[:de]Rund 500 „Schnupperer“, 90 Wettkämpfer und ein königsblauer Champion
So lief die Biathlon auf Schalke-Tour in Brilon
Die Hansestadt Brilon im Hochsauerlandkreis ist am frühen Samstagmorgen bereits festlich herausgeputzt. Auf dem historischen Marktplatz ist alles für den 2. Tag des Altstadtfestes vorbereitet, in der Fußgängerzone lockt der Wochenmarkt die Briloner zum Frischekauf und wir bauen unmittelbar an der Mauer des altehrwürdigen Rathauses die Biathlonarena auf, wo später von 14 – 21 Uhr die 5. Etappe der Biathlon auf Schalke-Tour stattfinden wird.
Bisweilen legt sich das Glockenspiel über den Marktplatz und dringt in die engen Gassen. Der Petrusbrunnen plätschert und die über der Propsteikirche aufsteigende Sonne am blauen Himmel kündigt ungetrübte Sommerfreude an.
Passend zum strahlenden Tag tritt die Biathlon auf Schalke-Tour in Brilon erstmals in frischem, blauen Gewand auf. 4 Monate vor der WTC in der Veltins-Arena weisen neben den Bannern an der Rückwand der Biathlonarena und am Schießtisch auch die T-Shirts des Betreuerteams um IQ-Entwickler Klaus Kremer auf den 28.12.2015 hin, wenn die Biathlon-Weltelite am letzten Montag des Jahres in Gelsenkirchen an den Start gehen wird.
Die Gänsehaut-Tickets motivieren heftig
Auch der heutige Etappensieger wird dann am 28.12. auf Schalke dabei sein und im Finale der Jedermann-Tour auf die Etappensieger der 17 anderen Tourstationen treffen. Die 90 Wettkämpfer, die in Brilon größtenteils kurzentschlossen am Biathlon-Duell teilnehmen sind natürlich besonders durch die beiden „Gänsehaut-Tickets“ angefixt, die als Preis auf den Etappensieger warten. Das sind VIP-Karten für den Biathlon auf Schalke mit Cateringservice im Logenbereich und dem einmaligen Erlebnis, aus dem Innenraum der Arena das Spektakel hautnah mitverfolgen zu können.
Der Etappenstart
Gleich zu Etappenbeginn meldet sich das Ehepaar Gabi und Hubertus Lahme zum Biathlonduell an. Beide legen auf den Crosstrainern einen 200 m Lauf zurück, der in seiner Bewegung dem Skilanglauf nahe kommt. Sehr fitte Sportler schaffen die Strecke in 70 Sekunden, die meisten liegen zwischen 90 – 120 Sekunden. Fast jeder Teilnehmer steigt ziemlich außer Atem vom Crosstrainer ab und läuft rasch die wenigen Meter zum Lasergewehr, um aus 10 m seine 5 Schüsse auf die 60 mm-Ziele „ins Schwarze“ zu bringen. Unsere ersten beiden Duellanten machen das großartig. Hubertus hat die 200 m bereits nach 80 Sekunden bewältigt und legt sogleich fehlerlose 5 Treffer vor, was auf den bisherigen 4 Etappen der Tour nur 8 von über 200 Wettkämpfern gelang. In 1:57 Minuten legt er zudem eine Klassezeit vor, so schnell, dass unsere Fotografin Dani einen Schnappschuss von ihm verpasste.
Die „jungen Wilden“
Einige junge Briloner Sportler gehen mit hohem Ehrgeiz daran, die Leistung des Tagesbesten zu unterbieten. Der 17-jährige aktive Handballer, Hannes Pöttgen kommt mit 1:58 Minuten ganz nahe dran, verzieht jedoch den letzten Schuss und nimmt mit 4 Treffern vorübergehend Rang 2 ein.
Ganz erstaunlich ist die Leistung des erst 14-jährigen Leon Kerkhoff. Der schmale Schüler, von dem wir dachten, er könne das fast 3 kg schwere
Biathlongewehr ohne Auflage nicht ruhighalten, gab uns seine ganz eigene Antwort: Mit vollem Einsatz legt er die 200 m in 79 Sekunden zurück und schießt danach so präzise und zugleich schnell, wie ein erfahrener Biathlet. Mit 4 Treffern bei 1:51 Minuten ist er der neue 2. der Tageswertung.
Malte Morgenroth ist der nächste „junge Wilde“ an diesem Tag. Auch er ist erst 14 Jahre alt und erreicht in 2:02 Minuten mit 2 Treffern ein achtbares Ergebnis. Sein Vater Markus war aber 4 Sekunden schneller. Doch der Filius dringt auf Revanche. Irgendwann gibt der Vater nach und es entbrennt ein spannendes Vater-Sohn-Duell. Markus ist auf dem Crosstrainer rund 5 Sekunden schneller, doch Malte legt in hohem Tempo einen Treffer nach dem anderen hin. Beide laufen in 1:48 Minuten ins Ziel doch Malte hat das Duell mit 4:3 Treffern für sich entschieden und strahlt übers ganze Gesicht. Malte hat das Betreuerteam mit seinem raschen Lernerfolg beeindruckt, wir ziehen unsere Hüte und hoffen, dass sich Malte dem regionalen Biathlonverein anschließen wird.
Auch Hannes Pöttgen tritt erneut an, um im 2. Versuch sein Ergebnis vielleicht noch zu verbessern. Über die 200 m verbessert er sich um 7 Sekunden, schafft die Strecke in tollen 70 Sekunden. Beim Schießen beweist er erneut sein Können, doch es schleicht sich wieder ein einziger Schießfehler ein, so dass seine 1:46 Minuten wieder nicht ganz für Platz 1 ausreichen.
Ein Königsblauer erkämpft sich die Führung
Nach den Youngstern versucht es nun der 4-fache Familienvater Christian Müller. An seinem Polohemd ist er sogleich als Mitglied des Schalke-Fanclubs Königsblau Brilon zu erkennen. Wir erfahren von ihm, dass wir in der Stadt des größten deutschen Schalke-Fanclubs sind und dieser über tausend Mitglieder hat. Dass Christian beim Schießen so treffsicher ist, wie er es sich mal wieder von Klaas Jan Huntelaar wünscht, zeigt er schon beim Schnupperschießen vor dem Duell. Auf dem Crosstrainer gibt er dann alles, wie er es auch von seinen Knappen erwartet. Auf dem Weg vom Crosstrainer zum Gewehr machen Christians Beine kurz schlapp. Er stolpert doch steht wieder auf und zeigt dann unbeeindruckt seine Stärke: Ein Schuss nach dem anderen „sitzt“. Die 5 Treffer sind Talent und Können, doch die tolle Zeit von 1:50 Minuten ist hart erarbeitet. Die Etappe hat einen neuen Spitzenreiter! Doch Christian
traut dem Glück noch nicht, der Tag ist noch lang. Nur allzu gerne möchte er die beiden Gänsehaut-Tickets in „seiner“ Veltins-Arena gewinnen. Seine Frau Tanja und er sind Biathlonfans. Für den EDV-Admin der Volksbank in Brilon wäre es der perfekte Jahresausklang, für den er liebend gerne auf seine Kegeltour verzichtet. Beinahe jede Stunde schickt er einen seiner Söhne oder seine Tochter zur Biathlonarena, die schauen sollen, ob er noch auf Platz 1 steht. Sohn Till könnte dem Vater mit etwas Übung durchaus gefährlich werden, erreicht in guten 2:15 Minuten und 4 Treffern den 18. Platz in der Tageswertung.
Zwei Champions folgen noch
Zwei ernsthafte Angriffe auf den Tagessieg sollten noch folgen. Martin Knecht schaffte die Bestleistung über die 200 m mit 68 Sekunden und ist am Ende auf Platz 5 der Schnellste Wettkämpfer mit 4 Treffern in 1:43 Minuten.
Der 16-jährige Kevin Tran schafft kurz vor Etappenende die großartige Leistung von 1:54 Minuten bei 5 Treffern. Damit ist er heute der beste der „jungen Wilden“. Auch bei Kevin beeindruckt der schnelle Lernerfolg.
Er kommt ohne jede Schießerfahrung zur Biathlonarena und setzt die Tipps des Betreuerteams schnell in Verbesserung um. Beim Duell ruft er seine beste Leistung ab und schafft trotz der Atembelastung ein fehlerloses Schießen. Dem Skateboardfan, der in Brilon die 10 B absolviert und Fachinformatiker werden möchte, fehlen am Ende nur 4 Sekunden zu Platz 1. ………………………………
So wurde es mit dem Etappensieg für Christian Müller zwar nochmal ganz eng, doch am Ende der langen Etappe konnte Klaus Kremer einem glücklichen Sieger die beiden Gänsehaut-Tickets überreichen.
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Brilon war klasse
Die anbrechende Nacht hat sich längst über Brilon gelegt. Während wir die Biathlonarena abbauen und für ihren nächsten Einsatz am 5./6. September in Bochum-Linden verpacken, feiern die Briloner auf ihrem Marktplatz bei bester Livemusik von Udo König weiter. Es fällt schwer, hier weg zu fahren, Brilon haben wir liebgewonnen. Unser Dank gilt dem örtlichen Gewerbeverein mit seinen Vorsitzenden Stefan Scharfenbaum und Christian Leisse für deren Überzeugung, dass Biathlon für die Briloner genau das Richtige zum Altstadtfest sein wird. Die Etappe dürfte die beiden bestätigt haben.
Ein herzlicher Dank gebührt nicht zuletzt auch dem Ausbildungsleiter Nordic des Skiverbandes Rheinland, Stefan Puderbach, der in Brilon das Betreuerteam komplettierte und den zahlreichen Schnupperern Tipps im Umgang mit dem Biathlongewehr gab.
am Rande erwähnt: Euer Chefcoach bei jeder Etappe vor Ort, der frühere DSB-Kaderathlet Klaus Kremer, Entwickler der IQ-Laserschießtechnik, kann nicht nur in seiner Ü-50-Kategorie mithalten. In Brilon sprang er – freilich außer Konkurrenz – bei einem Duell ein und erzielte 1:46 min und 5 Treffer. Das hätte nicht nur den Tagesieg bedeutet, sondern auch die Führung in der Tourrangliste. Chapeau, Klaus!
Fotos: Dani Schwammenhöferova
Text: Martin Bremer[:]