[:de]
Shopping, shooting, skiing
Wenn zwischen Nordsee und Südpol nur rund 10 Meter liegen und dazwischen rund 1000 Shoppingfans an zwei Tagen mit ca. 15.000 friedlichen Schüssen spontan ihre Treffsicherheit testen, dann ist die Biathlon auf Schalke-Tour erneut zu Gast im Südring-Center und macht Paderborns erste Einkaufsadresse nach November 2015 zum zweiten Mal zur Biathlonarena für alle Neugierigen.
Mit viel Vorfreude kehren wir zurück in diese gepflegte, zweistöckige Mall, wo Einkaufsgäste so ziemlich alles finden, nur keinen Leerstand. Das eigentlich etwas zu kleine Plätzchen unter den drei Südring-Sonnen am “Nordseestrand” nehmen wir gerne ein, denn hier liegt der Mittelpunkt dieser kleinen Shoppingwelt, die auch in diesem Jahr wieder bestens besucht ist.
Eine Stadt lebt Leistungssport
Paderborn bekennt sich aktiv zum Spitzensport. Zahlreiche Landesleistungsstützpunkte haben hier im östlichen NRW ihr zu Hause. Neben den Sportarten Schießsport, Squash und Baseball, in denen Paderborner Vereine erstklassig sind, ist die Hochschulstadt auch für Basketball, Badminton, Tennis, Leichtathletik, Frauenfußball, Schwimmen, Tanzen und Luftsport ein Zentrum für Spitzensport.
Hier im Südring-Center bei der Biathlon-Challenge zeigt sich die Sportbegeisterung vor allem in der großen Zahl der Neugierigen. Rund 450 am Freitag und 550 am Samstag versuchen sich an den Biathlongewehren, schießen zunächst aus ca. 8 Metern Entfernung auf 60 mm-Ziele und nähern sich in der “Fortgeschrittenen-Übung” den tatsächlichen Biathlonanforderungen, indem sie auf 35 mm-Ziele anlegen. Erfreulich viele Fragen zeugen von Interesse am Biathlon. Sind das die Gewehre die auch bei den Biathlonprofis eingesetzt werden? Sind die Ziele hier genau so groß wie beim Biathlon-Weltcup? Wird bei der WTC auf Schalke auch mit Lasergewehren geschossen? Wo kann man in der Nähe von Paderborn dauerhaft Biathlon trainieren? Zur letzten Frage: Biathlonaktivitäten im Kreis Paderborn sind uns nur von DJK Kleinenberg bekannt. Interessierte wenden sich am besten an den Vereinsvorstand. Die anderen Fragen beantworten wir Euch gerne persönlich während der Touretappen.
Verkleinerte Ziele warten auf die Wettkämpfer
Da der übliche Schießabstand von 10 m um 2 m unterschritten wird, werden die beiden Wettkampfziele auf 35 mm verkleinert. Diese Zielverkleinerung setzten wir zuvor in den 26 Etappen nur in Warendorf ein. Seinerzeit führte das zu etwas mehr Fehlschüssen als üblich. In der Tat wird es für die Paderborner Biathlonwettkämpfer nun eine etwas größere Herausforderung sein, ein fehlerloses Schießen zu erzielen. Doch da es für alle 98 Wettkämpfer die gleichen Bedingungen sein werden, entwickelt sich ein spannender Wettbewerb, der dem realen Schwierigkeitsgrad des Biathlons noch näher kommt im Vergleich mit den anderen Etappen und bei dem sich der Unterschied zwischen dem Probeschießen in Ruhe und dem Schießen nach körperlicher Belastung nochmals vergrößert zeigt.
Radio Hochstift berichtet vom Südring-Center-Biathlon
Engagiert ist Christina Hüllweg, die Redakteurin von Paderborns führendem Lokalradio Hochstift. Es reicht ihr nicht, Infos und Statements einzusammeln, sondern sie möchte auch selbst den Umgang mit dem Biathlongewehr ausprobieren. Für den Wettbewerb lässt sie dann doch lieber Timo Schwarzenbart den Vortritt und schlüpft wieder in die Rolle der Fragenden. Auf ihre Frage, wie sich die Paderborner Shoppingfans denn am Biathlongewehr so angestellt hätten, konnte Martin Bremer noch keine Antwort geben, denn die Redakteurin kommt gleich zu Etappenbeginn am Freitagmittag. Rückblickend lässt sich sagen, dass die Etappe zwei Meisterschützen hervorbrachte, die mit ihren 5 Schüssen nach Belastung fehlerlos blieben und erfreulicherweise gleich mehrere unter den 98 Wettkämpfern, die trotz einiger Fehlschüsse “Feuer gefangen” haben für diesen Sport, der vom Deutschen Schützenbund als Sommerbiathlon auch als Schnee-unabhängige Variante angeboten wird. Es wäre uns eine große Freude, wenn wir mit diesem 2-tägigen Event, ähnlich wie in anderen Etappenstädten, den Anschub für ein dauerhaftes Biathlontraining in einem Paderborner Schützenverein leisten können.
Hier ist der Bericht von Radio Hochstift:
Wettstreit der Generationen
Für viele Freunde dieser Biathlon-Tour sind es die schönsten Bilder, wenn sich die Generationen miteinander im Duell messen. Reinhard Nolte (im Bild links) und Heinrich Rüstemeier haben als Kinder den 2. Weltkrieg noch miterleben müssen. In den friedlicheren Zeiten seines Lebens nahm der heute 76-jährige Heinrich u.a. am bekannten Wasa-Lauf in Schweden teil und auch heute im 400 m-Duell in der “Loipe ohne Schnee” gegen den 14-jährigen Fußballer Lucas Hölscher lässt sich der sportliche Senior keineswegs abhängen. Am Ende gewinnt er das Duell mit seinem 62 Jahre jüngeren Kontrahenten mit 2:1 Treffern und erhält, ähnlich wie Reinhard am Vortag, den Applaus der Schaulustigen. Es gibt nicht viele Sportevents, die bei über 70-Jährigen die Faszination zum Mitmachen auslösen. Wir wissen um dieses Privileg und werden es dankbar weiter pflegen.
Momente ins Bild gesetzt
3 – 4 Minuten eintauchen in die Welt der Herausforderung und mit dem handshake ist die “Reise” zu den eigenen Grenzen schon wieder vorüber. Kaum ein Wettkämpfer bleibt unbeeindruckt, fast alle sind nach diesen wenigen Minuten deutlich verändert, offener, fröhlicher. Nur etwa jeder 10. Mitmacher geht an diesen beiden Tagen in Paderborn in den Wettkampf aus 400 m Skilanglauf und 5 Schüssen Stehendschießen. Den 9 anderen wünschte man, sie könnten sich aufraffen, denn es sind die Herausforderungen, die uns noch Jahre lang in Erinnerung bleiben.
Wohl dem, der sich zu helfen weiss. Es muss ja nicht immer toll aussehen und in dieser einen Minute wird sicher niemand ein Foto machen, oder?
Beste Teilnehmerin der beiden Etappentage wird mit 3 Treffern und der Zeit von 3:51 Minuten Antonie Michaelis. Sie gewinnt den vom Centermanagement ausgelobten 50EUR-Wertgutschein für den Südring-Center. In der Etappenwertung wird Antonie 13. Herzlichen Glückwunsch!
Rugby-Spieler Niklas Falke (auf dem hinteren Thoraxtrainer) bringt mit seiner Kraft die Skistöcke mächtig ins Schwingen und schafft mit seinen 1:24 Minuten für die 400 m Skilanglauf eine Platzierung in den Top 10 der bisher 1900 Wettkämpfer der Tour 2016. Wegen zweier Fehlschüsse reicht es für ihn dann “nur” zum 7. Etappenplatz.
Was sagen uns Blicke? Nicht immer läuft es wie gewünscht.
Im vergangenen Jahr war Thomas Freitag (auf dem hinteren Thoraxtrainer) 6. der Etappe im Südring-Center. Das gleiche Ergebnis schafft er auch in diesem Jahr mit 3 Treffern und 2:12 Minuten.
Die Etappenbesten
Domenico Di Palma tritt mit seinem Bruder Ottavio an. Der 19-jährige Fitnesssportler aus Gütersloh und dualer Student für Wirtschaftsinformatik schafft in 2:30 Minuten 4 Treffer. Der in Bad Driburg geborene Sohn italienischer Eltern schafft im Südring-Center den 4. Platz.
Etappendritter wird Mohammad Ali Hosseini aus Afghanistan. Der 26-Jährige ist seit 2 Jahren in Deutschland, holt gerade den Realabschluss nach und möchte danach ein Ingnieurstudium für Brückenbau beginnen. Im Biathlonduell trennen den kräftigen Kampfsportler, der in seiner Heimat Kickboxen und Taekwondo betrieb, nur 1 Treffer und 6 Sekunden vom Etappensieg. Gemeinsam mit seinem Kumpel, Maximilian, geht er kurz danach ein zweites Mal an den Start, doch es sollte heute nicht sein. Wie so oft während unserer Etappen erleben wir mit dem gut deutsch sprechenden Mohammad Ali positive Beispiele der Integration.
Victor Urbanek wird am Ende der Schnellste dieser Etappe sein und schafft in 2:00 Minuten mit fehlerlosem Schießen die beste Leistung aller 98 Wettkämpfer, doch Etappensieger wird er dennoch nicht. Der Tscheche aus Jilava ist der Freund unserer Fotografin Dani und als solcher so eng mit dem Tourteam verbunden, dass wir dem besten Südring-Center-Gast nicht die Möglichkeit zum Etappensieg nehmen möchten. Victors Leistung ist jedoch phantastisch. Er ist nun viertbester aller 1900 Wettkämpfer der Tour 2016.
Der Etappensieger: Michael Berhorst
Im besten Duell dieser beiden Etappentage trifft der 15-jährige Gymnasiast aus Hameln, Julien Brauer-Knipping auf den 43-jährigen Postbeamten Michael Berhorst aus Schloss Neuhaus. Beide machen bereits mit ihrem kraftvollen Einsatz “in der Loipe” deutlich, dass sie um den Etappensieg kämpfen werden. Dabei bleiben der 15-jährige Vereinshandballer und der fitte Hobbyläufer nahezu gleichauf. Auch beim Schießen beeindrucken zunächst beide und legen ohne jeden Fehlschuss 3 Treffer hin. Beim 4. Schuss unterläuft dem jungen Hamelner der erste Schießfehler, während Michael, der auch Mitglied der Bürgerschützen Schloss Neuhaus ist und dort einige Jahre Vorstandsarbeit leistete, weiter trifft. Selbst der verflixte letzte Schuss hält ihn nun nicht mehr auf. Der einzige Wettkämpfer, neben Victor Urbanek, dem bei dieser Etappe ein perfektes Schießen gelingt, schafft zudem starke 2:17 Minuten. Julien erreicht mit 3 Treffern und 2:24 Minuten den 8. Platz.
Michael und seine Frau, Beate, werden wir am 28.12. beim Finale der Etappensieger auf Schalke wiedersehen und wünschen ihm, dass er dort etwas mehr Glück hat, als sein Vorgänger, der Etappensieger aus dem Südring-Center 2015, Simon Schneidermann, der beim Tourfinale 2015 in der ersten Runde ausschied.
Servus Paderborn
zwei lebendige Etappentage im Paderborner Südring-Center sind vorüber und wir haben sie längst lieb gewonnen, diese Etappe auf engstem Raum am “Nordseestrand”.
Unser herzlicher Dank gilt dem Centermarketing, namentlich Andree Sake, der die Biathlon-Tour bereits für den Südring-Center entdeckte, als es noch keine Bilder und Nachberichte zu Touretappen gab. Dieser Etappenort ist einer der “ersten Stunde” und wir kommen sehr gerne wieder.
Bilder: Dani Schwamenhöferova
Text: Martin Bremer