[:de]
Herner Feuerwehrmann vor Lindens Jägern
2 Tage Biathlon auf Schalke-Tour auf der Lindener Meile
Über die Hauptgeschäftsstraße mit Straßenbahnschienen erreichen wir Linden und seinen Oberen Marktplatz, auf dem die Biathlon auf Schalke-Tour am Samstag und Sonntag (5. und 6.9.) während des schon traditionellen Stadtfests Lindener Meile Station machen wird. Der rund 17.000 Einwohner zählende Stadtteil in Bochums Süden mit seiner herrlichen Lage eingerahmt von der Ruhrschleife im Süden und dem Weitmarer Forst im Nordosten wirkt wie eine Kleinstadt. „Linden bewegt“ sagt man hier über sich selbst und die kommenden 2 Tage zeigen uns in schöner Weise, dass man hier auf Menschen trifft, die verwurzelt sind und Linden als Heimat in ihren Herzen haben.
Ein Herz hat man hier auch für das Schützenwesen. Gleich zwei Schützenvereine – aus Weitmar und Dahlhausen – flankieren die Biathlonarena und betreiben mit einem bunten Programm Nachwuchsförderung. Insofern erstaunt es uns nicht besonders, dass viele Lindener im Gespräch ihre Verbundenheit mit dem Biathlon mitteilen. Die meisten kennen den Biathlon auf Schalke aus dem TV, einige erzählen von ihrem Live-Erlebnis in der Veltinsarena oder ihren Reisen zu den Weltcups nach Oberhof und Ruhpolding. Dass die Biathlon auf Schalke-Tour zur Lindener Meile kommt, ist so ziemlich allen bekannt, die zur Biathlonarena kommen, denn es wurde in den lokalen Medien mehrmals angekündigt.
Die Lindener trotzen dem Regen
Beste Bedingungen also für ein zweitägiges Jedermann-Biathlonfest mit spannenden Duellen um die begehrten Gänsehaut-Tickets für den Biathlon auf Schalke am 28.12., wenn da nur nicht die ständigen, kräftigen Regengüsse wären. Doch selbst vom allzu nassen Samstag lassen sich die Lindener nicht unterkriegen. Kaum lässt der Regen nach, kommen wieder Besucher auf den Oberen Marktplatz, die rasch zu Mitmachern werden und ihre Treffsicherheit mit den Biathlongewehren auf die 10 m entfernten 60 mm-Ziele testen. Viele haben dabei ihr Erfolgserlebnis, was von uns durch die Wahl der recht großen Zielflächen auch beabsichtigt ist. Originale Biathlonbedingungen wären bei 10 m Schießabstand mit 25 mm-Zielen hergestellt, also einer weniger als halb so großen Zielfläche im Vergleich zu den verwendeten.
100 Duellanten und 8 mit Volltreffern
Schwieriger wird es dann schon für die Teilnehmer am Biathlonduell. 100 Wettkämpfer nehmen im Laufe des Wochenendes die kostenlose Möglichkeit wahr, sich im Schießen nach körperlicher Anstrengung miteinander zu messen. Dafür wird auf den beiden Crosstrainern ein 200 m langer Skilanglauf simuliert, der selbst die fitten Sportler unter den Teilnehmern mächtig ausser Atem bringt. Freilich absolvieren die Sportler den 200 m-Lauf zumeist schneller als die weniger trainierten, doch beim Biathlonduell gewinnt, wer mit seinen 5 Schüssen die meisten Treffer erzielt. 5 Treffer, also ein gänzlich fehlerfreies Schießergebnis, erzielen in Linden gleich 8 Teilnehmer. So viele, wie noch bei keiner der vorherigen 5 Etappen. Erst bei Treffergleichheit entscheidet dann die bessere Zeit.
Die Besten des Samstags
Am Samstag erreichen Nathanael Ullmann in 3:14 Min. und Felix Kannengießer in 2:21 Min. das ideale Schießergebnis bevor der Leiter der Lindener Deutschen Bank-Filiale, Roland Reckert, zur Biathlonarena kommt und sein Können mit dem Gewehr bereits beim Schnupperschießen andeutet. Im Duell schießt er nicht nur treffsicher, sondern auch einen sehr schnellen Rhythmus und erreicht, trotz einer eher durchschnittlichen Laufleistung, die hervorragende Zeit von 2:09 Minuten bei 5 Treffern, was dem 38-jährigen Hobbyjäger die Führung nach dem 1. Tag einbringt.
Der spannende Sonntag
Der Sonntag, der erneut unbeständig und nass beginnt, startet mit einem Paukenschlag. Zur Biathlonarena kommen der Lindener Agraringenieur Dirk Wibbecke gemeinsam mit seinem Sohn Frederic, um sich im Vater/Sohn-Duell zu messen. Frederic hatte am Vortag schon erste Biathlonerfahrungen gesammelt, als er mit seiner Mutter, Valentina, zum Duell antrat. Auf den Crosstrainern sind Vater und Sohn nahezu gleich schnell, aber Dirk schiesst ebenso schnell wie präzise und kann die Jugend auf Distanz halten. Nicht nur seinen Sohn, sondern sämtliche Wettkampfteilnehmer bis dahin und setzt sich mit 2:00 Min. und 5 Treffern vorübergehend an die Etappenspitze. Der Biathlonfan verrät uns, dass er Inhaber eines Jagdscheins ist, jedoch neben Beruf und Familie kaum mehr seinem Hobby nachginge. Verlernt hat er es jedenfalls nicht.
Der treffsichere Feuerwehrmann
Weiter geht es Schlag auf Schlag. Jeder Regenguss scheint motivierte Biathlon-Neulinge auf den Oberen Markt zu spülen. Etwa Roland Stolz, der gemeinsam mit Frau Melanie und den beiden Söhnen zum Schnupperschießen erscheint und zunächst den beiden Jungs den Vortritt lässt. Als er dann selbst zum Gewehr greift erkennt Klaus Kremer, der Entwickler der hier zum Einsatz kommenden IQ-Laserschießtechnik, bereits, dass der Eppendorfer, der in Herne bei der Feuerwehr arbeitet, das Potential zum Etappensieg hat. Er positioniert sich mit der Digitalkamera, um das Duell zu filmen (Hier geht’s zum Video). Sportlich schnell bewältigt der passionierte Kajakfahrer den Crosstrainer-Lauf und schießt danach so sicher, als sei das überhaupt keine Schwierigkeit. Mit 1:51 Min. und 5 Treffern hat die Etappe einen neuen Spitzenreiter. Nach seinem Wettkampf erzählt uns Roland, dass er als Schüler mehrfach Essener Stadtmeister im Luftgewehrschießen war und später 12 Jahre lang bei der Bundeswehr diente. So ganz zufällig kommt sein Ergebnis also nicht zustande.
Wie schwierig 1:51 Min. und 5 Treffer zu schlagen sind, wird auch daran deutlich, dass es in 5 vorherigen Biathlon auf Schalke-Touretappen nur einen Teilnehmer gab, der ein besseres Ergebnis erzielen konnte. Es war in der Vorwoche in Brilon der Schalkefan Christian Müller, der mit 1:50 Min. die Gesamtführung der Tour übernahm.
Der Angriff der jungen Sportschützen
Doch 2 junge und gut trainierte Sportschützen kommen mit der Absicht zur Biathlonarena, die Chance auf die beiden Gänsehaut-Tickets zu nutzen und den Führenden noch zu stürzen. Der 17-jährige Pascal Eifel sammelte am Vortag bereits Erfahrungen im Biathlonduell. Dass er die 1:51 Min. drauf hat, weiss er. Sein 1 Jahr jüngerer Kollege Nick Trapp legt auf dem Crosstrainer ein noch schnelleres Pensum vor als Pascal. Die Umherstehenden sind sich recht einig, dass Nick dieses Tempo kaum wird durchhalten können. Doch er ist zäh und stark. Nach überragenden 64 Sekunden sprintet er vom Crosstrainer zum Gewehr. Pascal folgt ihm 8 Sekunden später. Nick ist zu stark ausser Atem, verzieht bereits den ersten Schuß. Es folgen 3 Treffer, dann ein weiterer Fehlschuss. Die tolle Zeit von 1:33 Min. bringt Nick bei 3 Treffern nur den 27. Platz ein. Pascal macht es besser , bleibt mit 1:44 Min. ebenfalls deutlich unter der Zeit des Führenden und schafft mit den besonders schwierigen ersten beiden Schüssen jeweils Treffer. Doch den 3 Schuss verzieht er, so dass am Ende 4 Treffer und Platz 9 für Pascal zu Buche stehen. Den Etappensieg verpasst er durch einen winzigen Moment der Unkonzentriertheit.
Esther Münch ehrt die Besten
Diese magischen Momente sind es, die den Biathlon so spannend machen. Ein Sieg ist in dieser Sportart niemals eine Routineleistung, denn es muss in den entscheidenden Situationen mit höchster Präzision alles genau passen. Heute passte alles für Roland Stolz, dem am Abend von der beliebten Kabarettistin Esther Münch auf der Bühne am Unteren Markt die Goldmedaille umgehängt und die Gänsehaut-Tickets übergeben wurden. Roland und seine Frau Melanie freuen sich schon riesig auf das besondere Erlebnis am 28.12. in der Veltinsarena.
Die Biathlon auf Schalke-Tour ermittelt bereits am kommenden Fr./Sa. (11./12.09.) den 7. Etappensieger beim zweitägigen „Auswärtsspiel“ in München. Im dortigen Einkaufszentrum pep tritt die Tour 2015 erstmals Indoor auf.
Fotos: Dani Schwammenhöferova
Text: Martin Bremer
Ein herzliches Dankeschön
Impressionen vom 1. Etappentag
[:]