[:de]Nach 2014 und 2015 fand der Dog-Biathlon am 21./22. Mai 2016 bereits zum dritten Mal statt und hat im Kreise der Zughundesportler durchaus bereits einen Kultstatus inne. 95 Wettkämfer/innen, die meisten von ihnen in Hundesportvereinen organisiert, ermittelten auf dem Schäferhundeplatz in Hockenheim ihre Biathlonchampions in den Kategorien Staffel, Frauen und Männer über ca. 2100 m, die durch jeweils 5 Schüsse Stehend- und Liegendschießen aus 10 m auf 60 mm-Ziele unterbrochen sind.
Jeweils zu sechst treten die sechsbeinigen Teams an. 4 Beine drängen dabei unermüdlich nach vorne und die folgenden 2 sind von dem Gedanken beseelt, die Bremswirkung auf das Minimum zu reduzieren. Nach 700 m bekommt der Vierbeiner seine verdiente Pause, während auf die nicht weniger schnaufenden Zweibeiner jene Herausforderung wartet, die diesem Hundesportevent im Wettkampfkalender seine Einmaligkeit verleiht: das Biathlonschießen. Die mobile IQ-Laserbiathlonarena bietet 6 Schießbahnen, jeweils mit original Biathlongewehren ausgerüstet, die zu Lasergewehren umgebaut wurden. Die Arena soll natürlich ideal einsehbar für die Zuschauer sein, was in Hockenheim die schwierigsten Bedingungen für Laserschießen entstehen lässt, nämlich pralle Sonne, die unmittelbar auf die Zielscheiben scheint. Die Abschattung der Ziele muss also entsprechend dem Lauf der Sonne stets angepasst werden. Die Treffererkennung ist weithin sichtbar, so dass der Wettkampf von allen Zuschauern attraktiv miterlebt werden kann. Für die Zughundesportler wählen wir 60 mm-Ziele bei 10 m Schießentfernung. Die Scheibengröße ist im Verhältnis zu den Zielen beim offiziellen Biathlon doppelt so groß, was Sinn macht, denn wir haben es hier zwar mit großartigen Sportlern zu tun, kaum jedoch mit geübten Schützen.
.
Zweifellos geben aber zahlreiche Zughundesportler beim Biathlonschießen mindestens eine so gute Figur ab, wie das IQ-Team bei seiner Premiere im Schlepptau eines stürmischen Vierbeiners. Herzlichen Dank an dieser Stelle nocheinmal an Daniela Zellmer, Dog-Biathletin der ersten Stunde, die uns zumindest theoretisch in die Kunst des Canicrosslauf einwies und ihrer Hündin Desch dann die Praxisarbeit mit uns überließ. Es hat riesigen Spaß gemacht!
Bewährter Modus
16 Starts ermöglichen allen Wettkämpfern am Samstag die erste Platzierungschance. Losglück gehört beim Dog-Biathlon dazu, denn die sechsköpfigen Startfelder werden ausgelost. Eine Zeitmessung wird nicht benötigt, denn der Sieger jedes Laufes erhält 6 Punkte, der Zweite 5 Punkte usw. . Die 6 Finalisten bei Frauen und Männern sind jene, die aus ihren Starts am Samstag und am Sonntag die meisten Punkte gesammelt haben. Schöner Nebeneffekt dieser Regel: Das spannende Entscheidungsschießen um die letzten Finalplätze bei Punktgleichheit. Hier gab es leider drei tragische Helden.
Die samstags und sonntags siegreiche Nicole Steinemann hatte bei ihren beiden Starts sowohl läuferisch, als auch im Schießen beeindruckt und schien drauf und dran, ihren 3. Platz beim 1. Dog-Biathlon nun zu bestätigen, doch im Stechen, bei dem jeder Teilnehmer alleine antritt, die 5 Zielscheiben vor sich und rund 250 Zuschauer im Rücken hat, wollte die Hand einfach nicht ruhig bleiben. Bei den Männern trifft es ebenfalls zwei Mitfavoriten. Der schnelle Vorjahreszweite Florian Leitmann, dem man beim Laufen mit Hund Silas so gerne zuschaut, weil die beiden dem idealen Laufgespann aus Hund und Mensch so nahe kommen, musste sich bereits am Samstag durch 4 Fehler im Liegendschießen mit Rang 2 begnügen, kämpfte sich aber durch seinen Sieg am Sonntagmorgen doch noch ins Stechen, um dort dieses Mal im Stehendschießen “ausgebremst” zu werden. Marc Prins, erstmals beim Dog-Biathlon dabei, hatte am Samstag einen Traumstart, denn er war es, der Florian Leitmann den Sieg wegschnappte. Auch am Sonntag fand er sich in einem der bestbesetzten Läufe wieder und musste Mitfavorit Renzo Cappello knapp den Vortritt lassen. Im Stechen musste sich der starke Läufer den etwas stärkeren Schützen Volker Birkenmeier, Alexander Nicht und Matthias Wehrstedt geschlagen geben. Doch auch das macht den Reiz des Dog-Biathlons aus: Nicht immer setzen sich die schnellsten Läufer durch und jeder Dog-Biathlon bringt wieder seine “Helden” hervor, die das gewohnte Ranking überraschend durcheinander wirbeln.
Dog-Biathlon-Helden 2016
Wir erinnern uns zurück an den Dog-Biathlon-Helden 2014: vor knapp 2 Jahren quält sich der durch einige Extrakilos gehandicapte Heiko Gumpert mit Hündin Laica über die Laufstrecke, schießt jedoch so meisterlich, dass er mit großer kämpferischer Leistung das Stechen erreicht und auch dort dank seiner Qualitäten am Laserbiathlongewehr erfolgreich ist und das Finale erreicht.
2014 wird er umjubelter Dritter. Heiko wurde zum ersten Dog-Biathlon-Helden und ist seither vom Laufen so angefixt, dass er mittlerweile mit rund 30 kg weniger Gewicht ein echter Athlet auf der Laufstrecke geworden ist.
2015 wurde der Kleinste zum Größten: Zwergpinscher Hector zog Herrchen Martin Sattler so gnadenlos hinter sich her, dass dem Gespann der Überraschungssieg im Sonntagsvorlauf gelang. Für das Finale reichte es nicht ganz, aber die beiden waren die Sieger der Herzen.
.
Und 2016? Erst vor gut einem Jahr zog Volker Birkenmeier erstmals das Zuggeschirr an.
Freundin Melanie Steger “infizierte” den Biathlonfan durch ihren Einsatz beim 1. Dog-Biathlon. Beim 2. Dog-Biathlon roch Volker dann bereits selbst rein und nun 2016 schlägt seine Stunde. Bereits am Samstag wird er in seinem Lauf starker Zweiter hinter dem bis dahin zweimaligen Champion Lorenz Frech. Am Sonntag gewinnt Volker den spannenden Lauf vor Marc Werra und Heiko Gumpert. Über das erfolgreiche Stechen schafft es der 48-Jährige bis ins Finale, wo er mit Joka starker Sechster wird. Wir ziehen unsere Hüte vor dieser Leistung.
Die Überraschung bei den Frauen schafft die zielsichere Jennifer Krüger. Sie gewinnt ihre beiden Läufe, bleibt auch im Stechen cool und wird im Finale nur von drei überragenden Läuferinnen distanziert. Ein toller 4. Platz ist der verdiente Lohn für die starke Leistung von Jennifer und Hündin Maja.
Die Seele des Dog-Biathlons
Was den Dog-Biathlon so sympathisch macht ist das ehrliche und herzliche Miteinander aller Teilnehmer. Da spielt es keine Rolle, welche Erfolge ein Starter vorweisen kann. Viele Beteiligte haben ein bemerkenswertes Auge dafür, was jeder Einzelne zu leisten im Stande ist und unterstützen einander durch mitreißende Begeisterung. Das folgende Beispiel verbildlicht dieses Miteinander. Der älteste Teilnehmer, Gerd Stürmer (58) aus der Pfalz startet im gleichen Lauf, wie der bis dahin zweimalige Dog-Biathlon-Champion Lorenz Frech. Während Lorenz zum abschließenden Liegendschießen antritt beginnt Gerd mit dem Stehendschießen. Lorenz wird bereits im Ziel sein, wenn Gerd zum Liegendschießen kommt. Ohne das Warten auf Gerd, der die letzte Runde allein absolvieren muss, würde diesem Event etwas Fehlen. Gerds Zieleinlauf ruft einen lang anhaltenden Applaus hervor und gibt dem hier herrschenden Selbstverständnis seinen Ausdruck.
Für Manche geht es ganz schön rund
Manche Dog-Biathleten werden wohl noch im Traum einen Drehwurm erlebt haben. Jeder Fehlschuss führte sie auf jenes verhasste Stück Wiese, das alle so gerne einfach links liegen lassen wollten. Doch die Strafrunde wurde von einigen Experten wie bei einem Feldversuch auskundschaftet und kaum ein Grashalm bleibt unentdeckt. Da kochen die Emotionen schon mal über, zumal ab dem Mittag, wegen der warmen Witterung nur noch ein Teil des Rennens mit Hund gelaufen wird. Ohne ihre Liebsten und im prallen Sonnenschein wird das kleine Wiesenschläufchen dann mitunter zur Höchststrafrunde. Einige Wenige schnauben vor Wut, weil sie die Verantwortung für ihre Fehlschüsse der Schießanlage zuschreiben. Doch während sie noch schnauben ist schon der nächste auf ihrer Schießbahn und trifft…
Die Finals
Spannung verspricht das Frauen-Finale. Alle 6 Starterinnen gehen mit einer “weissen Weste” ins Rennen, gewannen ihre beiden Läufe am Samstag und Sonntag. Dass der zweifachen Dog-Biathlon-Gewinnerin Lisa Thomsen (54) mit ihrem Indiana Jones eine ganz starke Herausforderin erwachsen ist, zeigte Jule Prins (71) in ihren beiden Rennen mit Schoko derart eindrucksvoll, dass die Vorjahressiegerin ihr schon am Start den Vortritt liess. Jule Prins, erstmals beim Dog-Biathlon am Start und zusammen mit ihrem Mann Marc nur kurzfristig über die Warteliste ins Teilnehmerfeld gerutscht, hat schon eine leistungssportliche Vita als Mountainbikerin vorzuweisen, gewann – gemeinsam mit Marc – bereits internationale Titel u.a. bei 24-Std-Mountainbike-Rennen. Nach einem schweren Sturz sagte sie dem professionellen Mountainbiking adè. Diese entstandene Lücke gab der Familie Prins den Raum, um die eigene Hundeleidenschaft zu entdecken. So kommen die beiden quasi durch den Hintereingang zum Zughundesport. In diesem Finale trifft Jule auch auf die Deutsche Meisterin im Turnierhundesport, Kathleen Heine. Dass Kathleen und ihr Gordan schnell laufen, wissen wir aus den beiden Vorjahren. Doch in diesem Jahr zeigt sie sich auch als sehr gute Schützin. Mit ihr muss man rechnen in diesem Finale. Für Jennifer Krüger mit Maja, die 18-jährige Jana Hauck und ihr Ashanti und Melanie Bernardino mit Aragon ist das Erreichen des Finals ein toller Erfolg. Ihr Eingreifen um die ersten 3 Plätze wäre eine Überraschung. Die Chance für Lisa Thomsen und Kathleen Heine gegen die läuferisch überlegene Jule Prins kann nur in einem überragenden Schießergebnis liegen. Hier zeigte Jule am Samstag noch Schwächen, war aber bereits am Sonntagmorgen auch in dieser Disziplin deutlich verbessert.
Mit rund 20 Sekunden Vorsprung auf Lisa Thomsen kommt sie zum Stehendschießen. Nervenstark legt Jule Prins 3 Treffer vor und verlässt den Schießstand bereits, als Lisa Thomsen mit ihrem Schießen beginnt. Lisa schoß bei den Dog-Biathlon-Finals der beiden Vorjahre überragend, doch dieses Mal läuft es nicht ideal für sie. “Nur” 2 Treffer.
Dicht hinter Lisa bereits Kathleen Heine, die stehend 3 Treffer erzielt und gemeinsam mit Lisa Thomsen in die zweite Runde geht. Jennifer Krüger folgt an 4. Stelle vor Melanie Bernardino und Jana Hauck. Weiter geht’s für alle 6 ohne ihre Hunde, die in einem der vielen aufgestellten Wasserpools trinken und abkühlen können, während auf Frauchen noch harte Arbeit wartet.
Ausgangs der zweiten Runde erreicht Jule Prins mit weitem Vorsprung den Schießstand zum Liegendschießen. Ihr Schießen wirkt immer noch etwas hastig, doch sie lässt sich etwas mehr Zeit als am Vortag und 3 Treffer sind eine solide Leistung. 2 Strafrunden werden sie nicht mehr in Gefahr bringen.
.
Spannend wird es hinter hier. Lisa Thomsen hat sich Platz 2 so gerade wieder zurückerobert, doch Kathleen Heine ist ihr dicht auf den Fersen. Beide schießen nun stark, Lisa geht mit 4 Treffern in die letzte Runde und gleich danach verlässt Kathleen Heine fehlerlos den Schießstand.
Mit großem Applaus wird Jule Prins im Ziel empfangen. Die sympathische Sportwissenschaftlerin aus der Eifel gewinnt mit rund 90 Sekunden Vorsprung und ist die überragende Dog-Biathletin 2016. Der Kampf um
Platz 2 entwickelt sich dramatisch. Lisa Thomsen hat die zusätzliche Strafrunde gegenüber Kathleen erneut “zugelaufen” und beide kommen Seite an Seite auf die knapp 100 m lange, abschüssige Zielgerade. Keine von beiden gibt nach und bis kurz vor den Zielstrich bleibt das Rennen offen.
Am Ende zeigt sich Polizistin Lisa Thomsen als die etwas Robustere und verdrängt Kathleen Heine hauchdünn auf Platz 3. Jennifer Krüger wird 4. vor Melanie Bernardino und der sichtlich gezeichneten Jana Hauck, die sich mit ihren beiden Hunden Doppelstarts zumutete und am Ende ihrer Kräfte angelangt ist.
Das Finale der Männer
Die spannenden Fragen des Männer-Finals sind: Kann der schnelle Kronprinz Elias Becker mit Leilani dem Dog-Biathlon-König Lorenz Frech mit seiner Schäferhündin Kelly gefährlich werden? Oder schafft Renzo Cappello in seinem 3. Dog-Biathlon-Finale erstmals ein gutes Schießergebnis? Dann könnten er und sein Saturn mit ihrer Laufstärke eine Option sein. Alex Nicht hat im vergangenen Jahr bereits gezeigt, dass er gute Schießleistungen drauf hat. Wenn er ein solches perfektes Rennen erwischt, dann kann auch er mit Mojito ganz weit vorne landen. Für Matthias Wehrstedt mit Sam und Volker Birkenmeier mit Joka wird es in diesem Finale ganz schwer, vorne einzugreifen. Für beide ist der Platz unter den ersten 6 ein toller Erfolg. Vom Start weg übernimmt der 18-jährige Elias Becker die Führung. Mutig genug ist der junge Eishockeycrack der Adler Mannheim allemal und im Vergleich zum Vorjahr wirkt er austrainierter, athletischer. Ausgangs der ersten Runde erleben wir geradezu eine Wiederholung des Vorjahresfinals. Gleichauf kommen Elias Becker und Lorenz Frech in den Schießstand. Der Unterschied zwischen beiden ist bereits in den Augen zu erkennen. Lorenz Frech agiert völlig nach innen gekehrt und hochkonzentriert, während Elias Becker aufgekratzt und unruhig wirkt. Wie in den beiden Vorjahren ist Lorenz Frech voll da, wenn es drauf ankommt, legt starke 4 Treffer im Stehendschießen hin, während Elias Becker dieses Rennen innerhalb dieser 15 Sekunden verliert, 4 Fehlschüsse produziert und entnervt den 5 Schuss gar nicht mehr nutzt. Rund 50 m zurück Renzo Cappello, der 2 Treffer erzielt und damit den Rückstand auf Elias Becker aufholen dürfte.
Auch Alexander Nicht, Matthias Wehrstedt und Volker Birkenmeier müssen je 3 Mal in die Strafrunde, so dass sich keiner einen Vorteil herausschießen kann.
Zwischen Lorenz Frech und seinem 3. Dog-Biathlon-Sieg liegt nun nur noch ein solides Liegendschießen. Mit weitem Vorsprung erreicht er die Biathlonarena. Einsam fährt er die Ernte ein, schießt fehlerfrei und kann mit der Gewissheit des nahen Sieges in die Schlussrunde gehen.
Elias Becker hatte sich wieder an Renzo Capello vorbeigelaufen, doch erneute 3 Strafrunden werfen ihn im Kampf um Platz 2 zu weit zurück, denn Renzo Cappello schafft starke 4 Treffer. Alex Nicht geht ebenfalls mit 4 Treffern auf die letzte Runde und kann Elias Becker im Kampf um Platz 3 noch gefährlich werden. Matthias schießt sich mit 4 Treffern einen Vorsprung vor Volker Birkenmeier heraus.
Mit rund einer Minute Vorsprung läuft Lorenz Frech den deutlichsten seiner drei Dog-Biathlon-Siege nach Hause. Ein toller 2. Platz nun endlich auch für Renzo Cappello nach zwei 5. Plätzen in den beiden Vorjahren.
Es spricht für Elias Becker, dass er die Frustmomente der vielen Fehlschüsse in Motivation umwandeln konnte und in keinster Weise daran scheiterte. Am Ende steht für ihn eine ganz starke Laufleistung und erneut Platz 3, wie im Vorjahr. 13 Sekunden zurück kommt Alexander Nicht auf Platz 4. Matthias Wehrstedt wird 5. vor Volker Birkenmeier.
Und damit ist es auch schon wieder vorbei, das Dog-Biathlon-Fest 2016, das von dem großen Orgateam um Andreas Liebers, Silvia Di Jorio, Jennifer Dietmann und Familie, Markus Feigenbutz, Sven Keller, Kathleen Heine, Lorenz Frech, Dennis Schwarz und vielen anderen so akribisch und intelligent vorbereitet wurde. Das IQ-Team bedankt sich bei ihnen allen auch für die freundliche Hilfe beim Aufbau und den Fahrdienst (Markus) als Hilfe besonders willkommen war.
Schreibt uns Eure Meinung: https://www.facebook.com/BiathlonTour/
Fotos: Dani Schwamenhöferova
Text: Martin Bremer[:]