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Wintermärchen und Momente aus der Welt des Biathlons
“Das Tour-Finale als Fest mit Freunden” wählte ich 2016 als Titel und freue mich gerade darüber, dass er auch gut 2 Jahre später die passende Headline für ein unvergessliches Wochenende wäre. Für den krönenden Abschluss der Biathlon-Tour 2018 ging es an diesem letzten Januar-Wochenende für die besten Wettkämpfer der 31 Etappen 2018 jeweils mit ihren Begleitern in die Bayerischen Alpen nach Ruhpolding. Die Highlights des Programms waren dabei das Skatingtraining und Kleinkaliberschießen mit Biathlon-Olympiasieger Fritz Fischer und seinem Team des Biathloncamps und das Finale unmittelbar vor den Tribünen im Herzen der Chiemgau-Arena. Doch am Ende sind diese 2 Tage noch viel mehr, denn sie entführten so ziemlich alle Teilnehmer in eine Welt mit neuen Herausforderungen, in Momente, die Mut erfordern, in ein Wintermärchen mit verschiedenen Gewändern und schließlich mit der Hüttenparty in der Zirmbergalm in ein Gemeinschaftsevent, das zueinanderführte.
Erschwernisse
Jede Herausforderung ist ein Weg, der durch Krisen verläuft, in denen man mit sich und der Situation zu kämpfen hat. Das geht auch den 35 Wettkämpfern an diesem Wochenende so. Die Wenigsten haben Erfahrungen, geschweige denn Übung, im Skating. Sich im Wettkampf zu messen ohne Gewissheit darüber, wie man mit der Anforderung klarkommt, das ist eine mentale Belastung, für den einen mehr und den anderen weniger. Zudem fordert der Wintereinbruch am Wettkampftag von allen Teilnehmern Energie, denn der starke Schnee verschont Niemanden vor Nässe und Kälte. Das Skating-Training im Tiefschnee ist beschwerlich und mancher Frustmoment muss überwunden werden. Fritz Fischer und sein Sohn Thommy sind dem Leistungssport verbunden und fordern von unseren Finalisten Konzentration, Lernfähigkeit und Willensstärke. 90 Minuten Verzögerung vor dem Tour-Finale erfordern nun noch zusätzlich Flexibilität und Geduld von unseren Wettkämpfern, die im Gemeinschaftsraum der Zirmbergalm einigermaßen durchnässt, hungrig und müde ihre Spannung zu halten versuchen. Am TV erlebt man stundenlange Verzögerungen von Sportevents mitunter aus der Perspektive des Sessel-Fur…, doch heute erlebt der Finaltross diese Verzögerung und Erschwernis unmittelbar.
Verrückte Typen
Einen kleinen Eindruck davon, warum diese beiden Tage mit den 35 Finalisten und ihren Begleitern so viel Spaß machen, vermitteln auch die vielen kleinen Geschichten, wie sich die Wettkämpfer auf ihren Einsatz vorbereiten bzw. vorbereitet haben. Da ist etwa der Etappensieger, der zu Weihnachten Langlauftraining in Winterberg geschenkt bekommt. Ein anderer verlängert seinen Geschäftsaufenthalt in Thüringen und übt in der Oberhofer Skihalle. Einige trainierten bei lokalen Schützenvereinen das Kleinkaliberschießen aus 50 Metern Entfernung. Der Champion von der Nordsee kommt gleich eine ganze Woche in die Bayerischen Alpen und belegt einen Langlaufkurs. Als wir einen Tag vor dem Finale mittags die Chiemgau-Arena erreichen, haben dort unsere Etappensieger aus Marl und Bergheim bereits ihr Langlauftraining absolviert. Die beiden Finalisten aus der Eifel werden von heimischen Sponsoren noch mit Skianzügen ausgestattet und unser Sieger von Hofgeismar kauft noch schnell einen Thoraxtrainer, um in der heimischen Garage ins Trainingslager gehen zu können. Lauter verrückte Typen, aber eben im herrlich positiven Sinne.
Letzte Schießübungen vor dem Startschuss
Gegen 14 Uhr hat die Pistenraupe die Loipe in der Chiemgau-Arena von den Neuschneebergen einigermaßen befreit und die 6 Trainer von Fritz Fischers Biathloncamp betreuen die jeweils 6 Wettkämpfer der folgenden 6 Finalvorläufe beim Liegendschießen aus 50 Metern Entfernung auf die “Stehendziele”, die 11,5 cm Durchmesser haben. Bei der zweiten Übung wird nach der Belastung einer Langlaufrunde das Schießen trainiert. Im Wettkampf skaten die Finalisten 3 Runden a 300 m und kommen nach der ersten und zweiten Runde zu ihren jeweils 5 Schüssen Liegendschießen an den Schießstand. Für Fehlschüsse wird am Ende der Laufrunde eine ca. 40 m kurze Strafrunde durchlaufen. Die Sieger der 6 Läufe stehen im Anschluß im Finale.
Start frei zum 1. Rennen
Der Vorjahressieger der Biathlon-Tour, Triathlet Manuel Steffen (1), trifft dabei auf zwei weitere Triathleten. Stefan Zessinger (2), der Etappensieger aus Fürth ist ebenso Ironmen wie der Senior unter den Finalisten, Otmar Schacherbauer (3). Der 57-jährige Etappensieger aus Mayen ist Oberbayer und hat sozusagen ein Heimspiel in der Chiemgau-Arena. Am besten ins Rennen kommt aber der militärische Fünfkämpfer Matthias Blaschke (4), der als Zweitplatzierter der Etappe in Hofgeismar ebenso einen freigewordenen Finalplatz ergatterte, wie das Laufphänomen aus der Eifel, Ultra-Langstreckenläufer Mirko Dreiser (5). In der Loipe hält Matthias mit dem Titelverteidiger aus Recklinghausen mit und im ersten Schießen geht der Zweikampf weiter, denn beide treffen viermal. Platz 3 übernimmt zunächst Stefan Zessinger mit 3 Treffern vor Otmar Schacherbauer mit 3 Fehlschüssen. Mirko Dreiser kämpft auf dem rutschigen Untergrund um Anschluss, doch auch sein gutes Schießergebnis von 7 Treffern mit 10 Schüssen bringt ihn an die vier vor ihm nicht heran. In 9:43 Minuten wird der sympathische Sportfreak 27. unter den 35 Finalisten. Pech hat Marco Feulner (6). Den Etappensieger aus Wittlich zwingt ein Defekt am Ski zur Aufgabe. Ihm geben wir im 5. Rennen eine zweite Chance. Gleich die erste Chance nutzt aber Matthias Blaschke. Der ausdauerstarke Hesse sorgt für das erste fehlerlose Schießen des Tages und mit seinen insgesamt 9 Treffern und der Endzeit von 5:37 Minuten gewinnt er den 1. Lauf, verweist Tourchampion Manuel Steffen (6:14 Minuten, 10. Platz) auf Platz 2 und sichert sich die Finalteilnahme. Den “bayerischen” Zweikampf um Platz 3 gewinnt Oberbayer Otmar Schacherbauer in 7:27 Minuten (gesamt: Platz 13) knapp vor dem Fürther Stefan Zessinger in 7:34 Minuten (gesamt: Platz 15)
Rennen 2: Die Damen am Start
Erfreulicherweise gleich 5 Damen haben den Sprung ins Finale geschafft. Da die Biathlon-Tour auf jeder ihrer Etappen nur EINEN Finalplatz vergeben kann, müssen sich die Frauen mit den Männern messen. Um so höher sind die Etappensiege der 16-jährigen Jana Harmeling (7) in Borken und der 15-jährigen Fiona Schultze (9) in Willich zu bewerten. Annette Reiser (8), Nathalie Gerdau (12) und Julia Steffen (10) haben durch die Siege ihrer Staffeln in Bergheim, Holzminden und Marl ihre Finaltickets gelöst. Gleich in der ersten Runde des Rennens überschlagen sich die Ereignisse. Jana Harmeling verdreht sich nach 150 Metern am ersten U-Turn der Strecke das Knie und muss aufgeben. Unter Tränen verfolgt die Finalzweite von 2016, wie Annette Reiser in begeisternder Weise sowohl läuferisch, als auch mit 4 Treffern im ersten Schießen die überragende Wettkämpferin dieses Rennens ist. Dabei schießt die amtierende Deutsche Seniorenmeisterin im 10 km Straßenlauf sogar 5 Treffer, jedoch den ersten Schuss im Crossfire auf den Nachbar-Schießstand, wo eigentlich Jana schießen sollte. Hinter Annette macht die Jüngste, Triathletin Fiona Schultze, eine gute Figur. Die sportliche Gymnasiastin trifft im ersten Schießen zwei Ziele, lernt ganz rasch hinzu und setzt im 2. Schießen nur einen Schuss daneben. Ebenso lernfähig zeigt sich hinter ihr Julia Steffen, mit ebenfalls 4 Treffern im 2. Schießen.
Nach lediglich 6:00 Minuten und 8 (gewerteten) Treffern erreicht Annette Reiser als Siegerin des Damen-Rennens mit dem sechstbesten Resultat aller 35 Finalisten das Finale. Mit 7:42 Minuten wird Fiona Schultze zweitbeste Wettkämpferin und 16. in der Gesamtwertung. Den Kampf um Platz 3 gewinnt Julia Steffen in 10:33 Minuten vor Nathalie Gerdau in 11:31 Minuten, die liebend gerne bei ihrer Disziplin Sommerbiathlon bleibt, wo der Skilanglauf durch Laufen ersetzt wird.
Rennen 3: Die jungen Sportlichen
Erfolgreiche Sportler treffen in diesem Lauf aufeinander. Mit dem Etappensieger aus Holzminden, Steffen Hannich (13), steht der Deutsche Meister im Luftgewehr-Sprint am Start und bekommt es mit seinem Sommerbiathlon-Kollegen, Timo Zinn (14), zu tun, der auch bereits einen 4. Platz bei Deutschen Juniorenmeisterschaften im Sommerbiathlon erreichen konnte und die Touretappe im bergischen Wipperfürth gewann. Die beiden können sich von ihren Konkurrenten absetzen, wobei noch einmal betont werden soll, dass Skating nicht zu ihrer Sportart Sommerbiathlon gehört, die aus Laufen und Schießen besteht. Timo hält mit einem fehlerlosen Schießen den Zweikampf an der Spitze offen, weil dem in der Loipe schnelleren Steffen zwei Fehlschüsse unterlaufen.
Hinter den beiden entbrennt ein Vierkampf. Mit dabei ist der Beste der fast 2000 Thoraxtrainer-Biathleten 2018, Michael Enns (15). Er gehört zu der kleinen Gruppe der deutschen 5-Meterspringer im Stabhochsprung und gewann in dieser Disziplin bereits die Silbermedaille bei Deutschen Juniorenmeisterschaften. Der talentierte Basketballer Lukas Pohlmann (16), Etappensieger in Marl und der Junior des Euro Repar Racing-Teams und rheinland-pfälzische Landesmeister im Cart-Sport, Léon Dreiser (18) kommen nahezu gleichauf zum ersten Schießen. Doch am Biathlongewehr tut sich der Sechste im Bunde besonders hervor. Arya Niktalab (17), der Etappensieger aus Paderborn, kam erst kurz vor dem Finale und steht seit einigen Minuten erstmals überhaupt auf Skatingskiern. Im Blitztempo macht er Fortschritte und hält in dieser ersten Runde gut im Kreis der Verfolger mit. Ein fehlerloses Schießen bringt den Maschinenbaustudent und Hobbyjäger auf Platz 3, gefolgt von dem ebenfalls fehlerlos schießenden Lukas. Pech hat Michael, den nach dem Schießen ein Defekt an der Skibindung zurückwirft, so dass er hinter dem dreimal treffenden Léon Dreiser von Platz 6 aus die Aufholjagd aufnimmt.
Vorne gibt sich Steffen Hannich im 2. Schießen keine Blöße und lässt den erneut fehlerfreien Timo Zinn gar nicht mehr gefährlich nahekommen. In 4:50 Minuten zieht Steffen mit der bisher besten Zeit ins Finale ein, während Timo mit starken 5:37 Minuten Platz 8 in der Gesamtwertung erreicht. Komplett fehlerlos mit 10 Treffern schießt, neben Timo, auch Arya Niktalab, der seinen kurzen “Ausflug” in den Wintersport mit einem tollen 9. Gesamtrang in 6:06 Minuten beendet. Im ausgeglichensten Rennen des Tages erreicht Léon Dreiser mit 6 Treffern (3/3) in 8:05 Minuten den 4. Platz (Gesamtrang 18), Michael Enns mit 8:19 Minuten und 5 Treffern (2/3) den 20. Gesamtrang und Lukas Pohlmann in 8:40 Minuten mit 7 Treffern (5/2) den 22. Platz.
Das 4. Rennen: Duell der Spezialisten
Mit Belgiens früherem Kaderbiathleten, Andreas Braun (19), und dem bereits zum vierten Mal für ein Finale der Biathlon-Tour qualifizierten Julian Puderbach (24), treffen in diesem Rennen zwei Skilanglauf-Spezialisten aufeinander. Die Biathlon-Tour muss sich, als Jedermann-Event, natürlich die Frage stellen, mit welchem Modus sie dem Aufeinandertreffen zweier Spezialisten mit 33 eher wenig geübten Skilangläufern begegnen sollte. Der Sinn dieses Finals kann nicht darin liegen, zu ermitteln, dass die beiden Spezialisten schneller sind, als die Ungeübten. Davon hätte Niemand einen Mehrwert. Aus unserer Sicht muss es darum gehen, den Spezialisten das passende Handicap mit auf den Weg zu geben, das ihnen gute Chancen zum Sieg erhält, aber auch den Besten der weniger Geübten eine Siegchance eröffnet.
In Abstimmung mit Fritz Fischer lassen wir die 4 Kontrahenten von Andreas und Julian mit 10 Sekunden Vorsprung ins Rennen starten. Andreas bekommt gegenüber Julian zudem das Handicap, das 2. Schießen stehend absolvieren zu müssen. Somit beginnt das Rennen also zunächst für Matthias Flür (20), den Inhaber und Trainer des Reeser Fitnessstudios Flexxpoint, der im April seine Heimetappe gewann, für den Sieger der Etappe in Siegburg, den schon auf Landesebene erfolgreichen Rock’n’Roll-Tänzer und Trainer Michael Jones (21), den Student der Wirtschaftswissenschaften und Sieger der Etappe in Kassel, Swen Jan Sellin (22) sowie für Andre Zimmermann (23), den Leistungsträger der siegreichen Stadtsparkassen-Staffel bei der Touretappe in Remscheid.
Andreas und Julian
10 Sekunden später trauen wir unseren Augen kaum. Seite an Seite gleiten Andreas und Julian im Schlittschuhschritt kraftvoll und elegant durch die noch recht gut präparierte Loipe und benötigen kaum mehr als weitere 10 Sekunden, um den Rückstand in einen Vorsprung umzuwandeln. Andreas, der bereits 2016 auf Schalke das Tourfinale gewinnen konnte, gibt auf dieser ersten Runde den Ton an, doch Julian kann das Tempo mitgehen. Am Schießstand jedoch holt Andreas bei 4:2 Treffern den vielleicht schon entscheidenden Vorsprung heraus. Das 3. Handicap legt sich der sympathische Eupener nun selbst auf, indem er Julian in der Strafrunde Gesellschaft leistet und dort eine zweite Runde läuft. So kommt er nur mit knappem Vorsprung zum 2. Schießen, bei dem er nun stehend auf die 11,5 cm-Scheiben originale Biathlonbedingungen vorfindet. Nach einem Fehlschuss setzt Andreas in schnellem Rhythmus 3 Treffer. Ähnlich schnell setzt auch Julian beim Liegendschießen 3 Treffer mit seinen ersten 4 Schüssen. Doch während Andreas mit dem 5. Schuss das Ziel verfehlt, trifft Julian und jagt im Sprint hinter dem rund 30 m enteilten, kraftvoll skatenden Belgier hinterher. Jetzt ist es der fesselnde showdown, der zum Highlight dieses Finals wird. Andreas benötigt mindestens 40 m Vorsprung, um die zusätzliche Strafrunde gegenüber Julian ausgleichen zu können, doch der Schlacks aus dem Rheinland hat längst seine Siegchance erkannt und kämpft um jeden Meter. Andreas biegt in die Strafrunde ein durchläuft den ersten Bogen, doch in diesem Moment kann Julian vorbeiziehen. Auf den leicht abschüssigen letzten 50 Metern lässt sich Julian diesen Sieg und den Einzug ins Finale mit 4:30 Minuten nicht mehr nehmen. 4 Sekunden dahinter erreicht Andreas die Ziellinie als Geschlagener, doch wohl alle im Rund der Chiemgau-Arena schauen mit größtem Respekt zu ihm auf. Als DJ dieses Finaltages ist Andreas bereits seit Stunden in die Aufbau- und Organisationsarbeit eingebunden. Noch am Mischpult legte er die Skier an, startet durch ins Rennen und steht zwei Minuten danach schon wieder am Mischpult um den 5. Lauf musikalisch zu begleiten. Die Biathlon-Tour verneigt sich voller Hochachtung und Dankbarkeit vor einem Freund und tollen Typen!
Der Kampf um Platz 3
Es ist kaum zu verhindern, dass in diesem Rennen der Kampf um Platz 3 ein wenig im Schatten steht. Dabei glänzen Matthias Flür als Dritter und Swen Jan Sellin als Vierter als beste Schützen dieses Rennen mit jeweils 8 Treffern. Matthias erreicht in 7:30 Minuten den 14. Gesamtrang, Swen Jan wird 23. mit 8:41 Minuten. Den Kampf mit der Loipe gewinnen dahinter André Zimmermann (11:35 Minuten) und Michael Jones (12:10 Minuten). Am Anfang dieses Rennberichts steht die Frage nach dem Sinn dieses Finals. Wer André und Michael bei Ihrem Wettkampf beobachtet, mit wie viel Konzentration und Hingabe sie um Platz 5 kämpfen und wer im Ziel in den beiden Gesichtern die Erschöpfung sieht, weil sie alles gegeben haben, dem erschließt sich dieser Sinn ganz ohne Worte.
Das 5. Rennen: Die Junggebliebenen ;-)
6 Thoraxtrainer-Etappensieger, die ihren sportlichen Leistungszenit möglicherweise nicht mehr vor sich haben, bilden die Besetzung dieses vorletzten Rennens. Durch die Absagen von Gregor Lorek und Marius Kosthorst, den Etappensiegern aus Much und Bocholt, wird dieser Plan etwas aufgeweicht, denn es springt der junge Sommerbiathlet Dennis Gerdau (27) ein. Zudem können wir Marco Feulner (6) nach seinem Skidefekt nun die 2. Startchance einräumen. Neben den beiden starten der Zweite der Tour 2017, Dirk Harmeling (25), der Wettkämpfer mit dem schnellsten Thoraxtrainer-Duell (1:32 Minuten/4 Treffer), Michael Gissinger (28), der die Etappe in Euskirchen gewann. Stefan Jacobs (29), der Sieger der Etappe in Krefeld kommt aus Neuharlingersiel an der Nordsee und ist der Finalist mit der weitesten Anreise. Patrick Pöhler (30) ist der Mann für die Dramen bei der Biathlon-Tour. Wie im Vorjahr schaffte er bei seinem 3. Etappenstart nach Paderborn und Kassel dann als Sieger in Hofgeismar die Finalqualifikation.
Das Rennen ist auf der 1. Runde sehr ausgeglichen und bleibt es auch im Schießstand. Der etwas hinterherfahrende Sommerbiathlet Dennis Gerdau schafft ein fehlerloses Schießen und springt somit von Platz 5 auf Platz 3. Vor ihm lediglich der geübte Sportschütze, Marco Feulner, der 4 Treffer erzielt und der konzentriert laufende Schiffskapitän von der Küste, Stefan Jacobs, der allerdings zweimal in die Strafrunde muss. Zwei Strafrunden auch für den viertplatzierten, Dirk Harmeling und jeweils 3 Strafrunden für Michael Gissinger und Patrick Pöhler. Die Entscheidung fällt im zweiten Schießen, bei dem der Führende, Marco Feulner, erneut starke 4 Treffer erzielt und als erster den Schießstand verlässt. Hinter ihm begeistert Dennis Gerdau mit seinem zweiten fehlerlosen Schießen. Dennis kann Marco Feulner nicht mehr näher kommen, so dass der Etappensieger aus Wittlich in 6:53 Minuten den 5. Finalplatz erkämpft. Doch der etwas holprig laufende Sommerbiathlet sichert mit seinen 10 Treffern so gerade noch Platz 2 (Gesamtrang 11) in 7:21 Minuten vor dem schnelleren Stefan Jacobs, der nach 2 x 2 Strafrunden in 7:26 Minuten Dritter wird und Gesamtrang 12 belegt. Dirk Harmeling aus Borken folgt nach 7:44 Minuten als Vierter (Gesamtrang 17). Michael Gissinger kämpft sich durch insgesamt 7 Strafrunden und zweifellos ist das rutschige Terrain nicht sein bevorzugter Untergrund. Patrick Pöhler steht das erste Mal auf Skiern und bräuchte mehr Zeit, als diese 2 Stunden, um sich an diese Aufgabe heranzutasten. Ihm ist zuzutrauen, dass er sich durch dieses Erlebnis nicht entmutigen lässt, sondern trainiert und einen neuen Anlauf nehmen wird.
Das 6. Rennen: Endspurt bei einsetzendem Regen
Klasse, dass in diesem Rennen mit Jürgen Nett (ohne Startnummer) auch der Pilot des Racing-Teams des Hauptsponsoren der Biathlon-Tour, Euro Repar Car Service, am Start ist. Das vor dieser Saison als Tourpartner eingestiegene Unternehmen ist mit einigen besonders erfolgreichen Werkstattleitern ebenfalls in Ruhpolding vor Ort und trainierte bereits am Vortag unter der Leitung von Fritz Fischer. Jürgen Nett, der zusammen mi seinem Bruder, Achim, die Euro Repar Werkstatt in Mayen in der Eifel führt beginnt forsch und übernimmt die Führung in diesem letzten Rennen vor dem dreimaligen Sieger der Bad Münstereifel-Etappe, Alex Liebing (31), dem Sieger der Herne-Etappe, Clemens Trachternach (35), dem Youngster dieses Rennens, Sommerbiathlet Raphael Kostrewa (34) sowie dem Tourpartner und Deutschland-Vertrieb des Thoraxtrainers, Dirk Kastenholz (36). Etwas dahinter die Etappensieger aus Heimbach-Weis, Thomas Schlupp (33) und Dülmen, Andreas Terwey (32).
Alle Wettkämpfer sammeln Fehlschüsse und müssen mindestens zweimal in die Strafrunde. Primus ist Clemens Trachternach, der nur eine Strafrunde laufen muss und, gemeinsam mit Alex Liebing, in führender Position zum 2. Schießen kommt. Clemens geht mit 3:2 Treffern vor Alex wieder in die Loipe, dem Dirk Kastenholz und Raphael Kostrewa mit je 3 Treffern im Nacken sitzen. Es folgen Jürgen Nett und der beste Schütze des 2. Schießens, Thomas Schlupp (4 Treffer). Andreas Terwey hat Pech mit einem Skidefekt und muss das Rennen aufgeben.
Den Strafrundenendspurt gewinnt Clemens Trachternach in 8:08 Minuten und sichert sich das letzte Finalticket 4 Sekunden vor Dirk Kastenholz (Gesamtrang 19) und Raphael Kostrewa (8:40 Minuten, Gesamtrang 21). Vierter wird Alex Liebing (8:59 Minuten, Gesamtrang 24) vor Jürgen Nett (9:11 Minuten, Gesamtrang 25) und Thomas Schlupp (9:23 Minuten, Gesamtrang 26).
Das Finale um den Titel des Tour-Champions 2018
Die Flutlichter der Chiemgau-Arena leuchten bereits, am wolkenverhangenen Himmel zieht die Dämmerung auf, feiner Nieselregen geht nieder und aus den Boxen des DJ’s und Champions der Herzen, Andreas Braun, klingt “One moment in time”. Die letzten 10 Minuten der Biathlon-Tour 2018 brechen an und an der Startlinie stehen die 6 Sieger der heutigen 6 Rennen. In den Augen flackert der Kampfesmut und die Anspannung vor den entscheidenden Minuten um den Toursieg.
Noch beinahe ausser Atem startet der erst vor 5 Minuten ins Ziel gekommene Clemens Trachternach (35) mit der sechstbesten Siegerzeit. Marco Feulner (6) geht mit der Vorlaufzeit von 6:53 Minuten ins Finale. Die überragende Wettkämpferin, Annette Reiser (8) mit 6:00 Minuten. Drittbester Sieger ist Matthias Blaschke (4) in 5:37 Minuten. Sommerbiathlet Steffen Hannich (13) erreichte 4:50 Minuten und Favorit ist zweifellos Julian Puderbach (24), der 4:30 Minuten erzielte. Doch alle fangen nun wieder bei Null an. Ist es fair, Julian Puderbach mit dem Handicap eines Stehendschießen zu belegen? Wir meinen ja, weil er im Gegensatz zu den 5 Kontrahenten ein geübter Skater ist.
Alle Wettkämpfer und deren Begleiter erwarten gebannt den Finalstart und zählen ein letztes Mal an diesem Tag den countdown: 5-4-3-2-1-go. Nach wenigen Sekunden zeichnet sich der Zweikampf um den Toursieg ab. Julian Puderbach sprintet vorweg, doch Steffen Hannich lässt sich nicht abschütteln. Der Zweikampf um Platz 3 könnte zwischen Matthias Blaschke und Annette Reiser ausgetragen werden.
Hochspannung an der Spitze, denn der führende Julian Puderbach muss zwei Fehlschüsse wegstecken, während Steffen Hannich die Gunst des Moments nutzen kann und mit einem fehlerlosen Schießen plötzlich ganz vorne ist. Annette Reiser bleibt ebenfalls fehlerfrei und sichert Platz 3 vor dem ebenfalls fehlerlos schießenden Clemens Trachternach und Marco Feulner, der 4 Treffer erzielt. Matthias Blaschke muss 3 Fehlschüsse wegstecken und fällt etwas zurück.
An der Spitze kämpft Steffen Hannich um jeden Meter Vorsprung und kommt ausgepumpt als erster zum 2. Schießen. Er braucht einen Augenblick, um wieder einigermaßen zu Atem zu kommen. Nun ist auch Julian Puderbach am Biathlongewehr und muss im Modus eines Biathlonprofis aus 50 Metern Entfernung auf 11,5 cm-Scheiben im Stehendschießen ran. Mit dieser Herausforderung haben wir den großen Kämpfer, Julian Puderbach, an diesem Tag doch überfordert. Mit dem letzten Schuss setzt er tatsächlich einen Treffer, doch 4 Strafrunden sind zu viel, um noch einmal an Steffen Hannich heranzukommen, der mit 2 Strafrunden im Gepäck bereits auf der Schlussrunde unterwegs ist.
Ausgangs der Strafrunde huscht ein Lächeln in das kampfverzerrte Gesicht des neuen Tourchampions, der mit der besten Zeit des Tages in 4:25 Minuten und nun befreitem Jubel die Ziellinie überquert. Julian Puderbach hat dahinter ein heroisches Rennen gezeigt und sich von dem Rückschlag durch das Handicap in keiner Sekunde entmutigen lassen. Platz 2 mag sich nicht gut anfühlen, aber er hat sich den höchsten Respekt aller Wettkämpfer und Zuschauer erlaufen. Das gleiche gilt in ganz besonderer Weise für die unglaubliche Annette Reiser, die auch in diesem Finale wieder 8 Treffer erzielt, ihre drei männlichen Finalkontrahenten auf Distanz hält und sich als Dritte dieses Finals um nochmals 30 Sekunden gegenüber ihrem bereits phantastischen Vorlauf steigert. 5:30 Minuten ist die viertbeste Zeit aller Wettkämpfer des heutigen Tages. Wir verneigen uns vor einer tollen Sportlerin.
Im Kampf um Platz 4 hat Marco Feulner mit 8 Treffern knapp die Nase vorn gegenüber Matthias Blaschke, für den es mit 6 Strafrunden nicht gut gelaufen ist. Clemens Trachternach steigert sich in diesem Finale als 6. mit 7:38 Minuten um 30 Sekunden gegenüber seinem erst kurz zurückliegenden Vorlauf. Welch ein würdiger Schlusspunkt für die Biathlon-Tour 2018! Der Dank dafür gilt allen Athleten mit ihren Kämpferherzen.
Herzlichen Dank
Ein solches Finale braucht viele helfende Hände. Ein großer Dank gebührt dem Team des Biathloncamps um Thommy Fischer, die unseren Athleten in professioneller Weise einen Einblick in den “echten” Biathlon ermöglichten. Herzlichen Dank natürlich an Fritz Fischer, der schon am Morgen die Athleten beim Frühstück auf den Tag vorbereitete und dem am späten Abend zur Party in der Zirmbergalm kein Foto- oder Autogrammwunsch zu viel war.
Für zahlreiche Freundschaftsdienste möchte ich mich besonders herzlich bedanken. Bei Silvia Harmeling, die sagenhafte 1200 Bilder vom Finale und der Siegerehrung in der Zirmbergalm machte und zur Verfügung stellte. Jana Jones, die Frau und Begleiterin unseres Siegburger Etappensiegers, Michael Jones, hielt mit der Tourkamera viele tolle Momente des Finals fest, Ilona Pöhler postete live von den Rennen auf der facebookseite der Biathlon-Tour und der Junior des Euro Repar Racing-Team, Léon Dreiser, war mit dem Schneiden des Finalvideos genau so schnell, wie mit dem Rennwagen. Große Klasse! Zwei, die man nicht zweimal bitten muss sind Dirk Hoverscheidt, der die Betreuung der Strafrunde übernahm und unser Tourpartner und Mr. Thoraxtrainer, Dirk Kastenholz, der die Schießergebnisse dokumentierte. Beiden dafür ein großes Dankeschön. Sehr gefreut hat mich der Einsatz meines Tourkollegen, Daniel Holtschneider, der mit einigem Idealismus dabei war und dem, wie immer, kein Handgriff und keine Aufgabe zu viel ist. Die Verbundenheit zu Andreas Braun, der längst ein guter Freund geworden ist und der die Biathlon-Tour nicht nur mit seiner Tätigkeit als genialer und vielgelobter DJ bei diesem Finale und der Siegesparty unterstützt, habe ich weiter oben bereits beschrieben und möchte dafür auch hier noch einmal herzlich dankeschön sagen.
Die abschließenden 3 Dankeschöns gehen an die Tourpartner. Die Intersport Deutschland e.G. griff meine Bitte auf und schickte spontan für jeden Wettkämpfer eine hochwertige Funktionstrainingsjacke als Erinnerung an diesen Finaltag. Das Dorint Hotel und Bergresort Winterberg lädt den frischen Tourchampion Steffen Hannich mit Begleitung zu einem verlängerten Wellnesswochenende ein. Und schließlich haben wir dieses tolle Wochenende in Ruhpolding nur durch die großzügige Unterstützung unseres Hauptsponsors und Partners, Euro Repar Car Service, überhaupt realisieren können. Nun sind es 3 Absätze des Dankes geworden. Ich bin mir des Privilegs bewusst, so viele Unterstützer zu haben!
Bilder: Silvia Harmeling, Jana Jones Text: Martin Bremer
Impressionen aus der Zirmbergalm