Mitmach-Stimmung beim Park-Biathlon
Die Rückkehr der Biathlon-Tour in den Kreis Warendorf führt uns in die Brunnenstadt Beckum, den geografischen Mittelpunkt Westfalens. Die feierfreudigen Beckumer begehen schon traditionell zum Septemberanfang ihre Pütt-Tage, die als Stadtfest Musikfestival mit Geselligkeit und Mitmachevents verbinden. Eingeladen vom Stadtmarketing nimmt die Tour ihren Platz an diesem angenehmen Spätsommer-Samstag am Westenfeuermarkt ein. Vor der Kulisse des alten Ständehauses und umgeben von Jahrzehnte alten Laubbäumen bringt die 22. Etappe der Biathlon auf Schalke-Tour in diesem idyllischen Stadtpark am Rande der Innenstadt Bewegung in die Feierlaune.
Es wurde ein heiterer Familientag mit auffällig interessierten Teilnehmern. Erstmals bei 22 Touretappen 2016 schafften wir es nicht, allen Interessierten einen Wettkampfstart zu ermöglichen und mussten am Etappenende um 18 Uhr rund 20 angemeldete Starter auf den nächsten Etappentermin in der Region, den 24. September im Marler Stern verweisen. In den Stunden zuvor gingen 80 Wettkämpfer ins Biathlonduell, so viele, wie bei keiner bisherigen Tagesetappe der Tour und rund 400 Neugierige testeten ihre Treffsicherheit am Laserbiathlongewehr. Anders, als bei vielen Marktplatz-Etappen kamen die Leute sehr gezielt für das Biathlonerlebnis zum Westenfeuermarkt und nahmen auch längere Wartezeiten in Kauf.
Mit Prinzengarde und Schützengilde
Eine gute Entscheidung des Stadtmarketings war der Aufbau eines Grill- und Getränkestandes sowie einiger Biertische am Rande der Biathlonarena. Die Verweildauer der Neugierigen konnte dadurch erhöht und Wartezeiten überbrückt werden. Beckums Prinzengarde betreute beide Stände exzellent. Es lag nicht nur ein herzhafter Grillgeruch in der Luft, sondern die Karnevalisten sorgten auch den gesamten Tag für eine prima Stimmung rund um die Biathlonarena.
Auch die St. Sebastian Schützengilde Beckum unterstützte die Etappe tatkräftig. Sie ist mit über 400 Schützen und einer organisierten Förderung für Jungschützen einer der größten Schützenvereine Beckums. Mit Dominik Bollmann, Johannes Hessling und Caspar Krogbeumker waren uns gleich drei St. Sebastianer bei der Betreuung der Schnupperschützen behilflich, Caspar sogar den gesamten Tag über. Bei beiden Traditionsvereinen der Stadt möchten wir uns sehr herzlich bedanken.
Prinz vor König
Schon am frühen Mittag setzt der Geschäftsführer des TV Beckums, Frank Tollkötter (im Bild im schwarz-orangenen T-Shirt) , ein sportliches Zeichen und schafft das Biathlonduell aus 400 m Skilanglauf und dem Stehendschießen mit 5 Schüssen in 2:41 Minuten mit 4 Treffern. Damit liegt das Mitglied der Prinzengarde einige Zeit an der Etappenspitze. Dann treten mit Kai Ohlmeier und Caspar Krogbeumker zwei Schützenkönige der St. Sebastian Schützengilde an. Caspars Konzentration ist durch die tatkräftige Mithilfe am Schießstand vielleicht schon ein wenig belastet? Für ihn reicht es „nur“ zu 2 Treffern, doch Schützenbruder Kai schafft 4 Treffer. Mit 2:47 Minuten bleibt der Schützenkönig des Vorjahres jedoch um 6 Sekunden hinter Prinz Frank zurück.
Dame vor As
Gerda-Marie Schäpers ist Biathlonfan und hat sich in ihrem Leben genug Neugier bewahrt, um auszuprobieren, was Sie vor dem Fernseher häufig so fasziniert. In den 70 ern war Gerda-Marie eine der besten Läuferinnen in Beckum. Ihre Ausdauer beweist sie auch heute mit über 70 noch auf dem Thoraxtrainer. Phantastisch ist dann ihre Schießleistung nach der Anstrengung. 4 der 5 Schüsse landen im Schwarzen. Mit 4:36 Minuten und 4 Treffern wird Gerda-Marie 24. von 80 Wettkämpfern, noch vor Handball-As Janik Heickmann, der mit 2:12 Minuten die zweitschnellste Zeit des Tages schafft, jedoch mit 3 Treffern Platz 25 erreicht.
Jugend vor
In seinem ersten Duell zahlt der 14-jährige Hockeyspieler, Lars Stimpel, der in Oelde Oberliga spielt, noch etwas Lehrgeld. Niklas Knaup gewinnt den schnellen Zweikampf mit dem letzten Schuss. Niklas schafft seine 4 Treffer in 2:37 Minuten und übernimmt die Etappenführung von Frank Tollkötter, während Lars zwar schneller ist mit 2:29 Minuten, jedoch von seinem zweiten Schießfehler noch ausgebremst wird und 3 Treffer erzielt.
Doch kurz darauf versucht es Lars noch einmal. Dieses mal wirkt der Gesamtschüler aus Neubeckum beim Schießen hochkonzentriert, steckt auch einen Fehlschuss gut weg und holt sich in 2:36 Minuten mit 4 Treffern die Etappenführung.
Viel Talent bringt der erst 12-jährige Fabian Tollkötter (im Bildvordergrund) ein. Die besten Zeiten, wie jene 2:36 Minuten von Lars, erreicht der junge Gesamtschüler aus Neubeckum noch nicht ganz. Seine Option für die Etappenspitze ist ein fehlerfreies Schießen, denn das hat bisher noch niemand auf dieser Etappe geschafft. Und Fabian setzt sein Ziel grandios in die Tat um. 4 Schüsse und 4 Treffer schaffen ihm die ideale Voraussetzung zur Etappenführung. Was mag passieren in diesem Augenblick, an dem man so dicht dran ist an seinem Ziel? Er heisst der verflixte letzte Schuss und seinen Namen hat er sich durch viele bittere Erfahrungen erarbeitet. Das Denken setzt ein und holt den Schützen einen Moment zu früh aus seinem Tunnel der Konzentration. So geht es auch Fabian. Er setzt den 5. Schuss daneben, bleibt mit 4 Treffern und 2:49 Minuten auf Platz 8 und wollte doch für seine biathlonbegeisterten Großeltern so gerne die beiden VIP-Tickets für den Biathlon auf Schalke gewinnen. Kurze Zeit später versucht es Fabian erneut und scheitert auf genau die gleiche Weise mit dem letzten Schuss. Beeindruckend, dass Fabian mit 12 Jahren eine so stabile Treffsicherheit nach der Ausdauerbelastung zeigt. Erzwingen lässt sich der Etappensieg aber eben nicht und das gilt ganz unabhängig vom Alter.
Langsamer vor schneller
Die schnellste Zeit dieser Etappe erreicht Christian Gerfeller. Der Hauptmann der Prinzengarde schafft sehr starke 2:05 Minuten, die zu den 10 schnellsten Zeiten aller 1400 Wettkämpfer der bisherigen Tour gehören. Doch im Duell mit Frank Tollkötter erreicht er nur einen Treffer und belegt damit Rang 61. Am nachmittag macht es der Schützenkönig von 2010 der Beckumer Bürgerschützen dann viel besser. Auf dem Thoraxtrainer geht er die 400 m-Skilanglaufstrecke etwas langsamer an, kann dann aber beim Schießen seinen Atem gut kontrollieren und legt 4 Treffer in 2:40 Minuten hin. Am Ende erreicht Christian damit den 5. Platz.
Vielstarter auf dem Treppchen
Timo Schwarzenbart lernte die Biathlon auf Schalke-Tour mitte Juni bei der Etappe im holländischen Roermond kennen. Damals schaffte er kaum die 400 m-Strecke auf dem Thoraxtrainer und auch mit der Treffsicherheit war es nicht zum besten bestellt. Seine 3:49 Minuten und 1 Treffer aus Roermond bedeuten aktuell einen Platz um 1200 unter 1400 Wettkämpfern. Doch seinerzeit nahm er sich vor, in diesem Jahr noch Etappensieger zu werden und verbessert sich tatsächlich von Woche zu Woche. An diesem Samstag in Beckum schafft er erstmals den Sprung auf Platz 1. 2:18 Minuten und 4 Treffer bringen ihn in Führung. Doch reicht ein Ergebnis mit Fehlschuss tatsächlich zum Sieg? Das hatten wir bei den bisherigen 21 Etappen der Tour 2016 noch nicht.
Der Jäger aus Warendorf
Matthias Katthöfer, der Hobbyjäger aus Warendorf, erreichte auf der 14. Etappe der Tour in seiner Heimatstadt am 1./2. Juli den 2. Platz. Ein fehlerloses Schießen brachte ihn seinerzeit auf Platz 1, bis die 13-jährige Jana Harmeling den früheren Sportschützen des TSV Ostenfelde noch auf Platz 2 verwies. Heute macht der 48-Jährige, was wir ihm im Nachbericht der Warendorf-Etappe ans Herz legten, nämlich den Etappensieg bei der Etappe in Beckum im zweiten Versuch zu holen. Auf diese Weise hat die Tour schon so viele Happy Ends erlebt. Jene des vergangenen Jahres von Carsten Mika oder Marina Pick und in diesem Jahr eben z.B. bei Matthias‘ Bezwingerin, Jana Harmeling. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth nimmt er die Mission „2. Ausfahrt zum Etappensieg“ auf. Doch ein kleiner Konzentrationsfehler beraubt dem Jäger die Beute. Ausgezeichnete 4 Treffer bringen ihn auf Rang 14, doch Matthias kam für den Etappensieg und dafür hätte er den 5 Treffer benötigt. Es mag ein schwacher Trost sein, doch Enttäuschung und Begeisterung liegen im Sport und insbesondere bei dieser Biathlon-Tour nur Millimeter bzw. einen Moment auseinander. Wenn Ruth und Matthias die Enttäuschung überwunden haben, dann sehen die beiden den Tourstop am 24. September in Marl vielleicht als neue Chance und dann erkennen wir Euch auch direkt wieder, versprochen!
Endspurt um den Etappensieg
Schafft es Timo Schwarzenbart nun tatsächlich, der erste Etappensieger mit einem Fehlschuss der Tour 2016 zu werden oder erleben wir in der letzten Stunde dieser Etappe noch einen fehlerlosen Etappenkönig. Rund 40 Wettkämpfer tragen sich zu diesem Etappenendspurt in die Teilnehmerliste ein und es wird ein furioses Finale. Am Start u.a Marc Schlüter, der große Biathlonfan aus Beckum, den wir eine Stunde zuvor bereits so unglücklich mit dem letzten Schuss haben scheitern sehen und der seither auf Platz 13 der Etappenrangliste steht. Nun nimmt er den 2. Anlauf gemeinsam mit seiner Freundin, Nina Voß.
22 Wettkämpfer, so viele wie bei keiner anderen Etappe, schafften bis zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Treffer. Nur das perfekte Schießergebnis fehlt komplett in der Rangliste. Doch den Glauben an sich haben die Beckumer Jedermann-Biathleten keineswegs aufgegeben. Auch Nina nicht, die ausgezeichnet schiesst, doch beim letzten Schuss befällt sie das „Beckum-Virus“ und sorgt für das 23. Ergebnis mit 4 Treffern. Und was macht Marc? Der Bezirksdirektor der Volksbank R & V (Versicherungsabteilung), vermeidet die Verausgabung auf dem Thoraxtrainer und wählt dort moderate Kraftanstrengung. Wie 4 Treffer mit 4 Schüssen gehen, das weiss er bereits und schafft das auch jetzt wieder. Wird der 5. Schuss nun wieder zum Verflixten? Marc geht nochmal aus dem Anschlag und verlängert die Pause vor dem 5. Schuss. Oh je, Zeit für störende Gedanken!? Legt wieder an…und…trifft. Es muss also erst ein Versicherungsdirektor kommen und schadlos durch das Biathlonschießen zu kommen. Marc bleibt der einzige, dem diese Meisterleistung auf der 22. Etappe gelingt und nun freut er sich auf den 28.12., wenn er gemeinsam mit Nina Voß, die dann bereits seine Frau sein wird, auf Schalke nicht nur den weltbesten Biathleten wird zusehen können, sondern auch selbst im Finale der Tour gegen 39 andere Meisterschützen und Etappensieger um den Gesamtsieg kämpfen wird. Wir freuen uns schon auf den Champion aus Beckum.
Wir sagen Dankeschön
Das Tour-Team hatte eine lebendige Etappe mit vielen motivierten und lachenden Wettkämpfern, tollen Helfern und gutem Wetter auf einem echten Traditionsfest. Unser herzlicher Dank gilt dem Beckumer Stadtmarketing um Uwe Denkert und Julia Schmidt für das Vertrauen in die Biathlon auf Schalke-Tour als Mitmachevent für die Pütt-Tage und der Biathletin Marina Pick, die, wie so oft bei unseren Etappen, keine Mühe scheute, um den vielen Schnupperschützen nicht nur das Biathlongewehr zu überreichen, sondern ihnen tatsächlich das Schießen so vermittelt, dass die Neugierigen etwas für sich mitnehmen können.
Bilder: Dani Schwamenhöferova Text: Martin Bremer