Tausende Menschen, strahlender Frühling und lebendiger Mitmachgeist
Wir kennen das ja durchaus schon vom Frühlingsfest in Monheim am Rhein aus den Jahren 2016, -17 und -19, die Menschenmenge auf der Sport- und Gesundheitsmeile der Krischerstraße, die rheinischen Frohnaturen, wenn es um Mitmachen und Herausforderung geht, und trotzdem ist es an diesem letzten Märzsonntag 2022 ein besonderes Erlebnis, nach zwei Jahren mit mehr Tristesse als Feierstimmung, nun wieder mit tausenden erwartungsfrohen Menschen sozusagen in Leichtigkeit und Heiterkeit zu schweben. So, wie hier in der Monheimer Innenstadt, stellt man sich das ideale Frühlingserwachen einer deutschen Mittelstadt vor, als Aufbruchstimmung in eine “Nach-Corona-Zeit” für den Handel, für die Feiernden, für die Aussteller und nicht zuletzt für die Stadt Monheim am Rhein als Veranstalter. Denn letztere haben für ein tolles Programm gesorgt. Allein hier auf der Krischerstraße locken mehr als zwei handvoll hochkarätige sportliche Mitmachstationen und ähnlich viele ambitionierte Streetfood-Stände mit Erlebnissen, die man in dieser Dichte eben nur an wenigen besonderen Tagen geboten bekommt. Die Biathlonarena bildet den Abschluss dieser Sportmeile. Andernorts könnte das schwierig sein, weil die Menschen vielleicht schon vorzeitig umdrehen und das Biathlonangebot gar nicht wahrnehmen, aber hier in Monheim schnuppern rund 500 Menschen im Tagesverlauf ins Biathlonschießen hinein. 71 WettkämpferInnen kämpfen um den Etappensieg und das zumeist vor zahlreichen stimmungsfrohen Schaulustigen.
Viel Applaus, HEEEYS und OOOHS machen die Biathlonetappe zum Fest
Die wichtigste Voraussetzung zum Gelingen eines Citybiathlons, der – wie hier in Monheim – ohne vorherige Anmeldung zu 100% auf den spontanen Mitmachgeist der Besucher setzt, sind natürlich die Menschen, die die Herausforderung suchen, die von Festbesuchern spontan zu WettkämpferInnen werden. Hier auf der Krischerstraße gelingt dies nicht nur ab und zu, sondern den gesamten Tag über. 71 WettkämpferInnen sind so ziemlich das Maximum, das wir mit unserem 5-köpfigen Betreuerteam schaffen können, denn es gehört ja für jeden Einzelnen noch einiger Erklärungsaufwand und Übungszeit hinzu. Gleichzeitig möchten zudem hunderte Schnupperschützen eine Einweisung in die Technik der Infrarot-Biathlongewehre bekommen, um einmal die eigene Treffsicherheit auf die 45 mm kleinen Ziele zu testen.
Sind die engagierten WettkämpferInnen gefunden rückt ein zweiter Aspekt in den Mittelpunkt: Gewinnt das Biathlonevent die Herzen der Schaulustigen? Zeigen sie Interesse am Biathlon? Haben sie Zeit mit gebracht, über Minuten an der BIathlonarena zu verweilen? Und am wichtigsten: Die “unsichtbaren” “Antennen” der Menschen dafür,, die WettkämpferInnen hochleben zu lassen, sie mit Stimmung zu unterstützen und dabei zugleich auch sich selbst und den Moment herrlich zu feiern? Hier in Monheim gelingt das bestens, das Publikum ist stets für einen Applaus zu gewinnen, bei spannenden Rennen erschallen die Ooohs und Heeeys rund um die Biathlonarena und nicht wenige Zuschauer sehen wir Minuten später als Aktive an den Biathlongewehren wieder. Genau SO wird aus dem Sportevent ein wahres Sportfest, bei dem sich Schaulustige und WettkämpferInnen gegenseitig befruchten und über Stunden immer wieder die Rollen tauschen.
Authentisches; Siegerpreise; Aufenthaltsqualität
Die Biathlon-Tour ist sehr darum bemüht, den Biathlonsport authentisch rüberzubringen. Natürlich ist es weder zeitgemäß noch nachhaltig, an einem lauen Frühlingstag Kunstschnee in die Innenstadt zu karren, aber die Skilanglauf-Ergometer erreichen die Biathlon-Anmutung auch ohne Schnee. Die dauerhafte Moderation der Wettkämpfe schafft so ein bisschen die typische Biathlon-TV-Atmosphäre, die den beliebtesten Fernseh-Wintersport in Deutschland so populär gemacht hat und hochwertiges, finnisches Infrarot-Biathlonequipment macht das Mitmachen zum Erlebnis und das Mitverfolgen der Wettkämpfe bzw. die Treffererkennung leicht nachvollziehbar.
In jeder Etappenstadt vergibt die Biathlon-Tour eine Reise zum Tour-Finale in den Biathlon-Weltcuport Oberhof im Thüringer Wald. Die oder der Monheimer TagessiegerIn wird dabei von Olympiasieger Michael Rösch im Skilanglauf und am Kleinkalibergewehr trainiert und erlebt in der weltweit einzigartigen Oberhofer Biathlon-Skihalle die Sportart aus der Perspektive der Biathlonprofis. Ein gemütlicher Partyabend „Beim Waldschrat“ und das Finale der Etappensieger runden das Biathlon-Wochenende als Gewinn für den Etappensieger ab. Dieses Wochenende ermöglicht der Toursponsor, Euro Repar Car Service. Inklusive ist auch die Hotel-Übernachtung für den Gewinner mit Begleitung. Dieses Wochenende wird am 25./26. Februar 2023 stattfinden.
Für Anreiz ist also gesorgt und auch die Würdigung guter Leistungen mit den Biathlon-Tour-Shootingstar-T-Shirts und Medaillen sorgt in Monheim manches Mal für fröhliche Gesichter. Die Schaulustigen genießen derweil das leibliche Wohl unmittelbar an der Biathlonarena, den vielgelobten Spießbraten oder die gebratenen Champignons mit Blumenkohl. Und welche “Biathleten” werden zu den Helden des Tages?
Zwei mit ruhiger Hand
Gleich der erste Wettkämpfer an diesem Tag legt eine starke Leistung vor. Günter Schlesiger ist aus dem Oberbergischen zu Besuch in Monheim am Rhein und startet noch vor dem Mittag allein in seinen Biathlonwettkampf. Er selbst ist aber schon hellwach und erzielt 4 Treffer mit seinen 5 Schüssen aus 10 m Entfernung auf die 45 mm-Ziele. Für die 400m-Strecke auf dem Skilanglauf-Ergometer UND die 5 Schüsse benötigt er 3:18 Minuten. Zunächst ist das die Etappenführung und am Ende der Etappe ist er mit dieser Leistung immer noch auf Platz 7. Stark!
Ebenso gut zielt nur wenig später die Tennisspielerin und Hobbykletterin, Simone Rieger (im Bild im grünen Pulli) Mit 4:3 Treffer behält sie knapp die Oberhand im Duell mit Katja Eibelshäuser. Die Gesamtzeit von 4:11 Minuten bringt Simone zunächst auf Platz 2 hinter Günter. Am Tagesende sind ausser Simone auch Bianca Illian, Lara Stusch und Lea Glander mit 4 Treffern unter den Besten und werden in dieser Reihenfolge die besten Biathlondamen des Tages.
Führungswechsel mit Maßarbeit
So hält Günter Schlesigers Führung doch rund eine Stunde lang, bis Lokalmatador Dominik Heinecke im Duell mit “Schotte” Patrick Höring aus Leverkusen eine neue Bestmarke setzt. Der kräftige Selbstverteidigungssportler bringt mächtig viel Kraft auf die Skistöcke und flitzt sozusagen in nur 95 Sekunden durch die “400m-Loipe”. Am Biathlongewehr lässt er sich etwas mehr Zeit, als manch anderer Wettkampf und macht zunächst alles richtig, erzielt mit 4 Schüssen 4 Treffer. Erst der letzte Schuss verfehlt das Ziel. Mit 3:17 Minuten holt sich Dominik dennoch die Führung mit einem Zeitpolster von genau einer Sekunde. Als starker Schütze erweist sich auch Patrick. Wenige Minuten zuvor spielte er mit der schottischen Kapelle noch Traditionslieder aus dem Land des Whiskeys und der Highlands an der Biathlonarena. Nun kommt er als Biathlet zurück und gehört in 3:22 Minuten mit 4 Treffern zu den 10 besten des Tages.
Respekt vor den Jüngsten
12 Jahre ist das Mindestalter, um bei der Biathlon-Tour in den Wettkampf starten zu können. Neben Jugendschutzgründen ist die Altersbegrenzung auch aufgrund der physischen Entwicklung zumeist sinnvoll, denn das Biathlongewehr wiegt gute 4 kg und alleine schon das Ruhighalten in Schulterhöhe verlangt eine körperliche Kraft, die bei 9-,10- oder 11-Jährigen zumeist noch nicht ausreichend ist. Dennoch erntet das Tourteam auch in Monheim am Rhein wieder die eine oder andere enttäuschte Reaktion der unter 12-Jährigen.
Ein Argument, mit dem wir den “zu” jungen bei vielen Etappen etwas Verständnis abringen können steht uns heute nicht zur Verfügung, denn zumeist schaffen auch die jüngsten Wettkämpfer mit 12- und 13 Jahren keinen erfolgreichen Wettkampf. Das ist heute anders. Justin Winkler (im Bild oben, oben links), der gerade 13-jährige Rollhockeyspieler aus Wermelskirchen kann bestens bei den Erwachsenen mithalten schafft 3 Treffer und 3:47 Minuten. Im Laufe des Tages geht er dreimal an den Start und läuft damit 1200 m in der kräftezehrenden Doppelstocktechnik. Respekt, das schaffen die wenigsten Erwachsenen. Ebenfalls noch in der besseren Hälfte der Ergebnisliste sind Rayan Largo (im Bild oben, unten rechts) als 34. mit 3 Treffern und 4:08 Minuten und Parcour-Sportler Lennox Neumayer (im Bild oben, oben rechts) als 35. mit 3 Treffern und 4:24 Minuten. Auch Leonas Pierau (im Bild oben, unten links) hält gut mit und verliert das Vater-Sohn-Duell mit Thomas nur knapp mit 2:3 Treffern. Beim Publikum sind sie die Sieger der Herzen.
Noch kein fehlerlos schießender Biathlet
Immerhin 4 Stunden ist die Biathlon-Etappe hier auf der Krischerstraße schon fortgeschritten und das Einzige, was ihr noch fehlt sind fehlerfrei schießende Wettkämpfer. Nicht, dass dies einfach wäre, auch in anderen Etappenstädten sind es stets nur ganz wenige, die dieses Kunststück schaffen. Und der immernoch Führende, Dominik Heinecke, war ja selbst ganz nahe dran, am fehlerlosen Schießen, als er erst am letzten Schuss scheiterte, aber genau dieser verflixte letzte Schuss erwischt auch so manchen Biathlonprofi im Weltcupzirkus oder bei Olympia. Genau diese 4 Treffer mit 4 Schüssen legt bei seinem 2. Wettkampf am heutigen Tage auch Gerd Bruhn (im Bild oben im dunkelblauen T-Shirt) aus Baumberg hin. Am Mittag waren es 3 Treffer und nun hat er sich im Duell mit Ali Mohammed und der ehemaligen Football-Bundesliga- und Nationalspielerin der Düsseldorfer Panther, Jeannine Weise, bereits vor dem letzten Schuss verbessert. Das Publikum hält den Atem an und Gerd, der weder viel Sport treibt noch über Schießerfahrung verfügt, wird im nächsten Augenblick seinen 5. Schuss setzen. Wird es wieder ein Verflixter? Aus der Stille heraus brandet Jubel auf. Gerd hat es tatsächlich geschafft und alle 5 Ziele leuchten grün. Mit den 5 Treffern und 4:08 Minuten holt sich der Familienpapa zweier Söhne die Etappenführung und wird von jetzt an der Gejagte sein. Der Beamte im NRW-Wirtschaftsministerium ist mit seiner kompletten Familie an der Biathlonarena und nun drücken alle 4 die Daumen, dass es am Ende zum Etappensieg reicht und Gerd in der Oberhofer Skihalle gegen die Sieger der anderen Etappenstädte um den Titel des Tourchampions wird antreten können.
Biathlon-Wettkampf mit Fotopause
Wann hat man schon einmal einen Weltmeister am Start? Heute ist das der Fall, denn der Solinger, Andre Bertko, ist mit seiner Familie auf dem Frühlingsfest und startet mit seinem Sohn, Nick, in den Biathlon-Wettkampf. 2014 gewann er im Mixed in der Klasse O35 den WM-Titel im Badminton im kanadischen Richmond. Heute ist der 46-Jährige ganz und gar Familienpapa und schon auf dem Skilanglauf-Ergometer stets mindestens mit einem Auge beim Sohnemann, der als Handballer ebenfalls die Liebe zum Sport bereits entdeckt hat. Nach seinen 400m-Skilanglauf nimmt sich Andre noch Zeit, um Nick bei seinen letzten Metern auf dem Skilanglauf-Ergometer zu fotografieren. Die 5 Schüsse müssen also noch einen Augenblick warten. Doch als er dann bereit ist zeigt Andre, dass er seine präzise Hand vom Badminton auch am Biathlongewehr erfolgreich einsetzen kann. Auch bei ihm werden es 4 Treffer mit 4 Schüssen bevor er ein letztes Mal das Ziel anvisiert. Die Zeit liegt noch deutlich unter der 4-Minuten-Marke, so dass ein Treffer zugleich die Etappenführung bedeuten würde. Vielleicht hilft dem SAP-Experten von Bayer der jahrelange Wettkampfsport, um in entscheidenden Momenten besonders konzentriert zu sein, jedenfalls setzt Andre nach 3:43 Minuten auch den 5 Schuss ins Ziel und Nick fände das ziemlich cool, mit dem Papa zum Finale der Biathlon-Tour nach Oberhof aufzubrechen und dort um den Titel des Tour-Champions anzutreten. Aber noch bleibt eine Stunde Zeit, um Andres Ergebnis zu übertreffen.
Der Biathlonfight des Kampfsportlers
Der Leverkusener Kampfsportler, Philipp Rimmel (im oberen Bild) und der Solinger Kraftsportler, Timm Drewek (Bild unterhalb) finden sich für ein Duell der starken Männer. Das Tempo des Führenden, Andre Bertko, 3:43 Minuten, werden beide knacken können, aber gelingt einem von ihnen eine ähnliche Präzision am Biathlongewehr, wie sie bisher nur Gerd und Andre zeigen konnten? MMA-Kampfsportler Philipp hat seinen fight mit dem Biathlongewehr schon vor seinem Wettkampf. Mit dem Treffen klappt es zunächst nicht recht, weil das rechte Auge nicht auf bleiben mag, wenn er das linke Auge schließt. Kein Problem, wir verpassen ihm eine Augenklappe und die wirkt wie gute Medizin. Philipps Trefferquote in den Übungsrunden steigt erheblich.
Im Rennen gibt jedoch Timm Drewek das Tempo vor und liegt die gesamten 400 m über knapp vor Philipp.
Der Solinger macht nicht nur ein schnelles Rennen mit den Skistöcken, sondern zeigt auch am Biathlongewehr jene Präzision, die für einen Etappensieg nötig wäre, wenn nur nicht dieser eine klitzekleine Wackler drin wäre, der ihn bei 4 Treffern in 3:10 Minuten einbremst. Die Zeit hätte zur Etappenführung gereicht. Doch nun rückt der Kampfsportler mit dem schwarzen Gürtel wieder in den Mittelpunkt, der im Augenblick von Timms Fehlschuss gerade seinen 3. Treffer erzielt und noch ohne Fehlschuss ist. Der 24-jährige Maler und Lackierer aus dem Leverkusener Stadtteil Küppersbusch hält sich nicht lange mit dem 4. Schuss auf und …trifft. Die Uhr zeigt 3:14 Minuten. Es verbleiben 29 Sekunden bis zur Zeit des Führenden, Andre Bertko. Vielleicht hätte dieser das Foto vom Sohn doch besser nach seinem Wettkampf gemacht? Aber der Schießunerfahrene Philipp muss ja auch erst einmal treffen, es könnte ja der so oft verflixte letzte Schuss werden? Philipp wartet gar nicht erst darauf, dass Gedanken dem Erfolg in die Quere kommen könnten, schießt und…trifft. 5 Treffer in 3:17 Minuten. Das bedeutet die Etappenführung und, wir können es vorwegnehmen, auch den Etappensieg für Philipp Rimmel beim 4. Monheimer Frühlingsfest-Biathlon. Seine Finalteilnahme in Oberhof liegt zwar noch 11 Monate entfernt, aber er kann sich zwischendurch relaxt anschauen, welche Konkurrenz ihn erwarten wird.
Die Biathlon-Tour sagt Dankeschön
bei allen WettkämpferInnen für ihren persönlichen Einsatz, bei dem ausdauernden und empathischen Monheimer Publikum, bei Familie Zur für großartige Spießbraten-Verpflegung und natürlich bei der Stadt Monheim am Rhein für die wie immer sehr angenehme Zusammenarbeit und für dieses tolle Frühlingsfest, in dessen Programm es nicht schwer ist, selbst zu glänzen.
Bilder: Siegward Pein; Technik: Kai Garske; Fernbetreuung: Daniel Holtschneider; Wettkämpferbetreuung: Silvia und Dirk; Text: Martin Bremer