Krefeld bummelt und die Tour ist mittendrin
Sie hat schon eine besondere Konstellation, diese Etappe in der Seidenstadt Krefeld, die man aber ebenso als Bier- oder Eishockeystadt beschreiben könnte. Unser Etappenpartner ist hier nicht etwa die Stadt oder die Werbegemeinschaft, sondern mit der Königshof-Brauerei ein einzelner Leistungsträger der Krefelder Industrie. Das macht es natürlich nicht so einfach, für die Biathlonarena eine ideale Innenstadtlage von der Städtischen Verwaltung zu erhalten, zumal das heute stattfindende “Einkaufen bei Kerzenschein” ein Krefelder Klassiker mit großem Zulauf ist. Im vergangenen Jahr “schob” man die Biathlonarena dann auch kurzerhand aus dem Publikumsverkehr auf den abseits gelegenen Platz an der alten Kirche. Bei Kälte und Regen hatten wir seinerzeit genug Zeit, um gemeinsam mit dem Königshof-Marketingleiter, Frank Tichelkamp, die Strategie für die Biathlon-Etappe 2019 zu durchdenken. Für unseren Etappenpartner war die Sache klar:”Im nächsten Jahr stehen wir auf dem besten Platz, den die Krefelder Innenstadt zu bieten hat, dem Neumarkt.” Wie er das geschafft hat, wissen wir nicht genau, aber Frank Tichelkamp hat Wort gehalten. Heute bauen wir bei idealem, milden Novemberwetter mit einem Lächeln auf den Lippen im Herzen der Krefelder Innenstadt auf, dort, wo sich die beiden frequentierten Fußgängerzonen vor dem Kaufhof zum Neumarkt verbreitern und haben in den kommenden 7 Stunden von 14-21 Uhr mit 5 Betreuern alle Hände voll zu tun, um den Andrang zu bewältigen und zumindest den geduldig wartenden Neugierigen das Mitmachen zu ermöglichen. Einige hundert Schnupperschützen, gut 80 Wettkämpfer und immer wieder Zuschauertrauben bei den Wettkämpfen machen diese 30. Etappe der Tour zu einem richtig schönen Spektakel mit viel Lachen, nicht wenig Ehrgeiz, reichlich Interesse und Dankbarkeit der Mitmacher und erfreulicher Stimmung.
Zielwasser gibt’s erst nach dem Wettkampf
Für Klasse Preise hat Frank Tichelkamp gesorgt. Neben dem Hauptpreis der Biathlon-Tour, der Finalreise nach Ruhpolding am 8./9. Februar 2020 für den Etappenbesten, werden die beste Biathletin und der beste Biathlet des Tages mit Original Königshofer aufgewogen. Ob die Champions dann das sportlichste Königshofer wählen, alkoholfreies Weizen, oder eher Pils, Alt oder Radler, diese Wahlfreiheit lässt der Marketingleiter den beiden Besten selbst, die bis zum Wiege-Termin in der Overgath noch zulegen können. Um so größer kann dann die Bierparty gefeiert werden. Doch auch auf den Zweit und Drittplatzierten dieser Etappe warten mit den Einkaufsgutscheinen der Krefelder Werbegemeinschaft tolle Preise, für die wir uns bei den Krefelder Kaufleuten und Leistungsträgern herzlich bedanken möchten. Der Rahmen könnte also kaum besser sein und es kommt hinzu, dass sich an diesem letzten Wochenende vor Adventsbeginn eine schöne Gelassenheit auf dem Neumarkt ausbreitet. Die Menschen sind relaxt und haben Zeit mitgebracht. Das ist gar nicht so selbstverständlich.
Spontanes Mitmachen für alle Neugierigen
Die Biathlon-Tour bietet auf dem Neumarkt jedem Neugierigen ab 12 Jahren die Gelegenheit die Biathlongewehre kennenzulernen und die eigene Treffsicherheit zu testen. Jeder Mitmacher wird vom Tourteam in die Schieß- und Gewehrtechnik eingewiesen und kann nach 2 oder 3 Übungsrunden dann selbst entscheiden, ob es auch in den Wettkampf gehen soll. Erst dabei wird es sportlich, denn in den Thoraxtrainer-Loipen werden 400 m zurückgelegt, bevor 5 Schüsse Stehendschießen das 2-4-minütige Biathlonduell abschließen. Obwohl die 400 m-Strecke je nach Krafteinsatz nur ca. 90 -180 Sekunden dauert, hat sie es durchaus “in sich”, denn sie erfordert einen intensiven Einsatz vor allem der Oberkörpermuskulatur. Ausser Atem verlassen die Biathlon-Novizen die “Loipe” und wechseln unmittelbar an die bereitliegenden Infrarotgewehre, mit denen aus 10 m Entfernung fünf Schüsse Stehendschießen auf Ziele mit 45 mm Durchmesser absolviert werden. Hier vor dem Kaufhof reicht der Platz nur für 9 m Schießentfernung, deswegen reduzieren wir die Zielgröße auf 40 mm. Dieser Biathlonwettkampf findet in dem 7-stündigen Event immer dann statt, wenn 2 oder 3 Wettkämpfer starten möchten, so dass kaum einmal eine Wartezeit für die Mitmacher entsteht. Die Kürze dieses Sprintbiathlons sorgt zudem dazu, dass die Neugierigen kaum bis gar nicht ins Schwitzen kommen, was auch wichtig ist, denn die meisten entscheiden sich spontan und starten in ihrer Ausgehkleidung. Die ersten Wettkämpfer(innen) starten gegen 14 Uhr, die letzten zwischen 20 und 21 Uhr. Alle werden von uns in die Etappenrangliste und die Jahrestourwertung integriert. Der Etappensieger gewinnt die Teilnahme am Tourfinale am 8./9. Februar 2020 in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena.
Zwei Coesfelder in Krefeld
Der 17-Jährige Nils Haverkämper bleibt im ersten Duell des Tages ohne Treffer. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, bekommt jedoch in den folgenden Minuten seine Bedeutung. Nach Nils geht sein Vater Thomas in den Wettkampf und setzt mit 4 Treffern mit der Lauf- und Schießzeit von 3:04 Minuten ein erstes Ausrufezeichen. Nun ist es eine der schönsten Seiten des sportlichen Wettkampfes, dass er einen “inneren Prozess”, etwa den Gedanken “das kann ich auch” oder “kann nicht sein, dass der besser ist als ich” plakativ nach aussen sichtbar werden lässt. Jedenfalls lässt sich Nils auch von bereits etwas müden Armen aus dem ersten Wettkampf nicht davon abhalten, die zweite Chance zu suchen. Und siehe da, Entschlossenheit ist die Zauberformel für große und kleine Verbesserungen.
Bei Nils’ Biathlonwettkampf könnte die Verbesserung kaum größer sein, denn nach 5 Fehlschüssen legt er nun ein fehlerloses Schießen mit 5 Treffern hin, worauf wir bei vielen Etappen durchaus stundenlang warten müssen. Mit seiner Trefferzahl und der Gesamtzeit von 3:05 Minuten aus Laufen und Schießen setzt sich Nils zunächst auf Platz 1 der Etappenrangliste, vor seinem Vater und ist fortan der “Gejagte”. Thomas und Nils sind eigentlich geschäftlich in Krefeld unterwegs als Inhaber der Backwerk-Filialen in der Innenstadt. Dass der Tag sie zu Biathlonwettkämpfern macht hätten sie am Morgen auch noch nicht gedacht. Nun fahren sie zurück in ihre Heimat Coesfeld im Münsterland und sind doch auf dem Krefelder Neumarkt das Maß der Dinge.
Schnellen Jägern fehlt die Ruhe
Mehr oder weniger als ein Quäntchen Präzision fehlt den sichtbar motivierten Jägern der beiden führenden Münsterländer. Andrey Lipko (im Bild oben, oben links) ist in 1:53 Minuten Schnellster der 80 Wettkämpfer des Tages, doch er bleibt ohne einen Treffer und muss mit einer hinteren Platzierung vorlieb nehmen. Besser macht es Sportschütze Josef Sprenger (im Bild oben, unten links). 3 Treffer und 2:45 Minuten bringen den früheren Vizekreismeister des Krefelder Sportschützen-Korps 1842 als 11. nahe heran an die Top 10 des Tages. Trotz seiner Schützenerfahrung ist das Schießen nach körperlicher Belastung für ihn eine ganz ungewohnte Herausforderung und er wirkt überrascht, wie wenig sich die erlernte Technik für das “ruhende” Schießen auf das Bewegungsschießen anwenden lässt.
Im Dreikampf zwischen Kevin Reincke, Mirko Krnjajic und Simon Kainhorst (im Bild oben, oben rechts) sind alle drei Wettkämpfer schneller als unser Etappenführende, doch Letzterer bleibt weiter ganz vorne, weil den schnellen Jägern die letzte Präzision fehlt. Mirko (im schwarzen T-Shirt) ist mit 3 Treffern der Beste des Trios. Ebenfalls 3 Treffer schafft Tobias Deter (im Bild oben, unten rechts am vorderen Gewehr) im Duell mit Sohn Jonas. Seine schnellen 2:28 Minuten verhelfen ihm zum 8. Platz unter 80 Wettkämpfern. Im Wettbewerb der Biathlon-Tour gewinnt der Wettkämpfer mit der höchsten Trefferzahl. Bei Treffergleichheit liegt das schnellere Ergebnis vorne.
Das obere Bild zeigt oben in der Mitte auch Neriman Güler. Über ihre Wettkampfteilnahme freuen wir uns besonders. Neriman ist so warm angezofen mit Mantel, verschiedenen Jacken, Schal, Thermohose, Kopftuch, dass wir vermutlich gar nicht gefragt hätten, ob sie einen Wetkampf machen möchte. Aber Neriman hat zum Glück keine Berührungsängste und zeigt ihre Begeisterung dafür mitzumachen. Mit allen Kleidungsschichten hält sie prima auf dem Thoraxtrainer durch, schafft 3:32 Minuten und 1 Treffer. Als oberste Kleidungsschicht kommt nun noch eine Shootingstar-Medaille hinzu.
Familienduelle und Damen-Champion
Zwei Vater/Sohn-Duelle machen Spaß. Der erst 12-jährige Lennart fordert seinen Papa Mathias heraus (im Bild oben, unten links). So gerade eben mit 2:1 Treffern bleibt der Vater vorne, doch ob das nächstes Jahr auch noch so sein wird? Im Dreikampf der Kilics bekommt es Vater Kemal mit seinen fast erwachsenen Söhnen Suley und Volkan zu tun (im Bild oben, unten rechts). Auch hier holt der Vater den Familiensieg. Dafür reicht Kemal ein Treffer. Deutlich treffsicherer ist Julia Streich (im Bild oben, oben links). Sie hat keinerlei Schießerfahrung und schaut erst einmal zu, wie ihr Freund Mike (im Bild oben rechts im schwarzen Pulli) 2 Treffer erzielt und wagt sich dann selbst in den Wettkampf. Zum Glück traut sie sich, denn nach den anstrengenden 400 m-Skilanglauf setzt sie gleich 4 ihrer 5 Schüsse in die 40mm-Ziele. Damit ist sie beste Wettkämpferin des Tages und hält diesen 1. Platz auch bis zum Etappenende. Herzlichen Glückwunsch an die Düsseldorferin zum “Auswärtssieg” in Krefeld und viel Spaß bei einer zünftigen Bierparty, denn Julia gewinnt das Aufwiegen mit Original Königshofer, ausgelobt vom Marketingleiter der Brauerei, Frank Tichelkamp.
Königin mit nur einem Volltreffer
Mit einem Volltreffer ganz anderer Art begeistern die Rheinische Brotkönigin, Melissa Nietsch und ihre 3 Bäckermeister-Vasallen an der Biathlonarena. Am Biathlongewehr erzielen sie manchen Treffer, doch ihr Volltreffer ist der mit Original Königshofer Alt gebackene Weihnachtsstollen mit reichlich Marzipan, der so saftig ist, als hätte er im Alt bebadet. Das Tourteam bedankt sich herzlich bei der Bäckermeisterstaffel und ihrer Königin für die köstliche Vorfreude auf die Adventszeit.
Viel Zeit zum Stollengenuss lässt uns dieser Abend allerdings nicht, denn die Schnupperschützen wechseln fast im Minutentakt und ein Wettkampf folgt dem nächsten. Den einzigen Mangel, den dieser Tag verzeichnet, ist jener an fehlerlos schießender Wettkämpfer. Dafür bietet die Etappe einige großartige Leistungen auf den Skilanglauf-Cardiogeräten. Etwa von dem Kanuten Jan Horrix (im Bild oben unten rechts). Man sieht seinen kräftigen Armen schon an, dass es schnell wird in der Loipe. Doch Jan hält das hohe Tempo auch über die komplette Distanz durch und benötigt lediglich 80 Sekunden bis er ans Biathlongewehr wechselt. Damit gehört er zu den vielleicht 10 Schnellsten der bisher 1700 Wettkämpfer der Tour 2019. Schade, dass er am Biathlongewehr zwar gut, aber nicht gleich sehr gut zurechtkommt. Mit 3 Treffern wird er Neunter in der Etappenrangliste. Sogar noch schneller als Jan, sind in ihrem Duell Darko Safner und Hendrik Hahn (im Bild oben, unten links). Die beiden benötigen zwar rund 15 Sekunden länger für die 400 m-Strecke, doch machen sie durch das schnellere Schießen mehr Zeit gut. Hendrik Hahn, Läufer und Trailrunner im Krefelder Laufclub Seidenraupen, gewinnt das Duell gegen EMS-Studioleiter Darko Safner mit 3:2 Treffer und erreicht mit 2:26 Minuten Platz 7 in der Tageswertung.
“Die” ruhige Hand ist weiblich
Das Biathlon-Tourteam weiss es schon längst: Männer müssen zur Armee, um Schiessen zu lernen, Frauen können es schon. Die 5 Wettkämpfer auf dem Bild darüber schießen gemeinsam nicht mehr Treffer, als die eine Wettkämpferin. Kein Grund sich zu grämen, liebe Männer. Die 17-jährige Jana Harmeling ist seit 4 Jahren in jeder Saison Etappensiegerin und Finalistin der Biathlon-Tour. Mit 13 Jahren gewann sie 2016 ihre erste Etappe in Warendorf gegen über 100 Wettkämpfer. Im gleichen Jahr gelingt ihr im Tourfinale gegen 40 Etappensieger ein doch eigentlich kaum möglicher 2. Platz. Auch in diesem Jahr gewann sie bereits die Auftaktetappe im März in Meschede. Weil sie das perfekte Schießen nicht nur erklären, sondern gleich auch zeigen kann, setzen wir die Meisterschützin heute hier auf dem Neumarkt als Betreuerin der Mitmacher ein. Als es ihr in den Fingern juckt, geht sie als Sparringspartnerin mit Norbert Heckmanns und Nermin Dazdarevic in den Wettkampf. Einige Sekunden nach den beiden schnellen Männern kommt Jana ans Biathlongewehr und legt 20 Sekunden vor Nermin selbiges nach 5 Treffern wieder ab. 2:12 Minuten und 5 Treffer. Für die 5 Schüsse stoppen wir 10 Sekunden. Das beste Ergebnis des Tages. Natürlich ist ihr Wettkampf ausser Konkurrenz, doch es macht schon viel Spaß, zu sehen, was möglich ist.
Das letzte Flackern der “Nacht bei Kerzenschein”
Das war sie schon fast, die Etappe beim Einkaufen im Kerzenschein. Kurzweilig war es hier auf dem lebendigen Neumarkt an einem Novembertag, der mit Sonne und blauem Himmel begann, mit milden Temperaturen endet und den für diesen Monat womöglich erfundenen resignativen Unterton so gar nicht verdient hat. Noch einige schöne Momente, wie beim Mutter-/Tochter-Duell zwischen Tanja und Emily (im Bild oben rechts) oder dem, wenn auch missglückten, Versuch der Leichtathletin Lara Hövelmann (im Bild oben links) mit 4 Treffern ins Wiegeduell mit Original Königshofer zu gehen, bilden den Abschluss dieser 30. Touretappe 2019, deren erster Starter nun auch das (vor-)letzte Wort bekommt: Nils Haverkämper gewinnt mit 5 Treffern und 3:05 ;Minuten die Reise für 2 Personen zum Tourfinale am 8./9. Februar 2020 in Ruhpolding und trifft dort auf die Etappensieger der anderen Tourstädte. Keine Sorge, Nils, auch Deine Kontrahenten sind größtenteils Skilanglaufnovizen und von einigen wissen wir, dass sie öfter, als ihnen lieb ist, auf Augenhöhe mit der Loipe sind. Mit Zielwasser aus der Königshofer Brauerei wird Nils ebenso aufgewogen, wie Julia Streich, diebeste Wettkämpferin. Die Einkaufsgutscheine der Krefelder Werbegemeinschaft gehen an Andreas Trauten (ihn bitten wir um Entschuldigung, dass uns von seinem Wettkampf keine Bilder vorliegen) und Thomas Haverkämper.
Der Dank der Biathlon-Tour gilt allen Wettkämpfer/innen für Eure Motivation und Euren Einsatz. Herzlichen Dank an die Krefelder Werbegemeinschaft und insbesondere an die Brauerei Königshof und ihren Marketingleiter Frank Tichelkamp, für das Vertrauen in die Biathlon-Tour, wie auch für den tollen Event-Standort, den er zwar nicht genehmigt, wohl aber erstritten hat. Und natürlich auch für die motivierenden Gewinnerpreise.
Bilder: Siegward Pein Text: Martin Bremer