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Die weggeflogene Etappe
An diesem 3. März-Sonntag folgt der 2. Teil des Münsterland-Wochenendes der Biathlon Deutschland-Tour. Nach der gestrigen Marktplatz-Etappe in Dülmen geht es heute 30 km weiter westlich zum verkaufsoffenen Sonntag der Stadt Borken ins Gewerbegebiet im Stadtteil Gemen
Das smarte Städtchen in der Westfälischen Bucht war bereits im Juni 2016 Etappengastgeber der Biathlon-Tour. Seinerzeit auf dem Marktplatz in der Innenstadt erinnern wir uns gerne an die lebendige Etappe. Heute jedoch könnte der Funke, der überspringen möchte, kaum dem extremen und eiskalten Nordostwind standhalten, der uns auf der offenen Parkplatzfläche neben dem Möbelhaus Euting unaufhörlich arktische Grüße in den Rücken pfeift, dass es der auf Frühlingserwachen hoffenden mitteleuropäischen Seele wie bitterböse Satire scheint. Von gefühlten -11 °C schreiben die Medien später. Ein Tag also, den die Borkener wohl eher in den warmen 4 Wänden verbringen oder vielleicht auch in den geöffneten Geschäften der Innenstadt, nicht aber freiwillig auf diesem ungeschützen Parkplatz. Und da setzt die zweite Pein des Funken ein, der überspringen möchte. Selbst, wenn er den Angriffen des unerwünschten arktischen Fegers die kalte Schulter zeigen könnte bleiben die Sprungziele an diesem Tag leider sehr überschaubar.
Verkaufsoffene Sonntage in Deutschland
Dem Gastgeber des Tages, Stadtmarketing Borken, müssen die Auflagen für den verkaufsoffenen Sonntag ähnlich satirisch anmuten, wie uns der aufdringliche arktische Gruß. Keine Autostunde weiter westlich öffnen Städte wie Venlo oder Roermond an 52 Sonntagen im Jahr ihre Geschäfte, während den Stadtmarketings in Deutschland selbst für die nur 4 Sonntagstermine geradezu absurde Auflagen gemacht werden. Hier in Borken muss das Gewerbegebiet in Gemen mit der Borkener Innenstadt in eine sinnlose Konkurrenz treten, um überhaupt die Berechtigung für den verkaufsoffenen Sonntag zu erhalten. Die gesetzliche Regelung der verkaufsoffenen Sonntage ist bundesweit eine Baustelle, die niemandem nutzt, ausser möglicherweise einzelnen Lobbyisten. Für alle Betroffenen wäre eine klare Regelung durch die Politik wünschenswert.
Der Wettkampf um den Etappensieg
Dass es überhaupt einen würdigen Wettkampf um den heutigen Etappensieg gibt ist einigen Fans der Biathlon-Tour aus dem Münsterland und dem Ruhrgebiet zu verdanken, die mit Kaffee, Kuchen und Familien zum Biathlon-Kränzchen nach Borken-Gemen kommen. Allen voran die Lokalmatadoren, Silvia, Jana und Dirk Harmeling. Dabei backt Silvia so gut Kuchen, wie Tochter Jana am Biathlongewehr schießt. Das beweisen beide auch heute. Silvia mit köstlichem Gugelhupf im Glas und Jana, die beim TV Borken als Kreisläuferin auch erfolgreich Handball spielt, mit einer Leistung, die ihr einen Platz unter den allerbesten der Biathlon-Tour beschert. Bei ihren 2:12 Minuten und 5 Treffern lässt sich Jana auch von dem böingen Wind nicht beeindrucken und erkämpft sich die Etappenführung. Seit 2 Jahren ist Jana die beste Wettkämpferin der Tour und unvergessen bleibt ihr Finale 2016 auf Schalke, wo Jana im Kampf mit 38 Etappensiegern den nicht für möglich gehaltenen 2. Platz errang.
Den Titel des Vizechampions der Biathlon-Tour erreichte 2017 auch Janas Vater, Dirk. Doch heute kann er der Leistung der Tochter nichts Ebenbürtiges entgegensetzen. Das fehlerlose Schießen gelingt ihm ebenso wenig, wie dem bereits dreimaligen Finalisten der Biathlon-Tour, René Radek aus Herne. René und seine Frau Romina, gerade ganz junge Eltern geworden vom zweimonatigen Sohnemann Robin, sind große Biathlonfans und dreimal begeisterte Besucher des Biathlons auf Schalke nach den Tour-Finals im Winterdorf der Veltinsarena. Klar, dass die beiden nun auch beim Biathlon-Wochenende in Ruhpolding dabei sein möchten.
Dieses Wochenende, mit Tourfinale in der Chiemgau-Arena und Trainingscamp bei Olympiasieger Fritz Fischer und seinem Team hat seit dem Vortag bereits Andreas Terwey sicher. Der Coesfelder Handwerker verlor zwar am Tag zuvor noch seine Etappenführung an den amtierenden Tourchampion, Manuel Steffen, doch der ist automatisch für das Finale in Ruhpolding qualifiziert, so dass Andreas sein Ticket zum Finale als Etappenzweiter in Dülmen löste. Gelöst geht auch er somit heute in Borken an den Start, wo er 2016 auf dem Marktplatz seinen ersten Etappensieg erringen konnte. Und auch heute ist Borken ein gutes Pflaster für ihn. Mit 1:49 Minuten und 5 Treffern übernimmt Andreas die Etappenführung von Jana und ist in der Tour-Rangliste bereits wieder dort, wo er schon seit 2 Jahren steht. Auf einem der ersten drei Plätze unter allen Tourteilnehmern. Hinter Manuel Steffen (1:48 mit 5 Treffern) ist Andreas nun Zweiter im Etappen-übergeordneten Ranking.
Die Etappe in Borken-Gemen endet mit dem Tagessieg von Andreas Terwey. Da der Sieger sein Finalticket schon am Vortag in Dülmen lösen konnte, holt sich Jana Harmeling auf ihrer Heimetappe ihr Finalticket und wird in Ruhpolding Anfang 2019 schon zum dritten Mal in Folge im Finale der Biathlon-Tour stehen. Herzlichen Glückwunsch, Jana.
Das Tourteam freut sich nach diesem Tag umso mehr auf die kommenden Frühlingsetappen in Bergheim und Rees und hofft, auch in Borken einmal wieder in der Innenstadt den Funken zum überspringen zu bringen.
Bilder: Harry Pien Text: Martin Bremer