Wir sind verliebt in diesen Citybiathlon
“Liebesglück Holzminden”, so heisst die jüngste Marke der Stadt der Düfte und Aromen, die inmitten des Weserberglandes tief im Süden Niedersachsens liegt. Genau der richtige Moment also für die Biathlon-Tour jener Etappe einen Liebesbrief zu widmen, die wie keine andere der rund 170 Veranstaltungen in 5 Jahren die Tour geprägt und weiterentwickelt hat. Am heutigen letzten Oktober-Sonntag lädt der Holzmindener Citybiathlon zum 3. Mal auf den Marktplatz ein. Die maximale Anzahl von 20 Startplätzen für vierköpfige Teams sind seit Wochen vergeben und wir erleben erneut einen wahren Feiertag für diese Sportart im Allgemeinen und für die Variante des “Volks- und Citybiathlons” im Besonderen. Die vom Stadtmarketing Holzminden veranstaltete Etappe setzt seit ihrer Premiere im Oktober 2017 Maßstäbe und hat in der Saison 2019 nun bereits 10 inspirierte Etappengastgeber animiert, über die “Standardetappe” der Biathlon-Tour hinauszugehen und mit zusätzlicher Organisationsarbeit, eigenen Ideen und viel Herzblut eine neue Art der Begegnung, Aktivität und Sportparty mitten in der Stadt zu schaffen. Die Biathlon-Tour unterstützt ihre Vorzeige-Etappen im Jahreskalender mit einer Intensität der Vorbereitung, die mancher Ökonom vermutlich als ineffizient bezeichnen würde und die tatsächlich eine Herzenssache ist
Gründe gibt es genug
Was macht die Etappe in Holzminden eigentlich so einzigartig? Ist es die beeindruckende überdachte Tribüne, die Arena-Feeling erzeugt? Oder ist es das leidenschaftlichste Publikum der Biathlon-Tour, das mit den Füßen auf die Tribünenbleche hämmert, anfeuert, applaudiert, die Holzmindener Welle durch die Arena schwappen lässt und so ein feines Gespür dafür hat, welcher Wettkämpfer in welcher Situation einen Schub an Unterstützung benötigt? Fritz Fischer hat dieses Publikum bereits 2017 geadelt, als er dem Holzmindener Citybiathlon den Titel “Ruhpolding des Nordens” verlieh. Auch hier sind wir wieder bei dem Herz, das in dieser Veranstaltung steckt. Sind es die begeisterten und begeisternden Wettkämpfer, von denen nicht wenige eine echte Verbundenheit mit dem Event empfinden und bereits im dritten Jahr in Folge hier am Start sind? Ist es der herrliche, Baum-gesäumte Marktplatz, der als Sportarena erfunden werden müsste, wenn er diese Qualitäten als Biathlonarena nicht schon eindrücklich unter Beweis gestellt hätte? Mit Sicherheit höchst hilfreich ist die lange Liste lokaler Sponsoren, die das Event unterstützen. Auch hier spielt Treue eine Rolle, denn die Hauptsponsoren sind von der Premiere bis heute die gleichen geblieben. Wir können an dieser Stelle auch den Jahr für Jahr noch besser werdenden DJ Sonoro nennen und den hellwach und wortgewandt durchs Event führenden Tullio Puoti. Am nahesten kommen wir der Sache, wenn wir alle diese Aspekte als Zutaten eines großartigen Menus verstehen, dessen Köche das lokale “Orga-Team Citybiathlon” mit Christina Lttkemann vom Stadtmarketing Holzminden und den Biathlonexperten Jochen Droste (Veranstalter des Sommerbiathlons in Golmbach und Trainer des regionalen Biathlon-Nachwuchs) und Hermann Meyer (1. Vorsitzender des MTV Altendorf) sind.
Michael Rösch erobert die Herzen der Holzmindener
Zwei Sportstars und Olympioniken sind heute hier auf dem Marktplatz das Salz in der Suppe. Annika Roloff, Holzmindens beste Leichtathletin des zurückliegenden Jahrzehnts, als Stabhochspringerin 2016 bei Olympia in Rio am Start und auch national über viele Jahre höchst erfolgreich beehrt das Event ebenso vom Auftakt bis zur Ehrung der Sieger, wie Biathlon-Olympiasieger Michael Rösch, der schon beim Promibiathlon zum Auftakt seine Qualitäten als Entertainer zeigt, als Star auf Augenhöhe für jeden Neugierigen ein offenes Ohr hat und rasch zum Publikumsliebling der Holzmindener wird.
Ein Promi-Lauf, der Laune macht
Es ist eine Ehre für die Biathlon-Tour und zeigt zugleich den Stellenwert, den der Citybiathlon für Holzminden hat, dass Bürgermeister Jürgen Daul nicht nur die Eröffnungsworte spricht, sondern auch selbst im Prominenten-Wettbewerb aktiv wird. Mit Ralf Schwager, dem “Vater” des Holzmindener Citybiathlons teilt sich der Bürgermeister den Biathloneinsatz auf und entscheidet sich für das weniger schweisstreibende Schießen. Bürgermeister-Qualitäten zeigt er bereits beim verhandeln der Wettkampfregeln, denn die Strafrunden für seine Fehlschüsse dirigiert er in den “Arbeitsbereich” von Ralf Schwager, was Letzterer mit einem Lächeln zu Kenntnis nimmt. An dieser Stelle soll aber auch die sportliche Qualität des Bürgermeisters erwähnt werden, der mit 7 seiner 10 Schüsse ins Schwarze trifft und seinen Teamkollegen somit nur 3 x in die 50 m kurze Strafrunde schickt, die auf Skilanglauf-Cardiogeräten unmittelbar vor der Tribüne zu absolvieren sind.
Im Promiteam 2 läuft es sogar noch besser. Der Pastor der Holzmindener Thomasgemeinde, Christian Bode, ist nicht nur seit vielen Jahren Seelsorger der deutschen Paralympic-Teams, sondern auch selbst begeisterter Sportler mit Erfahrung bis hinauf zum Marathonlauf. Das zeigt sich auf den Marktplatzrunden ebenso erfolgreich, wie die Schießerfahrung seines Teamkollegen, Jürgen Sienk. Der Ehrenpräsident des Kreisschützenverbandes Holzminden verwandelt 8 seiner 10 Schüsse und das erfolgreiche Duo schickt Teamkollegin Annika Roloff mit hilfreichem Vorsprung in den Schlussabschnitt, bevor Ralf Schwager Michael Rösch mit dem Auftrag zum Aufholen einsetzt. Aber eine komplette Runde Rückstand muss auch ein Biathlonchampion erst einmal aufholen, noch dazu, wenn die Kontrahentin so sportlich läuft, wie Annika Roloff. Am Biathlongewehr bekommt der Profi die Sache dann unter Kontrolle. Interessant zu sehen, dass Michael Rösch bei seinem einzigen Fehlschuss mit 10 Schüssen für einen kurzen Moment seine gute Laune verliert. So sind sie eben, die Top-Sportler, unterhalb der Perfektion liegt der Bereich der Betriebsfehler. Und diesen einen Betriebsfehler kann Annika Roloff dazu nutzen, weitere 2 Runden die Führung zu erhalten. Das zweite Schießen bringt ein standesgemäßes 5:1 nach Treffern für Michael Rösch, der sich ohne Strafrunde auf die beiden Schlussrunden machen könnte, aber ein paar Extra-Liegestütze einbaut. Am Ende formiert der Champion vor dem Ziel alle Promi-Wettkämpfer und es geht Hand in Hand unter dem Jubel des Publikums ins Ziel. Welch ein spaßig, munterer Auftakt dieses Biathlontages.
Die Momente des 1. Rennens
Nicht immer hat man das Glück, die besten Momente im Bild festzuhalten. So geht es uns beim 1. Rennen. So steht das Teamfoto der Fantastischen 4 des TV Deutsche Eiche (in grünen Trikots) nur stellvertretend für die großartigen Leistungen von Lena Timmermann (Startnummer 2_5), die mit ihren 10 Schüssen 9 Treffer erzielt und läuferisch mit den besten Männern mithalten kann. Bei ihrer Biathlonpremiere wird die junge Leichtathletin in 5:29 Minuten zweitbeste Wettkämpferin des Tages hinter Nathalie Gerdau aber noch vor der Deutschen Staffel-Vizemeisterinnen im Sommerbiathlon, Jaqueline Schlue oder den starken Sommerbiathletinen des PSV Hannover und der Schützengilde Golmbach. Wir möchten dem TV Deutsche Eiche natürlich kein Leichtathletik-Talent abwerben, doch Athletinnen, wie Lena sucht die Sportart Biathlon und täten ihr gut. Hoffen wir, dass es nicht der letzte Biathlonwettkampf von Lena Timmermann war. Das Geschriebene gilt ganz genau so auch für Hannes Kuhnt (Startnummer 4_5). Der leichtathletische Mehrkämpfer zeigt mit 9 Treffern auch ein ausserordentliches Biathlontalent und hält läuferisch mit den Besten des Tages mit. In 5:12 Minuten erreicht Hannes das 11.-beste der 100 Einzelresultate und liegt damit dicht hinter Ole Tetzlaff und vor Robert Thieke, den beiden Sommerbiathleten, die in diesem Jahr mit Niedersachsens Jugendstaffel Deutsche Vizemeister wurden. Bei diesen beiden großartigen Resultaten wundert es nicht mehr, dass die Fantastischen 4 des TV Deutsche Eiche bei ihrer Biathlonpremiere als Sieger des ersten Rennens gleich den Einzug ins Finale der besten 5 Teams schaffen. Eine besondere Freude ist uns auch das fehlerlose zweite Schießen von Maria Wedekin (Team Volltreffer 12, im roten Dress im Bild oben, rechts unten). Maria ist zum dritten Mal beim Citybiathlon dabei und schafft nun erstmals das perfekte Schießen. Herzlichen Glückwunsch. Zu den Momenten des 1. Rennens gehört auch die Verbesserung des Teams der Öffentlichen. Im vergangenen Jahr Platz 18 unter 19 Teams geht es für das Quartett des Versicherers aus Braunschweig schon bis auf Platz 11 nach vorne. Grit Nowak und Robin Klein schaffen dabei fehlerlose Schießdurchgänge. Weiter so!
Das 2. Rennen
Das Überraschungsteam des Vorjahres, die von Jochen Droste trainierten Gildekids Golmbach (in rot, oben links), könnten ein Finalkandidat in diesem zweiten Rennen sein. Doch auch die SymSporties (in rot, oben mitte) mit den beiden schnellen Run artists, Dirk Urban und Andrei Fergert sowie das verjüngte Team der Stadtwerke Holzminden möchten ein Wörtchen um den Sieg mitsprechen. Läuferisch dürfte auch das Team Fit for Fun gut mithalten, doch wie gut schießen die einstigen Strafrunden-Sammler heute? Und wie stark ist Team 2 des TV Deutsche Eiche, nachdem ihre Vereinskollegen eben großartige Sieger wurden?
Die erste Hälfte dieses Rennens steht im Zeichen der Youngster. Jannis Owsianski, der 6. der Deutschen Sommerbiathlon-Meisterschaften in der Schülerklasse, bringt die Gildekids in Führung. Maya Friedberger wird auf dem zweiten Abschnitt vom 12-jährigen Fußballer, Jona Nolte (im Bild oben, unten links), eingeholt, der bei den Energiebündeln der Stadtwerke Holzminden seines Vaters, Andreas Nolte, dem Vertriebsleiter des Unternehmens, für den erkrankten Steffen Lauritis einspringt. Überholt werden die beiden von SymSportie, Dirk Urban (im Bild oben, oben links). Treffsicher und spannend geht es im dritten Abschnitt zu. Andreas Nolte bringt das Energiebündel der Stadtwerke mit 7 Treffern und 6:49 Minuten in Führung. Doch Celina Stock hält mit 8 Treffern und 6:54 Minuten den Anschluss. Ebenfalls nur wenige Sekunden zurück ist Emilie Singer. Die Französin und Doktorin für Organische Chemie bringt das SymSporties-Team mit 7 Treffern in eine aussichtsreiche Verfolger-Position. Der Schlussabschnitt verspricht Spannung. Maeva Kostrewa kann für die Gildekids trotz 7 Treffer nicht ganz mit den beiden sehr schnellen Schlussläufern David Dierkes (Energiebündel der Stadtwerke) und Andrei Fergert (Schichtleiter der Symrise AG für die SymSporties) mithalten und erreicht für die Gildekids Platz 3 in diesem Rennen. Der Kampf um den Sieg entscheidet sich im letzten Schießen. Während David Dierkes für das Energiebündel der Stadtwerke zwei Fehlschüsse abarbeiten muss, kann Andrei Fergert mit fehlerlosem 2. Schießen vorbeiziehen und mit 7.-besten Leistung des Tages den SymSporties den Sieg und die Finalteilnahme sichern. Ausser Andrei sind in den Top 10-Resultaten nur Wettkampf-Biathleten zu finden. Chapeau also an den Run artist zu dieser tollen Leistung. Das Fit for Fun-Team und die Flitzer des TV Deutsche Eiche sollten weiter an ihrer Treffsicherheit feilen (Fit for Fun: 25 Fehlschüsse, Flitzer: 21 Fehlschüsse). Dann kommen die Verbesserungen der Plätze 15 und 16 automatisch.
Das 3. Rennen: Der Moment des Tages
Es sind die letzten 3 Minuten des 3. Rennens. 4 Teams haben den Zielstrich bereits passiert und einzig der talentierte C-Jugend-Fußballer des SV06 Holzminden, Maarten Ebert ist für das Team Himmelsstürmer noch auf der Strecke. Der schnelle Läufer und treffsichere Fußballer muss 9 Schießfehler auf dem Skilanglauf-Cardiogerät kompensieren. Das Armkraftraubende Gerät ist für Leichtgewicht Maarten sichtbar die Höchststrafe, doch der Himmelsstürmer kämpft. In diesen Minuten übernimmt wieder jener “Geist von Holzminden” die Regie auf dem Marktplatz, wegen dem man diesen Citybiathlon nur lieben kann. Mit wieviel Energie, Lautstärke und noch mehr Empathie nahezu sämtliche Zuschauer den kämpfenden Maarten sozusagen auf Händen tragen und in diesen Momenten eine einzige große Biathlon-Familie bilden, die ihren Filius nicht alleine lässt, das ist einfach ganz groß, erzeugt Gänsehaut und ist das schönste Gesicht, das ein Volkssportevent zeigen kann.
Das sportliche Highlight des 3. Rennens
40 Schüsse setzt das Team des Titelverteidigers, USK Gifhorn, das im Vorjahr als “Unglaubliche Spaßkanonen” den Teamsieg ebenso holten, wie den Einzelsieg durch Steffen Hannich und beim Tourfinale in Ruhpolding ebenfalls ganz oben auf dem Treppchen standen. Phantastische 37 der 40 Schüsse landen im Ziel und veranlassen Michael Rösch am Rande beim Interview zu der Aussage: “die sind ja besser als meine Kaderathleten”. Raphael Kostrewa bringt alle 10 Schüsse ins Ziel und erreicht mit 4:35 Minuten das drittschnellste Resultat des Tages. Nathalie Gerdau bleibt ebenfalls komplett fehlerfrei und wird mit 5:17 Minuten beste Wettkämpferin des Tages. Cedric Kostrewa erleichtert uns in der 3. Runde mit einem Fehlschuss, weil wir befürchteten, dass die roten Lampen der Fehlschussanzeige auf Ziel Nr. 2 möglicherweise defekt seien? Cedric schafft mit 9 Treffern das 6.-beste Einzelresultat und Dennis Gerdau bringt den Sieg mit 8 Treffern und der Gesamtzeit von 20:05 Minuten ins Ziel. Kein Team wird an diesem Tag schneller sein und die Siegerzeit der Unglaublichen Spaßkanonen im Vorjahr betrug 22:12 Minuten auf der exakt gleichen Strecke. Da fällt es maximal schwer, den Namen des Teams über die Lippen zu bringen, denn sie treten als Gifhorner Gurkentruppe an.
Strong Fighters neue beste Zweite
Im Finale der besten 5 Teams wird, neben den 4 Siegerteams, auch das zeitschnellste zweitplatzierte Team stehen. Im 3. der 4. Rennen erobern die 4 Stadtoldendorfer Ju-Jutsu-Kämpfer “Strong Fighters” diesen Platz des besten Zweiten in großartigen 24:03 Minuten, die im 1. und 2. Rennen für den Sieg gereicht hätten. Teamcaptain Rico Haas (im Bild rechts, untere Bildreihe) mit 9 Treffern und 5:15 Minuten und Maico Heise (im Bild links, untere Bildreihe) mit 7 Treffern und 5:22 Minuten erzielen Ergebnisse in der Qualität der geübten Sommerbiathleten. Auch Henri Rogel (im Bild obere Bildreihe) bleibt in 5:57 Minuten noch unter der 6-Minuten-Marke. Noch müssen die vier Kämpfer allerdings das 4. Rennen abwarten, ob ihr Resultat für die Finalteilnahme ausreicht. Doch beeindruckt hat das Quartett des TV87 Stadtoldendorf mit seiner Leistung bereits jetzt.
Mit 32 Treffern gehören die Salzig Sparkassen-Sprinter (im roten Dress) erneut zu den treffsichersten Teams und schaffen Platz 7 in der Teamwertung. Steffi Flügge wiederholt dabei ihre tollen 9 Treffer aus dem Vorjahr. Auch ihre Leistung hätte in den ersten beiden Rennen zur Finalteilnahme gereicht. Zielsicher sind mit 29 Treffern auch die Golden Girls (im schwarzen Dress). Die 4 Sommerbiathletinnen des PSV Hannover erreichen Platz 12 in der Teamwertung.
Das 4. Rennen: Ein Fest für das Publikum
Die Spannung ist groß vor diesem letzten Vorlauf, denn die besten Biathleten Holzmindens treffen als Team “Körperformen” (im weissen Dress) auf das starke Jugendteam der Sommerbiathleten des PSV Hannover, deren Teamname “Gruß geht raus” (im schwarzen Dress, nur Startläufer Ole Tetzlaff in blau) durchaus als Kampfansage verstanden werden kann.
Im Startduell zweier Deutscher Staffel-Vizemeister im Sommerbiathlon geht die erste Runde nach Hannover. Sowohl Ole Tetzlaff als auch Jaqueline Schlue erzielen 9 Treffer, doch Ole übergibt 30 Sekunden vor Jaqueline an Sina Falke, während Jaqueline Olaf Schliephake ins Rennen schickt. Nun läuft es für die Lkalmatadoren gar nicht gut. Sina Falke “grüßt” mit 10 Treffern, während Olaf Schliephake vom MTV Altendorf gleich 250 Meter in der Strafrunde zurücklegen muss. Mit gut 2 Minuten Rückstand auf Greta Thieke schickt Olaf Schliephake den Sieger des 1. Holzmindener Citybiathlons, Jan Fischer, ins Rennen. Beide Sommerbiathleten erzielen 9 Treffer, doch es ist dennoch ein ungleicher Kampf. Jan Fischer holt fast die Hälfte dieser 2 Minuten durch seinen unglaublich schnellen Schießrhythmus auf. Er geht bei seiner Aufholjagd hohes Risiko und reduziert seine Verschnaufpause vor dem ersten Schuss auf einen einzigen tiefen Atemzug. Allein auf der Laufstrecke hätte Jan die 2 Minuten nicht aufholen können, doch sein Risiko wird belohnt und in der letzten Runde bringt er seine Körperformen erstmals in diesem Rennen in Führung und übergibt nach 4:22 Minuten an Schlussläufer Luca Gömann, während zwei Sekunden dahinter Greta Thieke ihren Bruder Robert ins Rennen schickt. Die beiden Schlussläufer eroberten vor einem Monat gemeinsam im Team Niedersachsen zusammen mit Ole Tetzlaff die Silbermedaille im Teamwettbewerb der Deutschen Sommerbiathlon-Meisterschaften. Nun treffen sie als Gegner um den Einzug ins Finale aufeinander. Und es wird schnell deutlich, dass Luca Gömann an diesem Tag von keinem Wettkämpfer im Feld zu schlagen sein wird. Mit bester Schieß- und Laufleistung sichert der 3. der Deutschen Targetsprint-Meisterschaften den Körperformen den Finaleinzug in 21:39 Minuten und legt mit 4:14 Minuten die beste Einzelleistung des Tages hin. Robert Thieke kämpft bis zum letzten Meter und das zahlt sich aus, denn “Gruß geht raus” wird mit 22:57 Minuten schnellster Zweiter und verdrängt die enttäuschten Strong Fighter noch vom 5. Finalplatz.
Top 10-Platzierungen in der Teamwertung erreichen das Team Ghost Rider (im orangenen Dress) als 8. in 27:12 Minuten und die Holzmindener Sparkassen-Buben als 9. in 27:30 Minuten. Die Ghost Rider sind 4 einzeln angemeldete Biathlonfreunde, die sich nicht gesucht, aber gefunden haben. Ihr bester Schütze ist der Schießstandchef des Sommerbiathlons in Golmbach, Marc Neugebauer, der 8 von 1o Schüssen ins Ziel bringt und in 6:10 Minuten die zweitbeste Zeit des Quartetts beisteuert. Schneller ist nur der Uslarer Orientierungsläufer und 3. der World Police- and Firegames im Biathlon, Matthias Blaschke, der trotz 4 Schießfehlern die starke Zeit von 5:48 Minuten erreicht.
Die Sparkassen-Buben legen mit Holger Gläser erstklassig los. Der Kassenwart und Volleyball-Abteilungsleiter des MTV Holzminden erzielt 9 Treffer und benötigt lediglich 5:40 Minuten, was ihn in das beste Viertel der Wettkämpfer bringt. Firmenkundenberater Jan Heine überzeugt mit 7 Treffern, Badminton-Crack Oliver Reese wird von 8 Fehlschüssen ausgebremst und Fußballer Janis Müller kann eine “Bank” im Sparkassen-Team werden, wenn er im Schießen noch zulegt und mehr als die heutigen 4 Treffer einbringt.
Unter unserem besonderen Schutz stehen die Teams, die erstmals beim Citybiathlon dabei sind und hier insbesondere jene, die keinen leistungssportlichen Hintergrund haben. Nur wenn diese Teams, deren Motivation sich auch anders speist, als über eine Finalteilnahme, Freude aus dem Event ziehen, können wir zufrieden sein. Auf die Oberhofer Schneeflocken trifft die obige Beschreibung zu. Die 4 großen Biathlonfans des SV Wahmbeck erzielen mit 32 Treffern ein großartiges Schießergebnis und könnten mit etwas Lauftraining rasch eine enorme Verbesserung erreichen.
Das Finale
Kurz vor 17 Uhr laufen die Protagonisten zum Final Countdown ein. Das sind sie also, die Sieger der 4 Rennen und das beste zweitplatzierte Team. Nach und nach finden auch die Zuschauer nach der 30 minütigen Pause zur Biathlonarena auf dem Marktplatz zurück. Als schnellstes Vorrunden-Team (20:05 min) startet die Gifhorner Gurkentruppe (im dunkleren grün) auf der Bahn 1, die schnellsten Verfolger, Körperformen Holzminden (in weiss, 21:39 min) auf Bahn 2 und “Gruß geht raus” als bester Zweiter und zugleich drittschnellstes Vorlaufteam (uneinheitlich in schwarz und blau, 22:57 min) auf Bahn 3. Die fantastischen 4 des TV Deutsche Eiche (im hellen grün, 26:27 min) auf Bahn 4 und die SymSporties der Symrise AG (in rot, 27:17 min) auf Bahn 5. Hat es das schon mal gegeben bei der Tour, dass keiner der 20 in der Vorrunde eingesetzten Wettkämpfer für das Finale ausfällt? Wir können uns nicht erinnern. Daumen hoch für die auffallend jungen Finalteams.
Michael Rösch gibt den letzten Startschuss des Tages und schickt die 5 Startläufer bei schon fortgesetzter Dämmerung auf die finalen Runden. Die drei Spezialisten-Teams setzen sich vom Start weg etwas ab, was zu erwarten war. Überraschend ist jedoch, dass Jaqueline Schlue vom Team Körperformen als erste übergibt und Olaf Schliephake ins Rennen schickt. In jenem Moment, als der Drittbeste des Tages, Raphael Kostrewa (5 Fehlschüsse) von der Gifhorner Gurkentruppe und Ole Tetzlaff (3 Fehlschüsse) von “Gruß geht raus” am Biathlongewehr schwächeln, nutzt die junge Sommerbiathletin des KSV Derental die Situation nervenstark und zieht mit 9 Treffern vorbei, während die Jungs in der Strafrunde kämpfen. Nicht alle kommen mit den erschwerten Schießbedingungen in der einsetzenden Dunkelheit gleich gut zurecht. Raphael muss 5 Strafrunden hinnehmen und verliert dadurch im Vergleich zu seinem überragenden Vorlauf rund 90 Sekunden. Bei Übergabe an Nathalie Gerdau beträgt der Rückstand des Favoriten 30 Sekunden auf das Team Körperformen und 20 Sekunden auf “Gruß geht raus”.
Nathalie Gerdau kämpft für die Gifhorner Gurkentruppe um den Anschluss und macht am Biathlongewehr fast alles richtig. 9 Treffer (insgesamt 19 Treffer mit 20 Schüssen an diesem Tag), doch zur gleichen Zeit wachsen Olaf Schliephake für das Team Körperformen mit 8 Treffern und 5:49 Minuten und Sina Falke mit 10 Treffern (kein einziger Fehlschuss mit 20 Schüssen) und 5:41 Minuten über sich hinaus und so kann Nathalie mit 5:50 Minuten keine Aufholarbeit leisten. Ganz stark läuft auf Platz 4 SymSportie Dirk Urban. Der Run Artist wiederholt seine 6 Treffer aus dem Vorlauf doch steigert sich um gleich 46 Sekunden auf 5:29 Minuten. Als 20. der Einzelwertung ist er der einzige Wettkämpfer im ersten Viertel der Ergebnisse, der seine Leistung trotz 4 Strafrunden erzielen kann. Lena Timmermann kann ihre tollen 9 Treffer aus dem Vorlauf bestätigen kommt aber läuferisch nicht mehr an ihre Vorlaufleistung heran. Die fantastischern 4 des TV Deutsche Eiche sind zur Halbzeit des Finals auf Platz 5.
Damit wird er nicht gerechnet haben, Jan Fischer, das er als Führender von Olaf Schliephake in diesen 3. Abschnitt geschickt wird. Zu sehr musste man dafür mit der Gifhorner Gurkentruppe rechnen. Statt Aufholarbeit leisten zu müssen geht es nun für den Sieger des 1. Holzmindener Citybiathlons darum, den Vorsprung von 31 Sekunden auf die Gifhorner, die mit Cedric Kostrewa starten, zu vergrößern und die bis hierhin nicht abgeschüttelten Youngster von “Gruß geht raus”, die mit Greta Thieke in den 3. Abschnitt gehen, zu distanzieren. Beides gelingt dem ambitionierten Sommerbiathleten, der nach über einem Jahr Verletzungspause gerade auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist, glänzend. 8 Treffer reichen ihm dafür, denn seine Stärke liegt in dem enorm schnellen Schießrhytmus, durch den er mehr Zeit gewinnt, als er durch die jeweils eine Strafrunde verliert. So übergibt Jan Fischer an Schlussläufer Luca Gömann rund 70 Sekunden Vorsprung auf die Gifhorner Gurkentruppe, für die Cedric Kostrewa von Platz 3 auf 2 vorläuft und in 5:22 Minuten das bisher beste Einzelergebnis seines Teams in diesem Finale erzielt. Greta Thieke übergibt an 3. Stelle mit einer weiteren Minute Rückstand auf ihren Bruder Robert, während Emilie Singer für die SymSporties rund 50 Sekunden Vorsprung gegen den aufholenden Jannick Zieschang in die Schlussrunde retten kann.
Leider können wir vom Zieleinlauf keine Bilder anbieten, also erzählen wir ihn: Luca Gömann bringt den Sieg der Lokalmatadoren sicher nach Hause. 8 Treffer und 4:47 Minuten reichen dem Besten des Tages (4:14 Minuten im Vorlauf) um mit dem Team Körperformen den Biathlonstaffel-Stadtmeistertitel in 20:50 Minuten zurück nach Holzminden zu holen. Entthront wird dabei der Vorjahressieger aus Gifhorn, für den Dennis Gerdau Platz 2 in 22:21 Minuten ins Ziel bringt. Es war nicht das Finale des sympathischen Quartetts aus der Mühlenstadt, deren Vorlaufleistung von 20:05 Minuten wohl zum Sieg gereicht hätten. Platz 3 holt Robert Thieke für das jüngste Finalteam, “Gruß geht raus” in 23:29 Minuten. Andrei Fergert bringt für die SymSporties den 4. Platz gegen den heranstürmenden Hannes Kuhnt vom TV Deutsche Eiche mit 37 Sekunden Vorsprung ins Ziel.
Annika Roloff und Michael Rösch zeichnen in der nun heimeligen Atmosphäre des spärlich beleuchteten Marktplatzes alle Wettkämpfer mit Erinnerungsmedaillen aus. Die Übergabe der Pokale für die Finalteams, der 4 Biathlon-Tour-Jacken als Sonderpreis für die SymSporties als bestes Team ohne regelmäßiges Biathlontraining, der Shootingstar-T-Shirts und Gutscheine für das Holzmindener Erlebnis-Bergwerk für die besten 3 Teams und der Reise zum Finale der Biathlon Deutschland-Tour an das komplette Team Körperformen bilden den Abschluss eines Biathlon-Festtages, der ein neues Kapitel der Holzmindener Biathlonbegeisterung schreiben konnte. Der Dank dafür gilt allen Wettkämpfern/innen und dem Holzmindener Publikum, die ein wahrlich brillantes Duo bilden. Das gilt ebenso für das Star-Duo, Annika Roloff und Michael Rösch, die Olympiaflair auf den Holzmindener Marktplatz brachten und vom Sponsoren-Frühstück über das Promirennen bis zur Siegerehrung viel Zeit und Muße mitbrachten. Herzlichen Dank an das sympathische Unterhaltungs-Duo, DJ Sonoro und Moderator Tullio Poeti, die ebenso zu Säulen dieses Citybiathlons geworden sind, wie die Sponsoren (Braunschweiger Landessparkasse, Symrise AG, Stiebel Eltron, Stadtwerke Holzminden, Brauerei Allersheim, Intersport Schwager, um hier nur die größten zu nennen). Bei Dankeszeilen oft vergessen werden die fleissigen Helfer im Hintergrund. Hier in Holzminden ist Alfred Hoffmann mit seinem kleinen Team der Erste, der den Marktplatz am Morgen betritt und der Letzte, der ihn am Abend verlässt. In dieser Zeit bringt er alles in Position und verliert dabei nie seine ansteckend gute Laune. Das gilt nicht minder für Jochen Droste, den Rentner, der sein Arbeitspensum von Jahr zu Jahr erhöht und der diesen Citybiathlon so spürbar mit viel Herzblut begleitet. Unser Dank gilt, neben Jochen Droste auch Hermann Meyer, der als 1. Vorsitzender des MTV Altendorf erneut mit einem Team seines Clubs die Streckenbetreuung übernimmt und bestens im Griff hat. Der abschließende Dank gilt natürlich den Organisationskünstlerinnen des Holzmindener Stadtmarketings. Katrin Konradt, Christina Littkemann und Inga Schaper laufen den Organisations-Biathlon als bestens eingespieltes Team, setzen ihre Volltreffer und kommen ohne jede Strafrunde ins Ziel. Auf ein Neues also, Ihr Lieben. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen am Sonntag, den 25.10.2020.
Bilder: Jörg Helwig Text: Martin Bremer