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Arktische Grüße zum Frühlingsmarkt
Bei der Rückkehr auf den Dülmener Frühlingsmarkt empfängt uns wahrlich kein Frühlingswetter. Arktische Winde aus Nordost haben eisige Temperaturen im Gepäck und sorgen an diesem 3. Märzsamstag für ein Comeback des Winters. Im vergangenen Jahr hatten sich die Dülmener noch erfreulich wetterfest gezeigt. Im strömenden Regen traten 14 der 15 angemeldeten Teams vor dem Rathaus zur Biathlonstaffel-Meisterschaft an. Doch in diesem Jahr sorgte die Erkältungswelle schon im Vorfeld für Absagen. Nur 6 Staffeln nehmen die doppelte Herausforderung, Wintersport bei klirrender Kälte, an.
Doch was heisst schon “nur”? Die 22 Staffel- und 52 Einzelwettkämpfer sind unsere Helden des Tages! Wie schön, dass es sie gibt, jene, die Freude daran haben, ihre Komfortzone in Richtung Herausforderung zu verlassen. Zwischen 11 und 18 Uhr treten sie auf den Skilanglauf-Cardiogeräten, Thoraxtrainer, zum 400 m-Sprint an und testen sich im Anschluss daran an den Biathlongewehren mit Infrarottechnik am ungefährlichen Schießen auf die 50 mm-Scheiben. Von 14-16 Uhr wird das Jedermann-Biathlonevent dann zum Teamwettbewerb. Der beste Biathlet des Tages gewinnt das Wochenende in Ruhpolding, bei dem die Sieger aller Etappenstädte in der bekannten Chiemgau-Arena den Tour-Champion ermitteln und zuvor von Olympiasieger Fritz Fischer auf Langlaufski und am Kleinkalibergewehr fit gemacht werden. Die Sponsoren der Biathlon-Tour, Eurorepar und DS Automobiles, sorgen auch für die Übernachtung des Etappensiegers und seiner Begleitung in Ruhpolding. Das Tour-Team stoppt auch bei allen Staffelteilnehmern die Einzelzeiten heraus, so dass alle Wettkämpfer des Tages die Chance auf diesen tollen Preis haben.
Holmenkollen oder Dülmener Marktplatz
Biathlon macht sich heute gegenseitig Konkurrenz. Zeitgleich mit dem Dülmener Marktplatz-Biathlon sind am Fernsehen die Biathlonprofis am Holmenkollen zu bewundern. Dort das Massenstartrennen der Männer, während bei der Tour jeder seine eigene “Loipe” hat und gemischte Teams willkommen sind. Im direkten Vergleich mag der Holmenkollen-Weltcup in fast allen Kategorien die Nase vorn haben, doch in der Kategorie Tiefsttemperatur geht der Punkt heute an Dülmen. Das Bild oben zeigt bereits 2 Taktiken, wie die Wettkämpfer mit der Kälte umgehen. Dick eingemummelt aber ohne Handschuhe, wie Tobias Gövert aus dem Team des Etappensponsors Löwencentrum Peugeot Autohaus oder auf die wärmende Wirkung der Bewegung vertrauen, jedoch für die ruhige Hand dieselben in Handschuhe hüllen, wie Sabrina Kieszkowski, die, unübersehbar, für das Team der VR-Bank Westmünsterland an den Start geht.
Schon ein guter Brauch der Biathlon-Tour
Wie in den beiden vergangenen Jahren, so reisen auch jetzt gleich mehrere Etappensieger der Vorjahre zu den ersten Etappen des neuen Jahres. Hier in Dülmen sind gleich 6 Wettkämpfer am Start, die als Tagessieger schon einmal oder sogar mehrmals beim Finale der Tour dabei waren. Sie haben bereits selbst erlebt, wie viel Freude diese Challenge aller Etappensieger macht und möchten beim kommenden Finale mit Erlebniswochenende in Ruhpolding erst recht dabei sein. Doch alle 6 sind vor ein oder zwei Jahren ebenso als “Jedermänner” an den Start gegangen, wie heute alle Dülmener Neulinge. Sie alle sind keine Leistungssportler und keine Wettkampfbiathleten. Insofern bereichern die sechs diesen Dülmener Biathlontag, legen die Meßlatte für die lokalen Herausforderer zwar hoch, doch treten auf Augenhöhe um den Tagessieg an.
Mit Manuel Steffen aus Recklinghausen (Bild oben, unten links) ist sogar der Tour-Champion 2017 dabei, ebenso sein damaliger Finalgegner und Tourzweite, Dirk Harmeling aus Borken und seine Tochter Jana, die im Tourfinale 2016 den zweiten Platz belegte. Kai Kukielka (Bild oben, mitte) gewann 2016 die Etappe in Rhede, Christoph Schemmer (Bild oben, rechts) ist der Sieger von Herne 2017 und Andreas Terwey (oberes Bild mit blauem Punkt auf der Mütze) gewann die Etappen in Borken 2016 und Mülheim/Ruhr 2017.
Uns, als Tour-Organisatoren, freut diese Art der Wertschätzung einiger der besten Tourwettkämpfer natürlich, doch wir respektieren auch die Wünsche des einen oder anderen Etappengastgebers, die Veranstaltung als reine Stadtmeisterschaft durchzuführen. Es kommt also auf die Sicht des Etappengastgebers selbst an. Für Tim Weyer, den Geschäftsführer des gastgebenden Dülmen Marketing war es eine klare Sache, dass auch Wettkämpfer willkommen sind, die nicht aus Dülmen kommen.
Lokalmatador mit fehlerlosem Schießen
Peter Scheunemann, dem Leiter der Gemeindewerke Nottuln, gelingt im ersten Staffelduell für sein Team der Krachenden Knochen des Traditionsvereins TSG Dülmen, das Kunststück des fehlerfreien Schießens mit 5 Treffern nach dem anstrengenden 400 m-Rennen auf dem Thoraxtrainer. Peter braucht für die Strecke und seine 5 Schüsse zusammen 3:13 Minuten und belegt damit Platz 5 in der Einzel-Rangliste des Tages. Wie jeder fehlerlos schießende Wettkämpfer gewinnt er das von Intersport ausgelobte Shootingstar-Tour-T-Shirt und die Shootingstar-Medaille. Herzlichen Glückwunsch und willkommen im Kreise der besten Jedermann-Biathleten.
Deutsch-Französisches Biathlonduell
Ganz so, wie bei den Olympischen Spielen im Februar in Südkorea, als sich Martin Fourcade und Simon Schempp im Massenstartrennen ein Duell mit Fotofinish liefern, so bekommt auch der Dülmener Frühlingsmarkt-Biathlon sein Deutsch-Französisches Duell. Silas Zahlten (grüne Jacke) und sein französischer Austauschschüler, Mathys Moutade sind die Matadoren des ewig jungen Länderkampfes, passender Weise vor der Kulisse der Citroens des Autohauses Bleker und der Peugeots des Löwencentrums, den beiden Partnerunternehmen dieser Etappe. Und auch beim Dülmener Duell geht der Punkt an Frankreich. Mathys ist der Schnellere auf dem Thoraxtrainer und zielt mit 4:2 Treffern auch etwas genauer als Silas. In der Tageswertung belegt der junge Speerwerfer aus Charleville am Ende Platz 9.
Aufsteigerin des Tages
Die Schweizerin Anika Bürki, Auszubildende der VR-Bank Westmünsterland, wird zur Aufsteigerin des Tages. In Ihrem Staffelvorlauf (im Bild darüber) hat sie erkennbar den Kampf mit dem Biathlongewehr noch nicht für sich entschieden. 5 Fehlschüsse und 75 Sekunden Strafzeit kann ihr Teamkollege, Axel Vogts, mit einem ganz schnellen 400 m-Rennen so gerade noch herumdrehen und das VR-Bank-Team ins Finale bringen. Dort startet Anika auf der schwierigen Position der Schlußläuferin und zeigt dabei, wie schnell sie lernen kann. Mit starken 3 Treffern sichert Anika ihrem Team den 2. Platz im direkten Duell mit dem Filialleiter des Löwencentrums, Thomas Göckener. Chapeau, Anika, solche Verbesserungen verdienen Respekt!
Aufsteiger des Tages
Im Staffelduell der Teams “Laufmaschen der TSG Dülmen” und “Krachende Knochen der TSG Dülmen” müssen die beiden Trainer, Karl Breitkopf und Franz-Josef Bayer-Eynck (mit grauer Mütze) als Start- und Schlussläufer gleich zweimal ran, weil beide mit einem dezimierten Dreierteam am Start sind. Das Startduell verliert Franz-Josef, der Organisator des Dülmener Sportabzeichens, mit 1:3 Treffern gegen seinen Kollegen Karl, doch im entscheidenden Schlussduell dreht er den Rückstand so gerade noch um, schafft 4:3 Treffer und holt mit den Krachenden Knochen den Vorlaufsieg gegen Karl’s Laufmaschen mit gerade 5 Sekunden Vorsprung. Diese Aufholjagd bringt Franz-Josef auf Platz 11 der Einzelwertung. Alle Achtung!
Bester Wettkämpfer vor dem Staffelwettkampf
Dirk Harmeling aus Borken, der am 28.12. auf Schalke im Finale der Tour 2017 den 2. Platz unter 40 Etappensiegern erringen konnte, schafft auch einen Blitzstart in die neue Tour-Saison. Mit 1:58 Minuten und seinem fehlerlosen Schießen schafft er gleich ein Etappensieger-verdächtiges Resultat und legt die Meßlatte für den Gewinn des Ruhpolding-Wochenendes sehr hoch.
Bester Wettkämpfer im Staffelwettbewerb
Zusammen kämpfen Andreas Terwey und Dirk Harmeling mit dem Team der Coesfelder Ossenköppe um die Titelverteidigung im Staffelwettbewerb, doch für einen Moment werden sie dabei zu Kontrahenten. Natürlich möchte Andreas, ebenso wie Dirk, zum dritten Mal in Folge in das Finale der Tour einziehen. Für den Etappensieg zählt dabei jede Sekunde. Im Staffelwettkampf kontert Andreas die zuvor von Dirk erreichten 1:58 Minuten fast mit einer Punktlandung: 1:56 Minuten zeigt die Uhr nach seinen 5 Treffern, die – auch für Etappensieger – auf die 50 mm-Ziele immer wieder eine große Herausforderung sind. Der sympathische Coesfelder Fliesenleger gehört nun schon im dritten Jahr stets zu den allerbesten der Biathlon-Tour und war 2017 hier in Dülmen hinter Manuel Steffen Zweiter. Jetzt legt er sich mit 1:56 Minuten zunächst an die Etappenspitze. Reicht das schon für den Etappensieg?
Die Staffelmeisterschaft
In drei Vorläufen ermitteln die 6 Teams die 3 Finalstaffeln. Im Unterschied zum Einzelwettbewerb führt beim Staffelrennen jeder Fehlschuss zu 15 Sekunden Pause. An dieser Stelle möchten wir allen 6 Teams herzlich gratulieren für die ausgezeichneten Leistungen bei dieser Kälte. Wir haben in den vergangenen Jahren rund 50 Staffelmeisterschaften erlebt und können die Leistungen objektiv vergleichen. Ihr wart klasse!
6. Platz: Die Laufmaschen der TSG Dülmen
5. Platz: Die Krachenden Knochen der TSG Dülmen
4. Platz: TC Rot Weiss Dülmen
3. Platz: Löwencentrum Peugeot Autohaus
2. Platz: VR-Bank Westmünsterland
Platz 1: Die Coesfelder Ossenköppe
Ein besonderes Highlight zum Schluss
Als sich der Etappentag bereits dem Ende zuneigt, da geht der amtierende Champion der Biathlon-Tour, Manuel Steffen aus Recklinghausen, noch einmal in den Wettkampf. Den Ehrgeiz des Triathleten kennen wir vom Finale auf Schalke vom 28.12., als er 40 Etappensieger-Kollegen hinter sich liess. Und hier in Dülmen ist der Ingenieur im vergangenen Jahr Etappensieger geworden. Unterstützt von seiner Freundin, Julia Schill, die ebenfalls eine ausgezeichnete Sportlerin ist, schafft Manuel die 400 m auf dem Thoraxtrainer in unglaublich guten 72 Sekunden. Diese Zeit gibt ihm einen kleinen Puffer, um den Atem etwas zu regulieren. Es sind nur vielleicht 5 Sekunden verlängerte Pause, aber sie helfen. Manuel zeigt seine Final-Performance, setzt alle 5 Schüsse ins Ziel und verteidigt seinen Dülmener Etappensieg aus dem Vorjahr mit 1:48 Minuten und 5 Treffern. Eigentlich ist dieser Sieg für ihn gar nicht nötig, denn als Tourchampion ist er automatisch für das Finale in Ruhpolding qualifiziert, aber der Ehrgeiz…
Es freut sich der Etappenzweite, Andreas Terwey, über den Gewinn des Biathlon-Wochenendes in Ruhpolding, das voraussichtlich am 26./27. Januar stattfinden wird. Dort werden Manuel und Andreas erneut aufeinandertreffen. Dann jedoch auf Langlaufskiern und am Kleinkalibergewehr. Da werden die Karten neu gemischt.
Unser herzliches Dankeschön
gilt allen Wettkämpfern für ihren Einsatz an diesem klirrend kalten Tag. Besonders gefreut hat uns das erneute Sponsoring des Bleker Autohauses und des Löwencentrums. Die beiden Filialleiter, Frank Heinen und Thomas Göckener wissen, dass etwas Ausdauer nötig ist, um ein erfolgreiches Event zu entwickeln. Das weiss auch Tim Weyer, der Geschäftsführer des gastgebenden Dülmen Marketing. Ihm und seinem Team gilt unser Dank für das Vertrauen in die Biathlon-Tour. Und so bleibt am Ende nur der kleine Wermutstropfen, dass es einfach ein paar Staffelteams zu wenig waren, um den Funken voll überspringen zu lassen.
Bilder: Harry Pien und Daniel Holtschneider Text: Martin Bremer