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Biathlon bringt Bewegung ins Stadtfest
hier in Emmerich, dem vielleicht holländischsten Stück Deutschlands und nördlichste Stadt des Unteren Niederrheins, ist am 1. Septemberwochenende traditionell Volksfeststimmung. Zum Stadtfest mit Musiknacht, Kram- und Kunsthandwerkermarkt sowie verkaufsoffenem Sonntag gesellt sich mit der Biathlon auf Schalke-Tour auf dem Alten Markt nun erstmals auch sportliche Herausforderung für Jedermann. Das Stadtmarketing lud uns ein, Wintersport in den Emmericher Spätsommer zu bringen und wir kommen gerne in die traditionsreiche Hansestadt am Rhein.
Treffpunkt Innenstadt
Vom Geistmarkt über den Alten Markt bis zum Neumarkt reicht die Festmeile und führt dabei durch die Fußgängerzone, in der die Händler mit Aktionen locken. Trotz unbeständigem und windigem Wetter strömen die Emmericher sowie bemerkenswert viele Gäste aus dem Umland und Touristen ab dem Mittag in die Stadt. Das Publikum ist im besten Sinne bunt. Jung und alt sind auf den Beinen, Familien, Freunde, Clubs und Pärchen. Das Zuschauerinteresse am Biathlon ist sehr erfreulich, während wir für’s Mitmachen immer mal wieder das Eis brechen müssen. Emmerich gehört da zu den zurückhaltenden Städten, im Gegensatz zu den Beckumern am Vortag. Aber die Zurückhaltenden möchten gewonnen werden und das gelingt im Laufe des Tages dann auch erfreulich oft.
Etappensieger als Betreuer
Mit Andreas Terwey ist der Etappensieger der 10. Etappe in Borken als Betreuer am Schießstand dabei und erklärt – zusammen mit Bernd Kleinhölting – den Neugierigen den Umgang mit dem Laserbiathlongewehr. Dass er es auch praktisch kann, zeigt Andreas ganz am Ende der Etappe, als er im Duell mit Dirk Harmeling aus Borken-Gemen 1:59 Minuten und 4 Treffer schafft und damit als einziger Wettkämpfer eine Zeit unter 2 Minuten erreicht.
Alle Fünfe durch den Kegelverein
Der Kegelclub „10 nach 8“ aus Oberhausen legt einen Blitzstart dieser Etappe hin. Um „10 nach 11“ stehen mit Susanne Pracht und Dieter Könings die mutigsten beiden Kegler in unserer Thoraxtrainer-Loipe zum Start bereit. Obwohl die Nacht wohl mindestens so feucht wie fröhlich war, stürzen sie sich nun in die sportliche Anstrengung und werden von ihren Clubkollegen lautstark unterstützt. Susanne, die begeistert Hundesport betreibt, zeigt an der Biathlonarena, dass sie sich auch selbst an die Leine nehmen kann und schafft nach der körperlichen Belastung phantastische 5 Treffern. Ein solches fehlerloses Schießen erreichte bei der Etappe am Vortag in Beckum nur ein einziger von 80 Wettkämpfern und hier in Emmerich bekommen wir es gleich im ersten Duell. Die Zeit von 4:33 Minuten ist sicher nicht das letzte Wort, aber die 53-Jährige hält sich mit ihrer Leistung einige Zeit an der Etappenspitze.
Wetterkapriolen
Alle paar Minuten wechselt der Himmel sein Gesicht. Angezogen ist man an diesem Tag eigentlich immer verkehrt. Kaum hat man die Wetterjacke angezogen, da wird einem in der aufkommenden Sonne zu warm, doch vertraut man ihr und wechselt wieder zum T-Shirt, ist der nächste Regen nicht weit und das alles bei einer kräftigen Brise. Anscheinend das ideale Wetter, um die Menschen in die Stadt zu locken. Jeder Schauer freut die Händler und Gastronomen, jede Sonnenphase zieht die Leute dann wieder auf die Plätze.
Treffsichere Geschwister
Beständiger, als der Sonnenschein, ist Susannes Etappenführung. Schon 16 Wettkämpfer haben sich vergeblich an ihrer Vorgabe abgemüht. Mit Karmen (11) und Julian (13) versuchen sich nun zwei so junge Geschwister, dass es schon eine Überraschung wäre, wenn es hier zu einem fehlerlosen Schießen käme. Karmen hält in der Loipe ausgezeichnet mit dem älteren Bruder mit und schießt nach der Belastung auch überzeugend. Mit 11 Jahren 3 von 5 Schüsse ins Ziel zu bringen ist beachtlich. Noch besser trifft Julian. Ein einziger Fehlschuss trennt den Gymnasiasten aus Hagen von der Etappenführung. Julian kam in Emmerich zur Welt. Mit einem Jahr ging’s dann mit den Eltern nach Kroatien und erst vor wenigen Monaten wieder nach Deutschland (Hagen) zurück. Man kann den beiden nur wünschen, dass sie, ähnlich zielsicher wie am Biathlongewehr, nun auch ihren Weg in Deutschland finden und gehen.
Die Etappe nimmt Fahrt auf
Der 22-jährige Emmericher Altenpfleger, Christian Berger, setzt den Startpunkt für eine zweistündige Phase, in der die Etappenrangliste gehörig durcheinander gewirbelt wird. Gemeinsam mit Maren Peter am Start kommt der Hobbyschwimmer recht flott in 2 Minuten durch die 400 m Skilanglaufstrecke. Vor dem Schießen lässt er sich etwas mehr Zeit als viele andere. Das zahlt sich aus. Mit nur einem Fehlschuss und der Endzeit von 3:15 Minuten setzt er sich hinter Keglerin Susanne Pracht auf Platz 2. Maren Peter schafft 3 Treffer in 3:32 Minuten und wird am Ende 18. der Etappe und zweitbeste Teilnehmerin hinter Susanne Pracht.
Basketballer mit Biathlontalent
Eine ganze Weile trainiert der 15-jährige Basketballspieler, AlexanderPachta, mit dem Biathlongewehr und schaut den Wettkämpfen interessiert zu. Dann meldet er sich selbst zum Duell an. Die Kraft für einen schnellen 400 m-Abschnitt auf dem Thoraxtrainer bringt der junge Rheinberger mit, wechselt in 1:57 Minuten ans Biathlongewehr. Die nun nötige ruhige Hand und Zielgenauigkeit trainiert er auch beim Basketball. Mal sehen, ob ihm das nun hilft? Erstaunlich sicher trifft er im recht schnellen Rhythmus und kommt fehlerlos durch die ersten 4 Schüsse. Trifft er mit dem letzten Schuss, dann wird der Realschüler an der Europaschule die Führung von Susanne Pracht übernehmen. Ohne zu zögern setzt er den 5. Schuss und trifft. 5 Treffer in 2:43 Minuten sind schon eine Leistung auf Etappensiegerniveau. Und das mit 15 Jahren. Alle Achtung!
Schnelles Vater/Sohn-Duell mit 8 Treffern
Vater/Sohn-Duelle sind zumeist durch einige Rivalität gekennzeichnet. Mal sehen, wie Julian und Herbert Hans aus Bedburg-Hau durch das gemeinsame Duell kommen? Auf der 400 m-Skilanglaufstrecke ist der Filius der Schnellere. In starken 1: 44 Minuten liegt er rund 30 m vorne. Am Lasergewehr unterläuft ihm jedoch rasch ein Schießfehler, so dass der Duellsieg nun zunächst in Herberts Hand liegt. Der Maschinenbau-Ingenieur schießt hochkonzentriert. Nach der sportlichen Belastung ist beim Biathlon vor allem die richtige Entscheidung des Abziehens entscheidend und das macht Herbert perfekt. Bis zum 5. Schuss. Julian ist mit 2:28 Minuten bereits im Ziel und damit der Schnellere. Schafft Herbert mit seinem 5. Schuss nun den Treffer und eine schnellere Zeit als die 2:43 Minuten des Basketballers Alexander Pachta? Herbert wartet vor dem 5. Schuss recht lange, doch dann entscheidet er sich zum Abdrücken und trifft. Bei 2:40 Minuten bleibt die Uhr stehen. Neuer Etappenführender ist der 54-jährige Hobbyläufer, der die bisherige Bestleistung um 3 Sekunden unterbietet. Julian Hans wird mit 2:28 Minuten und 3 Treffern 14. und freut sich ehrlich mit seinem Vater. Doch wird die Leistung tatsächlich zum Gewinn der beiden VIP-Tickets für den Biathlon auf Schalke am 28.12. in der VELTINS-Arena ausreichen?
Der 15-jährige Kämpfer
Nun beweist der treffsichere Alexander Pachta, dass er ein echter Sportler ist. Gerade eben verlor er seine Führung an den 3 Sekunden schnelleren Herbert und nun meldet er sich zum nächsten Duell an. Und tatsächlich schafft der Kämpfer die 400 m Skilanglauf noch einmal deutlich schneller, als beim Duell zuvor und wechselt nach 1:50 Minuten ans Biathlongewehr. Alexander schießt so sicher, dass man meinen könnte, es gäbe bei ihm keine Fehlschüsse. 4 grüne Trefferlichter nach 4 Schüssen leuchten auf und es deutet sich eine Zeit von deutlich unter den geforderten 2:40 Minuten an. Holt sich Alexander tatsächlich die Führung direkt wieder zurück? Sein letzter Schuss…und…ausgerechnet dieser findet den Weg ins Ziel nicht. Wir kennen die Enttäuschung aus so vielen Tour-Etappen, wenn gerade der letzte Schuss den Erfolg verdirbt, doch Alexander, der auch aktiv in der Katholischen Jugendgemeinde mitarbeitet, zeigt keinerlei Enttäuschung, sondern fragt, ob er später nochmals an den Start gehen darf?
Ein Tour-Champion trifft ein
Nun spitzt sich die Etappe zu. Die Familie Harmeling aus Borken-Gemen hat den Weg nach Emmerich in Kauf genommen. Tochter Jana, Vater Dirk und Mutter Silvia schrieben die bisher verrückteste Geschichte der Tour 2016 und sie scheint noch nicht beendet zu sein. Dirk holte auf der 10. Etappe in Borken den 2. Platz und fuhr einen Monat später durchs ganze Münsterland, um bei der Etappe in Warendorf den Etappensieg im 2. Anlauf zu holen. Diesen holte dann tatsächlich die Familie Harmeling, doch nicht Dirk, sondern – beinahe sensationell – seine 13-jährige Tochter Jana. Sie schaffte, als eine von 2 fehlerlosen Schützen unter 100 Wettkämpfern seinerzeit ein fehlerloses Schießen und gewann in Warendorf mit der Zeit von 3:07 Minuten. Und was macht unsere Tour-Familie 2016 heute in Emmerich? Zunächst stockt der Motor bei beiden ein wenig. Jeweils 2 Treffer im ersten Duell reichen nicht für die besten 25 Plätze. Doch war das nicht in Warendorf zunächst genauso?
Youngster unter sich
Könnte es ein schöneres Duell an diesem Tag geben, als jenes der beiden starken Youngster Jana und Alexander? Die beiden sind sich von ihrem Sportsgeist her durchaus ähnlich und zeigen mit ihren 15 bzw. 14 Jahren erstaunliche Qualitäten. Man wundert sich über die Kraft der jungen Jana, doch als Dragonboot-Ruderin ist sie einer ähnlichen Belastung wie jener auf dem Thoraxtrainer ausgesetzt. Dazu kommt dieser unverkrampfte Kampfgeist. Doch diesen hat auch Alexander. Es entwickelt sich ein spannendes Skilanglaufrennen, bei dem Alexander erst auf den letzten 100 Metern entscheidend davonziehen kann. Doch jetzt wird es kurios. Alle Augen blicken auf Alexander, der souverän einen Treffer nach dem anderen schießt. Und wieder kommt er in die Situation, dass der letzte Schuss ihm die Führung in der Etappenwertung einbringen kann. Heute bleibt er der Sieger der Herzen. Wieder geschieht ihm sein einziger Fehlschuss mit dem letzten Schuss. Seine 2:26 Minuten hätten erneut zur Führung gereicht. Und was macht Jana. Auch sie hat , beinahe unmerklich schon 3 von 3 Schüssen ins Ziel gebracht. Im Moment von Alex Fehlschuss setzt sie auch ihren 4. Schuss ins Ziel. Man fühlt sich an Warendorf erinnert. Macht dieses sympathische Energiebündel etwa erneut allen Wettkämpfern vor, wie es geht? Jana schiesst und trifft. 5 Treffer. Und die Zeit? 2:34 Minuten. Etappenführung! 33 Sekunden schneller als bei ihrem Sieg in Warendorf. Unglaublich. Man kann nur ehrfurchtsvoll staunen und den Hut ziehen vor dieser erneut großartigen Leistung.
Jana erreicht das beste Ergebnis dieser Etappe. Doch da sie bereits Etappensiegerin ist, geht der Titel des Etappensiegers an den zweitplatzierten, Herbert Hans. Herbert ist mit 54 Jahren nun der Senior unter den bisher 23 Etappensiegern. Beide werden wir zum Tourfinale der Etappensieger am 28.12. auf Schalke wiedersehen und sind schon gespannt darauf, wie diese Tourgeschichte weitergehen wird.
Unser Herzlicher Dank
gilt der Wirtschaftförderung und dem Stadtmarketing Emmerich, dem Geschäftsführer, Sascha Terörde (zweiter von rechts) und seinen Mitarbeiterinnen Jutta Conrad-Hering und Hildegard Keusgen für die ausgezeichnete Organisation der Etappe und für die Entscheidung, mit der Biathlon auf Schalke-Touretappe den richtigen Akzent auf dem Stadtfest setzen zu können.
Zielsicheres Emmerich
In Emmerich kneift die Prominenz nicht. Wir freuen uns, dass sowohl der Bürgermeister, Peter Hinze, als auch seine 1. Stellvertreterin, Elke Trüpschuch unsere Herausforderung am Laserbiathlongewehr annehmen und zudem der neue Emmericher Wirtschaftsförderer, Sascha Terörde, am Start ist. Verstärkt werden die Bürgervertreter durch Emmerichs ersten Schützen, der einen Deutschen Meistertitel erringen konnte. Karl-Heinz Flagge setzte sich 2015 in Dortmund gegen über 500 gemeldete Wettkämpfer in der Disziplin “Luftgewehr aufliegend” durch. Natürlich wird es dieses Emmericher Prominententeam schwer haben gegen manche Stadt, die ihren Bürgermeister von 3 Schützen unterstützt ins Rennen schickte. Im Einschießen sehen wir zum ersten mal während der 23 Etappen des Wettbewerbs Zielsicherste Stadt ein Ergebnis von 51 Ringen. Der Deutsche Meister hatte seine Visitenkarte abgegeben. Das macht Vorfreude auf den Wettbewerb.
Es geht los mit Elke Trüpschuch. Die sympathische stellvertrende Bürgermeisterin legt ganz souveräne 5 Schüsse hin, mit einem Durchschnitt von 7,8 Ringen und alle Schüsse innerhalb der vorgegebenen 20 Sekunden. 39,1 Ringe steuert sie bei. Der aus Bocholt an den Rhein gewechselte Wirtschaftsförderer, Sascha Terörde, kratzt dann mit seinen 5 Schüssen schon am Durchschnitt von 9 Ringen. Ausgezeichnete 43,4 Ringe erhalten dem Team Emmerich die Chance auf eine Top 10-Platzierung auf dieser 23. Etappe. Auch der Bürgermeister, Peter Hinze, zeigt starke Nerven und eine ruhige Hand. Durchschnittlich 8,3 Ringe bringen dem Team weitere 41,5 Ringe hinzu. Sollte Karl-Heinz Flagge seine phantastischen 51 Ringe aus dem Übungsschießen nun wiederholen, dann kann Emmerich den starken 6. Platz unter den 23 Städten einnehmen. Doch auch von einem Deutschen Meister darf man nicht ständige Wunder erwarten. Ausgezeichnete 9,5 Ringe schießt Karl Heinz Flagge im Durchschnitt. Seine 47,6 Ringe führen zum Endergebnis von 171,6 Ringe und Platz 11 für das sympathische Team Emmerich. Wir bedanken uns herzlich bei den 4 Teamplayern, dass sie an diesem Sonntag unsere Herausforderung “Zielsicheres Emmerich” so bravourös angenommen haben.
Bilder: Dani Schwamenhöferova Text: Martin Bremer