste dieses Rennens, Hannes Kuhnt (im Bild oben rechts), wird zugleich auch der beste Biathlet des Tages. In 4:43 Minuten liegt der sportliche Schüler des Holzmindener Campe-Gymnasiums am Ende knappe 2 Sekunden vor Raphael Kostrewa und schafft dies trotz einer Strafrunde, die ihm ein Fehler im Stehendschießen einbringt. Nur am Rande erwähnt: Mit seiner Siegerzeit ist Hannes 70 Sekunden schneller als Erik Lesser, bei exakt der gleichen Distanz über 6 Laufrunden und eine Strafrunde. Klar, Erik Lesser ließ es ruhig angehen und war auch nicht gefordert, aber es wird schon deutlich, dass dieser Citybiathlon auch sportlich Ausgezeichnetes zu bieten hat. Hannes, der im leichtathletischen Mehrkampftraining sein Bewegungstalent schon in jüngeren Jahren entwickelte, gehörte schon 2019 hier auf dem Marktplatz als 11. der Einzelrangliste zu den Besten und hat in der Biathlon-Abteilung seines Vereins, die im Anschluss an den Citybiathlon 2019 eröffnet wurde, unter Trainer Andreas Timmermann einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Der heutige Etappensieg in der Einzelwertung wird nicht sein letzter Erfolg im Sommerbiathlon bleiben, wenn er dieser Sportart treu bleibt. Und wie sich Winterbiathlon anfühlt, wird er Ende Februar 2023 im Finale der Biathlon-Tour in der Skihalle in Oberhof erfahren, wo er gegen die Sieger der anderen Etappenstädte auf Skiern und am Kleinkalibergewehr um den Toursieg kämpfen wird.
Die Running Gags sehen wir also um 17.20 Uhr im Finale wieder und vielleicht dann auch das Team der TG Werste. Das läuferisch starke Team wird in diesem Rennen Zweiter und ist nach 2 Rennen das bessere zweitplatzierte Team. Der Etappensieger von Bad Oeynhausen, Alexander Bonitz, macht seine Sache mit 5:31 Minuten und 8 Treffern auch hier in Holzminden klasse. Er belegt damit Platz 10 der Einzelwertung und bringt sein Team als Startläufer auch zunächst in Führung, doch für den Sieg sind Biathlonfan Kathrin Holtmann, Ultra-Ultra-Langstreckenläufer Renè Marten und Kämpfer Arne Holtmann heute nicht treffsicher genug.
Eine positive Überraschung sind die jungen Ju Jutsu Runners des TV Stadtoldendorf. Als jüngstes Team halten sie mit den älteren bestens mit, holen Platz 3 in diesem Rennen und Platz 10 in der Team-Gesamtwertung. Jonas Halgasch ist ihr Bester in 6:42 Minuten, aber Jesse Kuhlmann (6:45 Minuten und 9(!) Treffer) und Justin Blume (6:52 Minuten) liegen dicht dahinter. Nun müssen die 3 ihrem Trainer, Moritz Siegert, nur noch das Schießen beibringen, dann klappt’s auch mit der Finalqualifikation.
Die Bürgergenossenschaft holt den 4. Platz und in der Teamgesamtwertung Platz 13. Tobias Kumlehn, der einzige der Vier, der schon Erfahrungen beim Citybiathlon sammeln konnte, ist mit 6:50 Minuten der Beste des Teams, obwohl Magnus Pamme mit 8 Treffern sogar noch besser schießt. Mit dieser Erfahrung kann es im nächsten Jahr schon in die Top10 gehen. Den Kämpfern für eine lebendige Holzmindener Innenstadt ist das natürlich sehr zu wünschen.
Die Weserflöhe haben alles, um das auch zu schaffen. Mit Volker Hesse ist der Schießtrainer schon im Team, er erzielt 8 Treffer mit seinen 10 Schüssen. Und Andre Bredemeier wäre ein bereits fitter Lauftrainer. Jetzt sind wir gespannt, ob die Weserflöhe im nächsten Jahr als geübte Athleten auf den Marktplatz zurückkommen?
Das 3. Rennen der Team-Challenge
Im 3. Rennen treten die Teams der Polizei Holzminden (in gelb) und der SymSporties (in rot, rechts unten) wegen der kurzfristigen Erkrankung zweier Teamkolleginnen dezimiert zu Dritt an. Renè Rehfeldt (1-11 im Polizei-Team) und Andrei Fergert (1-14) bei den SymSporties werden sowohl Start- als auch Schlussläufer ihrer Teams sein. Vollzählig und durchaus favorisiert für einen Finalplatz starten die All 4 One reloaded, obwohl die Sieger der Biathlon-Team-Challenge in Schierke mit Jan Fischer und Luca Göhmann zwei Topleute ihres Teams ersetzen müssen. Die fantastischen 4 der BLSK sind optimistisch: “läuft!”
Im spannendsten der 4 Rennen kann Julia Lempken das All 4 One reloaded-Team in der 3. Runde doch noch in Führung bringen mit ihren 8 Treffern und 5:35 Minuten. Mit diesem Resultat wird Julia beste Wettkämpferin des Tages und platziert sich als 11. auch mitten unter die besten Männer. Gleiches war ihr auch 2018 schon gelungen. Bis dahin hatten die SymSporties geführt, weil Andrei Fergert, der Schichtleiter der Symrise AG, wie 2018 und 2019 überragend performt und als bester “Nicht-Biathlet” mit seinem Resultat den Sprung in die Top 10 schafft. Da Dirk Urban ihm kaum nachsteht und in 5:45 Minuten ebenfalls unter den 15 Besten des Tages liegt, sind die SymSporties auf Finalkurs, obwohl Klaudia Vandieken als All 4 One reloaded-Startläuferin einen tollen Job macht. Die Deutsche Sommerbiathlon-Meisterin 2022 der AK 55 im Massenstart bringt alle 10 Schüsse ins Ziel, schafft 5:56 Minuten und wird drittbeste Dame. Je älter desto besser ist ihr Motto. Polizist und Ironman Renè Rehfeldt ist läuferisch klasse, wird bei seinen beiden Einsätzen von insgesamt 13 Strafrunden aber immer wieder zurückgeworfen. Wenn man nicht trifft muss man wenigstens schnell weglaufen können. Aber wenn er 2023 beides hinkriegen sollte ist er sicher ein Top10-Kandidat. Das gilt so ähnlich auch für seinen Kollegen, Polizeioberkomissar Stefan Potthoff, von dem uns leider kein Bild in Aktion vorliegt. Sehr wohl in Aktion sehen wir All 4 One-Schlussläufer Felix Gömann. Er kann sich für ihn ungewohnte 3 Schießfehler erlauben und bringt All 4 One reloaded zum Sieg und ins Finale, das Andrei Fergert auch mit seinem SymSporties-Team erreicht, als bestes zweitplatziertes Team in 25:33 Minuten. Die fantastischen 4 ziehen ihren Joker zu spät. Schlussläufer Muharrem Akdemir erzielt 7 Treffer und 6:59 Minuten und ist damit der Beste in seinem Team. Doch der nächste Titel kann schon wieder ein Hit werden.
Das 4. Rennen der Team-Challenge
Oldies und Youngster gleich nebeneinander, was sie verbindet: sie sind alle gute Sportler. Die OrientierungsläuferInnen des OLV Uslar (in grün) haben jedoch weniger Biathlonerfahrung als das junge Gilde-Team (in rot). Die Schützlinge von Jochen Droste, als Gilde-Kids vor 4 Jahren Publikumslieblinge und positive Überraschung in einem, sind zu Siegkandidaten herangewachsen. Ähnlich jung und ähnlich erfolgreich wie das Gilde-Team sind die Strongfighters des TV Stadtoldendorf. Die Ju Jutsu-KämpferInnen schafften 2019 bereits den 6. Platz beim Citybiathlon. Leider fehlt mit Rico Haas ihr Bester von 2019 wegen einer Schnittwunde an der Hand. Für die Biathlon-Neulinge aus Braunschweig, die als Team “Weser-Rennaissance” mit dem Einlaufsong “Waterloo” ihre Befürchtungen anklingen lassen, wird es natürlich nicht leicht in diesem Rennen, aber ein “Waterloo” wird bei diesem Citybiathlon garantiert kein Team erleben, dafür hat das Holzmindener Publikum alle mutigen Neulinge viel zu lieb.
34 Treffer mit 40 Schüssen sind für das Gilde-Team die Eintrittskarte ins Finale. Als drittbestes Team des Tages und mit der drittbesten Einzelleistung des Tages durch Jannis Owsianski in 4:48 Minuten mit 8 Treffern sind sie in diesem Rennen nicht “zu knacken”. Doch die Strongfighters liefern einen tollen Kampf. Henri Rogel bleibt in 5:57 Minuten als Bester seines Teams unter der 6 Minuten-Marke und schafft es in die Top20. Die 15-jährige Melanie Reimers, Deutsche Ju Jutsu-Vizemeisterin der Schülerinnen, schafft als gänzlich ungeübte Biathletin 8 Treffer mit ihren 10 Schüssen und wird in 6:13 Minuten viertbeste Wettkämpferin des Tages. Justin Blume, gerade 12 Jahre alt und bereit, in beiden Ju Jutsu-Teams anzutreten, wäre vielleicht rot geworden, wenn er die lobenden Worte von Erik Lesser über ihn gehört hätte. Doch der Biathlonstar hat recht. In diesem jungen Alter und hineingeworfen in eine Sportart, in der ihm die Übung fehlt, dann das Selbstvertrauen für Starts in beiden Teams zu haben ist alleine schon erstaunlich. 8 Treffer in seinem zweiten Wettkampf können dann einfach begeistern, vor allem jene, die sich an unverbrauchten Sporttalenten erfreuen können. Aber nicht nur die Youngster prägen dieses Rennen. Evi Drese, niedersächsische Landesmeisterin im Orientierungslauf der Seniorinnenstaffeln, behält die Orientierung auch bei ihrem Biathlondebut mit 8 Treffern und 6:33 Minuten. Als siebtbeste Wettkämpferin schafft sie auch in der kompletten Einzelrangliste einen Platz unter den ersten 30. Matthias Blaschke wird mit 5:52 Minuten sogar 16. der Einzelwertung, wobei dies für den Finalteilnehmer der Biathlon-Tour 2018 nicht überraschend ist. Und wie schlägt sich die “Weserrennaissance” in der Schlacht von Waterloo? Napoleon hätte Michaela Goros mit Kusshand in seine Truppen aufgenommen. 6 Treffer von ihr, 5 von ihrem Mann, Antonios, sowie jeweils 3 von Nicole und Stefan hätten zwar auch nicht für einen Sieg bei Waterloo gereicht, aber mit Infrarotgewehren beim friedlichen Sportspektakel auf dem Holzmindener Marktplatz fühlt es sich für die Zuschauer und die Biathlon-Neulinge wie ein Sieg an.
Das Finale der besten 5 Teams
Der Holzmindener Biathlontag neigt sich dem Ende zu, doch für die 5 besten Teams fängt er jetzt erst so richtig an. Für das schnellste Team der Vorrunde, die Ultrasüßen Schmuse Kätzchen aus Gifhorn (in schwarz) auf Bahn 1 geht es ebenso bei Null wieder los, wie für das zweitschnellste Vorrundenteam, die Running Gags (in grün) auf Bahn 2. Das All 4 One reloaded-Team startet als Sieger des 3. Vorlaufs auf Bahn 3 mit der viertschnellsten Zeit und das Gilde-Team (in rot/schwarz) mit der kürzesten Erholungszeit und drittbester Vorleistung auf Bahn 4. Als einziges Team ohne kontinuierliches Biathlontraining haben es die SymSporties zum zweiten Mal nach 2019 als bestes zweitplatziertes Team mit der fünftschnellsten Zeit ins Finale der Besten geschafft. Los geht’s!
Raphi Kostrewa, der zweitbeste der Einzelwertung, bringt seine Ultrasüßen Schmuse Kätzchen mit einem fehlerlosen Liegendschießen gleich in Führung. Folgen kann da zunächst nur Andrei Fergert von den SymSporties und mit etwas Abstand, Klaudia Vandieken für All 4 one reloaded, die beide ebenfalls fehlerlos schießen. Jannis Owsianski und Vitali Streich müssen mit einer bzw. zwei Strafrunden erst wieder Anschluss finden. Doch schon das Stehendschießen bringt eine ganz neue Situation hervor. Der bisher maximal treffsichere Raphi Kostrewa muss mit 3 Schießfehlern 150 m Nachsitzen. Der schnelle Jannis Owsianski vom Gilde-Team, der auf den Laufrunden 3 und 4 schon wieder aufgeschlossen hatte, und Andrei Fergert übernehmen mit jeweils nur einem Fehler im Stehendschießen, die Führung. Claudia Vandieken hält All 4 One reloaded mit 4 Treffern auf Rang 4 auf Kurs, aber die Running Gags werden durch 5 Schießfehler von Vitali Streich im Stehendschießen mächtig zurückgeworfen.
Im Duell um die Führung überholt SymSportie Dirk Urban mit einem fehlerlosen Liegendschießen das Gilde-Team, das mit dem jungen Timon Balke mit 4 Treffern erster Verfolger bleibt. Wer hätte das gedacht. Die SymSporties schaffen gegen die scheinbar übermächtige Konkurrenz die Flucht nach vorne und bleiben auch nach dem Stehendschießen an der Spitze. Beinahe unbemerkt hat sich jedoch Maeva Kostrewa für die Ultrasüßen Schmusekätzchen mit einem fehlerlosen Liegendschießen näher herangearbeitet an Timon Balke und in diesem richtungsweisenden Moment des Finals beim zweiten Stehendschießen, ist sie hochkonzentriert, schafft als einzige in dieser Runde das fehlerlose Stehendschießen, bringt ihre Ultrasüßen Schmuse Kätzchen wieder auf Platz 2 und hält den Rückstand auf die SymSporties mit 19 Sekunden in Grenzen. Mit ihren 5:47 Minuten wird Maeva Kostrewa zweitbeste Wettkämpferin des Tages in einem Moment, in dem ihr Team diese Topleistung auch zwingend benötigt. Das Gilde-Team muss nach den 4 Schießfehlern von Timon Balke im Stehendschießen auf Platz 3 in die zweite Finalhälfte starten, Laura Käse macht für die Running Gags einen Platz gut und übergibt nach 8 Treffern und 6:28 Minuten an vierter Stelle an den Schnellsten des Tages, Hannes Kuhnt. Luise Melms verliert mit 5 Schießfehlern zunächst den Anschluss und die All 4 One reloaded müssen mit Julia Lempken und Felix Gömann nun auch auf Fehler der vor ihnen liegenden Teams hoffen.
Und erneut wendet sich das Blatt in diesem Finale. Friedrich Neubauer bringt die Ultrasüßen Schmuse Kätzchen zurück an die Spitze des Feldes und benötigt dazu “nur” ein solides Rennen mit 3 Schießfehlern, weil der zunächst führenden Jennifer Rube von den SymSporties in diesem Finale nur wenig gelingen will. 5 Schießfehler im Stehendschießen sind für die Projektmanagerin der Symrise AG doppelt schmerzlich, denn als sehr schlanke Person auf dem kraftintensiven Skilanglauf-Cardiogerät werden die 250 Strafrundenmeter für sie und ihr Team zur Ewigkeit. Und so zieht auch das Gilde-Team durch Leonie Bartrams 10 Treffer vorbei bis auf Rang 2 und die erfolgreiche Aufholjagd der Running Gags führt durch Hannes Kuhnt schon dicht an Platz 2 heran. Auch Julia Lempken zieht vorbei und übergibt an vierter Stelle auf All 4 One reloaded-Schlussläufer Felix Gömann.
Was für ein showdown in diesen letzten Minuten eines tollen Biathlon-Tages. Cedric Kostrewa bringt den Sieg der Ultrasüßen Schmuse Kätzchen eher mit Tempo und Kraft als mit präzisem Schießen so souverän nach Hause, dass für Erik Lesser schon zwei Runden vor Schluss die spannendere Frage ist, welche Jubelchoreo die vier Schmuse Kätzchen wohl einstudiert haben? Hier ist die Auflösung:
Einen großen Kampf um Platz 2 liefern sich die beiden Youngster des Gilde-Teams, Colin Hartmann, 3. der Deutschen Sommerbiathlon-Meisterschaft 2022 im Sprint der Schüler sowie Linus Timmermann, der heute 16 Jahre jung wird und ganz ähnlich, wie Colin, in den zurückliegenden 3 Jahren eine phantastische sportliche Entwicklung genommen hat. Die beiden Bübchen von damals, übrigens 2019 auf den Plätzen 91 und 92 der Einzelrangliste, sind heute kaum mehr wiederzuerkennen und topfitte Athleten geworden.
Wer dieses tolle Duell der beiden weiter oben noch nicht in bewegten Bildern gesehen hat:
Heute entscheidet Linus Timmermann diese spannendsten Sekunden des 4. Holzmindener Citybiathlons für sich und sichert seinem Team der Running Gags nach starker Aufholjagd von Laura Käse und Hannes Kuhnt doch noch den 2. Platz vor dem natürlich zunächst enttäuschten Gilde-Team, das von Trainer Jochen Droste wieder aufgebaut wird und schon bald das Lachen wiedergefunden hat. Die beste Einzelleistung des Finals geht beinahe unter. All 4 One-Schlussläufer, Felix Gömann, glänzt mit 10 Treffern und 4:51 Minuten. Für ihn, wie auch für sein Team, bedeutet das am Ende Platz 4. Und auch SymSportie Andrei Fergert hat sich diese abschließende Erwähnung mehr als verdient. 4 Rennen legte er für sein dezimiertes Team in Vorrunde und Finale hin und mit allen 4 Resultaten schafft er es unter die 11 Besten des Tages. Chapeau für so viel Ausdauer, Konstanz und Willenskraft!
Ehrung und Dank
Ehrung heisst Würdigung und die gilt in besonderer Weise den Top-Teams des Tages auf dem Podium. Doch die Würdigung des 4. Holzmindener Citybiathlons ist damit längst nicht vollständig. Alle 72 Wettkämpfer/innen haben zu diesem tollen Tag ebenso beigetragen, wie das begeisterungsfähige Publikum, das bei diesem beinahe 8-stündigen Event ja sozusagen 2 Marathonlängen durchzuhalten hatte. Diese Marathons hat auch Erik Lesser mitgemacht, wettkämpfend, als Fotopartner, in Interviews, als genauer Beobachter in der Co-Moderation, als Siegerehrer, kurz: als höchst lebendiger Stargast des Tages.
Ein sehr herzliches Dankeschön geht an DJ Sonoro, der mit seiner Musikauswahl heute höchst selbstlos Freude macht. Der besondere Beitrag von Jochen Droste und Hermann Meyer zu diesem Biathlon-Tag war weiter oben bereits beschrieben und soll hier ebenso nochmals gewürdigt werden, wie die herausragende Rolle des Stadtmarketing Holzminden. Mein persönlicher Dank gilt meinem Team der Biathlon-Tour, das einmal mehr einen Platz auf dem Podium verdient hätte, dieses aber “nur” pünktlich auf- und abbaut, aber seit Jahren ungeschlagener Champion hinter den Kulissen ist.
Bilder: Siegward Pein Technik: Daniel Holtschneider Text: Martin Bremer